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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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ihm wieder weg.
    »Nur anschauen, bitte, Herr Zahn, Sie wissen ja, die Spuren!«
    Willi nickte anerkennend in Kluftingers Richtung.
    Zahn setzte die Brille auf, die an einer Kordel um seinen Hals hing, und schürzte die Lippen, dann sagte er: »Wenn Sie mich fragen, ist das der Gaszug von einem 911er oder 912er Porsche, Baujahr 1960 bis frühe Siebziger. Kann aber auch schon von einem 356er sein. Den können Sie aber wegwerfen, der ist an der vorderen Befestigung abgerissen. Das andere ist die Christophoruskette meiner Frau.«
    »Respekt, Herr Zahn«, kommentierte Maier. »Damit können Sie ja bei ›Wetten, dass?‹ auftreten!«
    »Willi, packt das mal in einen von euren Gefrierbeuteln, bitte!«, bat Kluftinger.
    Renn hielt ihm einen seiner durchsichtigen Asservatenbeutel hin. »Klufti, da muss ich dich ja regelrecht loben!«
    »Herr Zahn«, wandte sich der Kommissar wieder an den alten Mann, »wollen Sie denn gar nicht wissen, weshalb wir hier sind?«
    »Sie werden es mir schon bald mal sagen, nehm ich an!«
    »Ihre Frau ist keines natürlichen Todes gestorben, wie es im Totenschein steht«, erklärte Kluftinger und fixierte dabei sein Gegenüber, um dessen Reaktion möglichst genau mitzubekommen. »Sie ist ermordet worden. Das hat die Obduktion zweifelsfrei ergeben!«
    Zahn runzelte die Stirn. Mit zu Schlitzen verengten Augen presste er hervor: »Heu, jetzt wird’s interessant!«
    »Ich kann Ihnen ohne Umschweife schon einmal sagen«, mischte sich Maier ein, »dass Sie sich verdächtig gemacht haben. Sehr verdächtig. Ich hab Ihre Aussagen alle auf dem Handy!«
    »Ach so? Meinen Sie, ich hab sie mit meinem Rollstuhl überfahren, oder wie?«
    »Wohl kaum«, konterte Strobl, »schließlich ist sie erwürgt worden!«
    »Ach so, klar, ich hab sie erwürgt! Ich kann noch nicht mal einen Stift halten, so stark hab ich Gicht! Aber meine Frau, diesen Koloss, den hab ich einfach mal so erwürgt! Nach über fünfzig Jahren Ehe hab ich mir gedacht: Jetzt reicht’s mir, jetzt erwürg ich den alten Drachen!« Er tippte sich mit dem Finger an die Stirn.
    »Jetzt mal mit der Ruhe, Herr Zahn«, sagte Kluftinger, »wir sagen ja nicht, dass Sie es waren. Hat Ihre Frau denn Feinde gehabt?«
    »Feinde?«, wiederholte Zahn abschätzig. »Fragen Sie lieber nach ihren Freunden, da geht das Aufzählen schneller!«
    »Warum? Wie hat sich Ihre Frau denn unbeliebt gemacht?«, hakte Strobl nach.
    »Wie gesagt: Giftzahn haben die Leut gesagt. Wie oft hab ich sie gewarnt, dass sie nicht immer ihre Nase überall reinstecken soll. Jetzt hat sie den Dreck!«
    In diesem Moment erhellte ein Lichtschein von draußen die düstere Werkstatt. Kluftinger wandte sich zur Tür: Hefele betrat gerade mit einem vielleicht fünfzigjährigen Mann den Raum. »So, Kollegen, darf ich vorstellen, Herr Doktor Sichler, der Arzt von Frau Zahn.«
    Maier schob sich an Kluftinger und Strobl heran und flüsterte: »Aber nicht der Zahnarzt!«
    »Den hatten wir schon«, erklärte Strobl. Dann klopfte er dem Kollegen aufmunternd auf die Schulter und setzte ein »Kannst du ja aber nicht wissen« hinzu.
    Kluftinger begrüßte den Arzt und war überrascht von dessen Händedruck, der auffallend kräftig war für einen Mann von seiner Statur. Auf Ende vierzig schätzte ihn der Kommissar, hochgewachsen, schlank, ja geradezu dürr. Seine weiße Hose war gut und gern drei Zentimeter zu kurz, und der Hosenbund saß oberhalb des Bauchnabels. Obendrein machte der Doktor ein Hohlkreuz, was seinen Hintern wie eine Art Entenbürzel hervortreten ließ.
    »Gut, dass Sie gleich mitgekommen sind, Herr Doktor Sichler. Kluftinger, Kripo Kempten. Können Sie uns denn mal kurz schildern, wie das vor sich gegangen ist, als Sie vorgestern hierhergerufen worden sind?«
    »Herr Zahn hat mich verständigt, gegen elf, halb zwölf müsste das gewesen sein. Er hat mir sofort gesagt, dass seine Frau tot sei und er sie hier in der Werkstatt gefunden habe.«
    »Hat Sie das denn nicht stutzig gemacht?«, erkundigte sich Strobl.
    »Wissen Sie, Frau Zahn war herzkrank. Wenn Sie sie gesehen haben, wissen Sie auch, dass sie eine sehr starke Person war …«
    »Sie war fett, Herr Doktor, das können Sie ruhig ohne Umschweife sagen!«
    Der Arzt sah zu Zahn hinüber, der mittlerweile wieder in seinem Rollstuhl Platz genommen hatte, und zuckte mit den Schultern, dann fuhr er fort: »Schön, sie war sehr übergewichtig, dickleibig, das stimmt schon. Und dann hatte sie noch die Probleme mit dem Herzen. Angina

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