Schutzlos: Thriller (German Edition)
klar«, sagte Garcia nach einem Blick aus dem Fenster.
Von Ahmad kam ein Echo.
Dann kam Ryan näher zu mir gehumpelt, die Haut um seine trunkenen Augen war faltig. »Kommen Sie, Corte, wir können ihn kriegen. Wir schaffen es. Wir sind zu viert. Herrgott noch mal, wir laufen vor einem einzigen Mann weg!«
»Zwei«, verbesserte Joanne. »Sein Partner. Und er könnte noch mehr Leute haben.«
Ryan beachtete sie nicht. »Sie haben gerade Verstärkung angefordert«, sagte er zu mir. »Es ist doch alles perfekt. Er weiß nicht, dass wir Bescheid wissen. Er wird in eine Falle laufen. Wir können ihn ins Kreuzfeuer nehmen!«
»Nein«, sagte ich. »Meine Aufgabe ist es, Sie wegzubringen.«
»Ich habe es satt wegzulaufen. Ich habe diesen ganzen Mist satt. Scheiß drauf, Corte. Bringen Sie Joanne und Maree in dieses sichere Haus. Ich bleibe. Und er auch.« Er sah zu Ahmad, der zwei Waffen trug.
»Wir verschanzen uns nicht zu letzten Gefechten, Ryan. Zu viele Unschuldige.«
»Es werden immer Unschuldige in der Nähe sein, Corte. Es wird immer Ausreden geben, um nicht das zu tun, was zu tun wäre.«
»Ryan!«, fuhr Joanne ihn an. »Bitte! Ich habe Angst.«
Ich sagte ruhig: »Das ist weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt für ein Feuergefecht. Es wäre unvernünftig, sich jetzt auf einen Kampf einzulassen.« Womit ich implizierte: Das sichere Haus, zu dem wir unterwegs sind, ist besser.
»Liebling«, bettelte sie. »Bitte.«
Mit dem obligatorischen angewiderten Blick griff Ryan nach seinen Sachen. »Scheiße.«
Ich blickte über Ahmads Schulter in den Hof des Motels. Was mich störte, waren die Dutzende von schwarzen Fenstern auf der anderen Seite des Parkplatzes und des Gartens. Wir würden uns nach Verlassen der Suite links halten und fast zwanzig Meter freie Fläche überqueren müssen, wo wir diesen Fenstern ausgesetzt waren, ehe wir zu dem Durchgang kamen, der uns auf die Rückseite des Gebäudes führte, wo der Yukon stand.
Ich betrachtete die Fenster der Räume, die direkt auf uns herausgingen. Man konnte sie nicht öffnen, aber jeder Killer oder Lifter in der Welt kennt die Zwei-Schuss-Technik, mit der man durch Fenster feuert – der erste Schuss zielt weit daneben in den Himmel oder in den Boden, um die Glasscheibe zu beseitigen, ohne dass dein Ziel merkte, dass es unter Beschuss ist, und dann kommt einen Moment später der Schuss, der das Geld bringt.
Trotzdem würden wir es riskieren müssen. Ich wusste, der
Yukon war sicher. Sein Alarmsystem machte Meldung an den Schlüsselanhänger in meiner Tasche, wenn jemand auch nur auf die Stoßstange hauchte. Ich beschloss, uns in Gruppen aufzuteilen. Auf diese Weise konnten Loving oder sein Partner – ein guter Schütze, wie ich inzwischen aus persönlicher Erfahrung wusste – nicht alle Sicherheitsbeamten gleichzeitig treffen. »Wir gehen zu dem Van hinter dem Gebäude, in drei Gruppen. Garcia, Sie gehen mit Maree. Ahmad mit Joanne. Ryan mit mir.« Ich malte ein U in die Luft. »Garcia, Sie zuerst«, erklärte ich, »zur Tür hinaus und den Gehweg links entlang. Halten Sie an dem Durchgang zum Parkplatz und geben Sie uns Deckung. Ahmad, Sie als Nächster. Gehen Sie bis zum Parkplatz durch und halten Sie dort. Sie decken die Rückseite ab.«
»Roger.«
»Wir gehen dann als Nächste und sichern Ihren Rückzug zum Parkplatz«, sagte ich zu Garcia.
Marees hübsches Kinn zitterte, sie sah aus, als würde sie gleich weinen. Alle Schnoddrigkeit war komplett verflogen. Sie war in vielerlei Hinsicht ein Kind im Körper einer Frau.
»Ich starte den SUV über Fernbedienung. Springen Sie hinein und legen Sie die Gurte an. Okay. Los.«
Marre und Garcia bewegten sich langsam den Gehweg entlang, während ich im Eingang kauerte und nach Bedrohungen Ausschau hielt. Ich konnte keine offensichtlichen entdecken.
Mein Telefon läutete.
»Freddy?«
»Nur der Vollständigkeit halber, er hat dasselbe wieder versucht – falschen Alarm. Im Prince-William-County gab es zehn Anrufe wegen bewaffneter Überfälle. Genau wie Sie vermutet haben.«
Ich hatte nicht vermutet. Ich lernte Lovings Strategie.
»Aber unsere Leute sind unterwegs. Sagen wir in fünfzehn Minuten von jetzt an.«
»Wir brechen auf. Er hat vor einer Dreiviertelstunde von uns erfahren. Er muss inzwischen sehr nahe sein. Ich kann nicht reden.« Ich brach die Verbindung ab.
Garcia und Maree standen hinter einer Säule, der Agent suchte diese schwarzen, höhnisch grinsenden Fenster ab, die auf
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