Schutzlos: Thriller (German Edition)
die Windschutzscheibe. Das Glas brach nicht; es war widerstandsfähig, aber nicht kugelsicher, wenn die Kugel den richtigen Mantel hatte. Deshalb war ich froh, dass es noch keine direkten Treffer in die Fenster gegeben hatte. Es war allerdings nicht verwunderlich – Loving würde nicht riskieren wollen, Ryan zu treffen.
Dann, kurz vor dem Eingang des Motels, wartete ein gerades Stück Zufahrt.
»Achtung!«, rief ich. »Sie werden beide in etwa fünf Sekunden freie Schussbahn haben. Zielen Sie auf den Kühlergrill, versuchen Sie, den Motor zu zerstören.«
»Nein, auf die Windschutzscheibe!«, rief Ryan.
Ich sagte nichts weiter, erklärte nicht, dass man in einer solchen Situation vernünftigerweise auf ein lebenswichtiges Teil des Autos zielt – man müsste unter Umständen wie diesen schon sehr viel Glück haben, den Fahrer zu treffen.
Aber gerade als der Wagen ruhig lag, machte Loving die Lichter aus und schwenkte nach rechts; der Dodge holperte hinter
einen Busch in einer Kurve der Zufahrt und verschwand über den Rasen.
»Kein Ziel«, rief Ahmad ruhig.
Aber ich verlangsamte nicht. Ich raste weiter rückwärts, und meine schwitzenden Hände umklammerten das Lenkrad so fest, dass ich Krämpfe in den Handgelenken bekam. »Garcia, rufen Sie Fredericks an. Sagen Sie ihm Bescheid.«
»Jawohl.«
Er machte Freddy auf unsere Lage aufmerksam, dann nahm er wieder eine Verteidigungsstellung ein, wobei er mehr oder weniger quer über Joanne lag. Maree kauerte in der Ecke und weinte.
»Festhalten, Vorsicht mit den Waffen«, rief ich und knallte mit fast achtzig Stundenkilometern auf die nächste Bodenschwelle, immer noch im Rückwärtsgang. Wir sprangen in den Vorhof des Motels und sausten weiter zur Rückseite, mit einem raschen Blick in die Eingangshalle, wo der verängstigte Angestellte am Empfang telefonierte.
»Loving«, rief ich. »Wo ist er?«
»Nicht zu sehen«, rief Ahmad zurück.
Das Getriebe schrillte inzwischen, und das Bodenbrett schien heiß zu werden. Der Rückwärtsgang war nicht für solche Geschwindigkeiten ausgelegt.
»Wir kommen zum Ende der Zufahrt«, rief ich. »Hohe Schwelle! Finger vom Abzug und festhalten.«
Ohne zu verlangsamen setzten wir über den Bordstein und rasten durch den schmalen Durchgang, den wir zehn Minuten zuvor als Zweierteams benutzt hatten, um zum rückwärtigen Parkplatz zu gelangen. Ich zerstörte eine Reihe niedriger Büsche und schoss auf eine betonierte Veranda, die in den Parkplatz hineinragte. Die farbenfrohen Gartenmöbel flogen in alle Richtungen davon. Das Glas der Tische zersprang mit Getöse. Ich zog das Fahrzeug nach links und trat in die Bremse, bis es stand. Ich rang nach Atem, meine Schulter schmerzte.
Auf der anderen Seite des Parkplatzes verlief parallel zum Hotel ein zwei Meter hoher Palisadenzaun. Links davon war eine etwa einen Meter zwanzig hohe Ziegelmauer, rechts kam die Zufahrt, durch die wir soeben gekommen waren, und dahinter lag ein kleines Wäldchen.
»O nein, nein, nein«, heulte Maree. »Wir sitzen in der Falle. Was tun wir jetzt? Großer Gott!«
»Alles wird gut«, sagte Joanne zu ihrer Schwester.
»Ich habe so eine Scheißangst.«
»Halten Sie weiter auf den Durchgang, die Zufahrt und die Bäume«, sagte ich zu Ahmad und nickte in die Richtung, aus der wir gerade gekommen waren.
»Garcia, die Ziegelwand.«
»Jawohl, Sir. Ich bin drauf.«
»Schatten im Durchgang«, sagte Ahmad. »Jemand kommt. In einem Wagen, wie es aussieht.«
»Los!«, schrie Ryan. »Rammen Sie ihn! Er muss jeden Moment rauskommen. Er denkt, Sie fliehen immer noch. Geben Sie Gas!«
Ich beachtete ihn nicht.
Ahmad hatte sein Fenster ein Stück weiter geöffnet und die Waffe auf den Durchgang gerichtet.
»Was werden Sie tun?« Die drängende Frage kam nicht von Ryan, wie ich vielleicht gedacht hätte, sondern von seiner Frau.
Ich antwortete auch ihr nicht.
»Der Schatten kommt näher«, sagte Ahmad.
Ich blickte in die Richtung. Ein Wagen folgte langsam unserer Route über den Gehweg. Vorsichtig.
»Das ist er«, sagte Ryan. »Die Lichter sind aus. Rammen Sie ihn! Rammen Sie ihn!«
»Garcia, die Ziegelmauer. Bleiben Sie drauf.«
»Jawohl, Sir.«
»Vergessen Sie die Scheißmauer. Er kommt über den Weg
zwischen den Gebäuden«, platzte Ryan heraus. »Das sieht man doch.«
»Nein, tut er nicht«, sagte ich. »Loving hat jemanden gezwungen, in seinem Wagen langsam hier heraufzufahren. Genau wie in Fairfax. Er und der Partner teilen sich auf, um uns von
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