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Schutzlos: Thriller (German Edition)

Schutzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schutzlos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Kleinigkeit. Das war bei Streitereien unter Mandanten ausnahmslos der Fall, hatte ich bemerkt. Ich sprach mit Ryan, der nüchtern klang, und erzählte ihm, es habe einen Zwischenfall bei Bill Carter gegeben, aber alle seien wohlauf. Amanda und Bill seien in Schutzhaft. Ich beendete das
Gespräch, bevor eine aufgeschreckte Joanne an den Apparat kommen konnte.
    Es war etwa sechs Uhr abends, und ich begann müde zu werden.
    Meine Anruferkennung meldete DuBois.
    »Ja, schießen Sie los.«
    »Ich habe ein paar Sachen. Erstens, der Hubschrauber: Der Flug war nirgendwo angemeldet. Ich habe überlegt, was das bedeuten könnte. Es war wohl kein Regierungshubschrauber, wie Polizei oder Feuerwehr …«
    »Unwahrscheinlich.«
    »Was heißt, er ist nicht gechartert. Verleihfirmen sind sehr streng, was Flugpläne angeht. Sie könnten ihre Zulassung verlieren, wenn ein Flug nicht angemeldet wird. Der Vogel muss also in Privatbesitz sein.«
    »Ein Investmentbanker wie Pamuk könnte einen haben«, sagte ich. »Oder er arbeitet mit einem reichen Klienten zusammen.«
    »Und was die Graham-Sache angeht, habe ich ein paar Resultate der ORK-Analyse.«
    »Das ging ja schnell.«
    »Sie sagten, Sie wollten es schnell haben. Ich habe Adressen.«
    »Irgendwelche hier in der Gegend?«
    »Tatsächlich, ja. DuPont Circle.«
    Das war eine der Möglichkeiten gewesen, auf die ich spekuliert hatte. Greenwich Village oder Fells Point in Baltimore waren andere mögliche Orte, aber sie wären problematischer gewesen, da ich persönlich hinfahren wollte.
    »Schicken Sie mir die Adressen per E-Mail. Gute Arbeit.«
    »Ich forsche immer noch nach den Ärzten. Ich mache Querverweise zu Spezialisten. Wo, glauben Sie, haben Sie Loving getroffen?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Wenn Sie einen Knochen getroffen haben, könnte es einen Unterschied machen.«
    »Wie das?«
    »Er würde dann wahrscheinlich versuchen, jemanden mit orthopädischer Ausbildung zu finden. Es würde die Suche einengen, meine ich. Sie können sich nicht erinnern?«
    »Nein.«
    »Oh.« Sie klang frustriert. »Ich wünschte, es wäre ein Spezialgebiet. Etwas wie Hals, Nasen, Ohren.«
    »Tja, ich weiß nun mal nicht, wo ich ihn getroffen habe.«
    »Okay. Ich gehe der Sache nach. Ich schicke Ihnen jetzt eine SMS.«
    Einen Augenblick später waren die Informationen zu dem Graham-Fall auf meinem Handy. Ich las sie rasch durch, dann hielt ich am Straßenrand. Ich kopierte eine der Adressen in mein Navigationsgerät, drückte auf START ROUTE und folgte gehorsam den Befehlen der künstlichen weiblichen Stimme.

31
    Ich fuhr zum DuPont Circle, wo früher Baumwollindustrie, ein stechend riechender Wasserweg und ein berühmter Schlachthof zu Hause gewesen waren. Jetzt gehörte das Viertel zu den schickeren Gegenden der Hauptstadt.
    Das Navi – dessen Stimme ärgerlicherweise wie die von Westerfields Assistentin Chris Teasley klang – führte mich zu einem Schaufenster an der Connecticut Avenue. Es war ein Laden, in dem einige sich langsam bewegende Angestellte gebrauchte CDs verkauften. Die Kunden waren größtenteils in den Zwanzigern,
neben einigen schmutzigen, bärtigen Musikliebhabern in meinem Alter. Ich ging zu einem jungen Mann hinter der Ladenkasse, zückte meinen Ausweis und zeigte ihm ein Bild des Asiaten, der die Goldmünzen in New Jersey abgeholt hatte, einem Täter im Scheckfälschungsfall Graham.
    Er behauptete, nichts zu wissen. Ich fragte vier oder fünf andere Leute. Niemand schien etwas von eigentümlichen Schecks oder Asiaten zu wissen.
    Schließlich warf ich einen letzten Blick auf den Laden und ging aus der Tür, an der eine malerische altmodische Glocke bimmelte. Ich sah mich um und ging in einen Coffee Shop in der Nähe. DuPont Circle lebt von seinem Chic, und den hatte das Café zuhauf. Der Akzent war ein Hinweis darauf, ebenso wie das Preisschild »25 Dollar pro Pfund« in einem Behälter mit schwarzen Bohnen. Ich bestellte einen schwarzen kolumbianischen Filterkaffee, der billigste Posten auf einer Karte voller exotischer Gebräue, die alle nicht das waren, was ich unter Kaffee verstand, so lecker sie auch schmecken mochten.
    Ein weiteres, jahrealtes Bild, auf das ich nicht besonders erpicht war, tauchte in meinem Kopf auf. Peggy hatte ihren Lieblingskaffee bestellt, einen Mochaccino. Ich wusste nie, was das genau war. Aber ich erinnerte mich, wie sich ihr herzförmiges Gesicht mit überschäumender Vorfreude dem Getränk zuwandte. Sie hatte einmal bemerkt, dass sie

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