Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
Vom Netzwerk:
Kluftinger grinste, denn Maiers Wortmeldungen klangen ein bisschen wie die kryptischen Durchsagen, die in Kaufhäusern immer wieder zu hören waren: Siebzehn bitte Zweiunddreißig rufen. Siebzehn bitte Zweiunddreißig.
    »Hörst du mich?«
    »Laut und deutlich«, erwiderte Kluftinger genervt.
    »Ich habe da wieder ein Subjekt …«
    »Ein was?«
    »Ein Subjekt, diesmal auf ein Uhr. Der Mann mit der dunklen Trachtenjacke und dem …«
    »Meinst du den Bürgermeister? Der mit dem Hut in der Hand?«
    »Ich … äh … over and out.«
    Der Gottesdienst war zu Ende, und die Masse geriet ein wenig in Bewegung, als vor dem Museum drei Alphornbläser Aufstellung nahmen. Es ertönten gerade die ersten sonoren Klänge aus ihren riesigen Instrumenten, da meldete sich Hefele: »Hört mal, ich hab da vielleicht was.«
    »Wer spricht da?«, schaltete sich Maier sofort ein.
    »Herrgott, Richie, ich bin’s, der Roland. Jetzt halt mal die Klappe, das ist vielleicht ernst. Gerade ist einer an mir vorbeigelaufen, Mitte dreißig, eins achtzig, dunkles Haar, grüner, dicker Parka. Wirkt ein bisschen nervös und schaut sich dauernd um. Der passt zwar zu keinem der Phantombilder, aber ich weiß nicht … schaut ihn euch einfach selber mal an.«
    »Hier Überwachungswagen, ich hab ihn schon auf dem Schirm. Er läuft direkt Richtung Eingang. Innenraum eins, dich müsste er als Nächsten passieren.«
    »Ich hab ihn. Achtung, ich bleib an ihm dran. Klufti, übernimmst du meine Position?«
    »Nein, ich bleib hier, hier hab ich den besten Überblick. Seh ihn auch.« Der Mann lief quer über den Hof, aber im Gegensatz zu den anderen orientierte er sich nicht an der Masse und lief auch nicht direkt zum Eingang, sondern schlug einen Haken und blieb etwa zwanzig Meter hinter dem Pulk zurück. Der Kommissar sah, dass Strobl an ihm dran war, was ihn etwas beruhigte. Dennoch machte sich ein beklemmendes Gefühl in ihm breit. Er hatte nach der Festnahme von Strehl in Wien immer wieder daran gezweifelt, dass die Schutzpatronbande tatsächlich zuschlagen würde. Diese Leute mussten zumindest einkalkulieren, dass der Goldschmied der Polizei Informationen gegeben hatte. Nun war er, wenn alles gut ging, kurz davor, den Mörder der alten Frau Zahn zu fassen. Aber auch eine fingierte Geiselnahme konnte schlimm enden.
    Er hob den Kopf. Über ihnen hörte er das Brummen des Polizeihubschraubers, der das Gelände immer wieder überflog. Keine Frage, sie waren gut vorbereitet, versuchte er sich zu beruhigen. Trotzdem fuhr er zusammen, als plötzlich die Böllerschüsse über das Gelände donnerten. Rauch stieg auf, und Applaus ertönte, dann sah er, dass alle nun in das Gebäude drängten. Er lief zum Hauptportal, vor dem sich der Zustrom der Feiergäste staute. Es würde ein ziemliches Gedränge im Inneren geben, was ihnen die Arbeit nicht gerade erleichterte.
    »Dienst geht vor«, hörte er auf einmal neben sich die Stimme des Doktors, der ihm mit einer einladenden Handbewegung bedeutete, doch vor ihm nach drinnen zu gehen.
    Mit einem dankbaren Nicken nahm der Kommissar das Angebot an und zwängte sich in das Museum, wo er sofort nach Strobl suchte. Er fand ihn in der großen Halle, vor dem Durchgang zum nächsten Raum. Kluftinger hob fragend die Augenbrauen, worauf Strobl seinen Kopf neigte. Er folgte seinem Blick – und da stand der Mann.
    Er wirkte blass und hatte beide Hände in den Taschen seiner für diese Temperaturen viel zu dicken Jacke vergraben. Kluftinger begann zu schwitzen. Er senkte seinen Kopf und flüsterte in das kleine Mikro: »Ich bin dafür, dass wir ihn uns greifen. Aber unauffällig. Falls es nix ist, wollen wir die echten Verbrecher nicht unnötig auf uns aufmerksam machen, klar?«
    »Soll ich zu euch kommen?«, fragte Hefeles Stimme.
    »Nein, bleib du, wo du bist. Wir haben hier drin genügend Kollegen, falls es brenzlig werden sollte.« Mit diesen Worten setzte sich der Kommissar in Bewegung und näherte sich langsam dem Verdächtigen, wobei er sich immer wieder im Raum umblickte, als sei er das erste Mal hier. Jetzt sah er auch, dass der Mann ebenfalls ein Headset im Ohr hatte. »Eugen, guck mal, der hat auch ’nen Knopf im Ohr«, gab er per Funk durch.
    »Ja, Bluetooth, wenn ich das richtig sehe.«
    »Ach so …« Kluftinger wusste nicht, was das bedeutete, aber es spielte auch keine große Rolle.
    Als der Bürgermeister mit seiner Festansprache begann, änderte der Mann mit dem Parka seine Position, offenbar um bessere Sicht zu

Weitere Kostenlose Bücher