Schutzlos: Thriller (German Edition)
Seelennot).
Damals, an der Unfallstelle, war es Sammy und Jeremy gelungen, trotz der Bemühungen ihrer Mutter nach draußen zu spähen. Jeremy, der ältere, war entsetzt über das, was er sah, und begann hemmungslos zu schluchzen. Sam dagegen sagte: »Dad, der Mann, der da liegt, hat keine Hand. Wie kann der denn ein Eis essen?« Es war keine Tragödie für ihn, sondern eher ein Rätsel.
Man kann einfach nicht wissen, wie junge Menschen auf Traumata reagieren.
Ich sah Sams unerschrockenes und neugieriges Gesicht in Amandas widergespiegelt.
»Alles in Ordnung, Darling?«, fragte ich und überraschte mich selbst mit der Verwendung der Koseform.
Sie sah mich an, nickte und studierte dann Carters Flinte, die offen auf dem Sitz neben ihr lag.
Ich rief Freddy über Kurzwahl an.
»Hallo«, sagte er.
»Sind Sie dort?«
»Hübsch hier. Wär vielleicht was für meinen Ruhestand.«
Ich hatte die Annehmlichkeiten von Carters Sommerhaus gar nicht richtig gewürdigt.
»Und?«
»Sie sind weg.«
»Mit dem Hubschrauber?«
»Muss wohl so sein.«
»Wissen wir irgendwas über das Ding?«
»Negativ bisher. Wir klappern noch die Häuser in der Umgebung ab. Ein paar Schlaumeier berichten, sie hätten einen Hubschrauber tief und in der Nähe gehört. Sie dachten, er kommt runter, in dem Sinn, dass er abstürzt, meine ich. Es gab ein paar Anrufe über die 911. Niemand…«
»… hat etwas gesehen?«
»Interessante Frage, mein Sohn. Sie haben geschaut, aber sie haben nur den Radau gehört und Laub und Staub gesehen. Er ist zwischen zwei Baumgruppen gelandet, die nicht viel mehr als zehn Meter auseinanderstanden. Das erfordert einiges Geschick.«
»Nicht nur das, es erfordert das richtige Gerät. Ein teures… Habt ihr den Wagen gefunden?«
»Wurde vor Monaten gestohlen. Nummernschilder von wieder jemand anderem. Wir haben gehofft, die Abdrücke des Partners zu kriegen, aber absolut nichts gefunden.«
»Die Nachbarn?«
»Sind wohlauf.«
Ich sagte Carter und Amanda Bescheid wegen ihrer Freunde, dann wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder Freddy zu. »Ich lasse Claire den Hubschrauber ausfindig machen«, sagte ich zu ihm. Unsere Organisation fliegt ständig Mandanten im Land herum, manchmal auch ins Ausland; deshalb haben wir gute Kontakte zur Luftfahrtbehörde und zu privaten Chartergesellschaften. Der Umstand, dass der Helikopter offenbar klein gewesen war und folglich eine geringe Reichweite besaß und
irgendwo nicht allzu weit weg von hier beheimatet sein musste, würde DuBois einen Ansatzpunkt bei der Suche nach dem Verleiher liefern.
»Jemand ist verletzt«, fuhr Freddy fort. »Wir haben Blut gefunden.«
»Wo?«
»Am Straßenrand. An der Mauer und an ein paar Büschen. Und auf einem Pfad.«
»Das ist Loving. Ich habe ihn erwischt. Er war danach noch auf den Beinen. Wie viel Blut?«
»Nicht sehr viel. Wir haben seine Fußabdrücke und die des Partners gefunden.«
»Ich lasse Claire wegen ärztlicher Behandlung recherchieren.«
»Hören Sie, Corte …«
»Westerfield«, sagte ich.
»Haben Sie mir das angetan?«, fragte Freddy.
»Was ist mit ihm?«
»Zum einen ruft er ständig an. Er ruft mich an, er ruft alle an. Was haben Sie getan?«
»Er will meine Mandanten in einem Knast unterbringen. Damit liegt er falsch, aber er wollte nicht auf mich hören. Also habe ich mehr oder weniger …« Ich suchte nach einer beschönigenden Umschreibung.
»… Ihren Job riskiert, indem Sie den Justizminister der Vereinigten Staaten zum Narren gehalten haben. Und die halbe Bundesregierung haben Sie auch verärgert.«
»Loving hat zu viele Kontakte in D.C.«, sagte ich. »Ich konnte es nicht riskieren.«
»Mir egal. Das ist Ihre Angelegenheit, Corte. Ich kriege nichts ab dabei.«
»Rufen Sie mich an, wenn die Spurensicherung etwas findet. Loving ist auch durch Carters Haus gegangen.«
»Wird gemacht.«
Wir beendeten das Gespräch. Kaum hatten wir es getan, erschien die Nummer meines Chefs im Display. Und die von Westerfield. Ich wies beide Anrufe zurück und rief DuBois an. Ich erklärte ihr, was vor sich ging, und erzählte ihr dann von dem Hubschrauber. »Finden Sie ihn, wenn möglich.«
»In Ordnung.« Sie notierte sich die Einzelheiten.
»Und Loving ist verwundet«, fügte ich an.
Worauf die sittsame junge Frau erwiderte: »Sie haben ihm ein Stück herausgeschossen. Das ist gut.«
»Ich möchte, dass Sie herauszufinden versuchen, wo er sich behandeln lässt.«
Es gibt die gesetzliche Vorschrift, dass
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