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Schutzlos: Thriller (German Edition)

Schutzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schutzlos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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gern Lebensmittel kaufen ging, weil sie es tröstlich fand, Leute dabei zu beobachten, wie sie ihre speziellen Leckereien kauften.
    »Das Leben ist schwer«, hatte sie gesagt. »Es sind die kleinen Dinge, die es uns durchstehen lassen.«
    Wie wahr, hatte ich damals gedacht. Wie wahr, wusste ich heute.
    Ich trank von dem Kaffee, stellte die dampfende Tasse ab und begann eine SMS über meine Fortschritte im Fall Graham zu verfassen, als ich ein Quietschen hörte – die Eingangstür. Ich
blickte auf das Display meines Handys, als ich einen Schatten über mir spürte. Ich hob den Kopf, wandte mich um und blickte in das Gesicht eines Mannes von Anfang zwanzig. Er war weiß, gutaussehend, schlank und trug Jeans und ein schwer verknittertes gestreiftes Hemd.
    »Ja?«
    »Ich arbeite in dem CD-Laden, in dem Sie gerade waren.«
    Als ich nichts sagte, wiederholte er. »Ich arbeite dort.«
    »Wie heißen Sie?«
    »Stu.« Er musterte mich aufmerksam. »Sie haben ein paar Sachen gefragt? In dem Laden?«
    Seine Aussagen klangen alle wie Fragen.
    Ich sah ihn an. Er senkte rasch den Blick.
    »Was wollen Sie?«, fragte ich schließlich.
    »Sie haben nach Jimmy Sun gefragt. Ich kenne ihn.«
    »Wissen Sie, wo er jetzt ist? Ich muss ihn finden.«
    »Sind Sie so was wie ein FBI-Agent?«
    »Wo ist Jimmy? Wissen Sie es?«
    Ein Zögern. »Nein, weiß ich nicht.«
    »Setzen Sie sich.« Ich machte eine auffordernde Handbewegung.
    Er setzte sich und verschränkte die Hände vor sich auf dem Tisch. Leute, mit denen ich zu tun habe, sitzen gelegentlich exakt in dieser Haltung da, nur tun sie es, weil sie mit Handschellen gefesselt sind.
    »Woher kennen Sie Jimmy?«, fragte ich streng.
    »Er kommt manchmal in den Laden. Er mag Musik. Wieso haben Sie dort nach ihm gesucht? In dem Laden?«
    »Ich habe ihn über Kreditkartenbelege aufgespürt. Er kauft dort ein.«
    »Ach so. Natürlich.«
    »Er steckt in großen Schwierigkeiten. Es würde sehr helfen, wenn wir ihn finden könnten.«
    »Ich dachte … ich meine, ich habe gehört, dass es ein Problem gab. Etwas mit einem Scheck.«
    »Eine Fälschungsgeschichte.«
    »Aber die Sache wurde doch fallen gelassen«, sagte Stu. »Ich habe gehört, dass sie fallen gelassen wurde. Also ist er nicht mehr in Schwierigkeiten.« Er hob die Hände und lächelte seicht.
    Ich lächelte nicht. »Sie wurde von der Polizei von Washington D. C. fallen gelassen.«
    »Ahm …«
    »Aber es gibt verschiedene Zuständigkeiten für ein und dasselbe Verbrechen, verstehen Sie?«, fuhr ich fort. »Das kann eine geografische Zuständigkeit sein. Wenn Sie etwa Postbetrug begangen haben, können Sie in allen einzelnen Bundesstaaten schuldig sein, in denen Sie Leute übers Ohr gehauen haben, in allen fünfzig, wenn es sein muss. In jedem ein eigenes Verbrechen. Oder die Zuständigkeit kann sich auf die Gewalt einer Körperschaft beziehen. Der Mord an einem Bundesagenten zum Beispiel ist sowohl ein Bundesverbrechen als auch eins in einem Bundesstaat.«
    »Oh.«
    »Dieser Jimmy Sun hat das Scheckbuch des Opfers im District gestohlen. Die Polizei von D.C. kann beschließen, den Fall einzustellen. Aber er hat das Internet zur Geldwäsche benutzt.«
    »Geldwäsche?«
    »Er hat Goldmünzen gekauft und sie vermutlich verkauft, um an Bargeld zu kommen. Das ist Geldwäsche.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Und das fällt in meine Zuständigkeit. Es ist ein Bundesvergehen, und ein ernstes dazu. Also, Stu, wenn Sie irgendetwas über diesen Jimmy Sun wissen, rate ich Ihnen, es mir zu sagen. Einen Bundespolizisten zu belügen ist ebenfalls strafbar. Und
einen Verdächtigen zu beherbergen könnte zu einer Anklage wegen Verdunkelung führen. Das sind sehr schwerwiegende Vorwürfe.«
    »Aber wenn niemand verletzt wurde und das Opfer die Sache nicht verfolgen wollte … Wo ist dann das Problem?«
    »Die Gefühle des Opfers sind irrelevant.«
    »Das ergibt keinen Sinn.«
    »Nun, Stu, sagen wir, ich ermorde Sie.« Er blinzelte. »Sie sind tot. Sie haben keine Gefühle mehr, weder solche noch solche. Richtig?«
    »Vermutlich. Ich meine, nein.«
    »Aber es ist trotzdem ein Verbrechen. Oder sagen wir, ich bin ein brutaler Schläger. Ich stehle Ihr Auto, aber Sie haben Angst vor mir und wollen den Diebstahl nicht anzeigen. Es gibt aber jede Menge Zeugen, die mich gesehen haben. Dann kann mich die Polizei trotzdem verhaften. Sie sagen nicht gegen mich aus, aber andere Leute tun es. Ich gehe ins Gefängnis.«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Ich habe einen

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