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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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Vielleicht wollte sie ja an dem Abend auch Geld eintreiben.«
    Der Kommissar seufzte. »Gibt es einen Mietvertrag?«
    »Ich denke schon. Da müssen wir in den Unterlagen von meiner Frau nachschauen. Die sind oben im Wohnzimmerschrank.«
    Um Maier und den Arzt fürs Erste voneinander zu trennen, schickte Kluftinger den Kollegen mit Hefele und Zahn in dessen Wohnung, damit sie den Vertrag suchen.
    »Ich müsste dann mal wieder in meine Praxis«, meldete sich Sichler, der nach Maiers Weggang friedlicher schien.
    »Ja, Sie können eigentlich gehen. Wir haben ja Ihre Nummer.«
    Ein paar Minuten noch standen Strobl und Kluftinger ein wenig verloren in der Werkstatt. Es schien hier tatsächlich keinerlei Ansatzpunkte für die Ermittlungen zu geben. Auch Willi Renn hatte ihnen wenig Hoffnung gemacht.
    Als die beiden Polizisten gerade die düstere Halle verlassen wollten, hielt sie Renn jedoch mit einem »Hey!« auf. Er stand in der schmalen Tür zu einem Nebenraum auf der linken Seite der Werkstatt. »Kommt’s mal her, Kollegen, und schaut’s euch das an. Vielleicht könnt ihr euch einen Reim darauf machen, ich kann’s jedenfalls nicht!«, rief er.
    Kluftinger verstand sofort, was Willi meinte: Er blickte in einen kahlen, etwa vier Meter hohen Raum, schätzungsweise vierzig Quadratmeter groß, der Zahn als Lager gedient haben musste. Der Raum wurde von einer einzelnen Neonleuchte notdürftig erhellt. Kluftinger zog grübelnd die Brauen zusammen. Sein Blick fiel auf ein seltsames Gebilde im Zentrum des Zimmers: Auf einem zusammengeschraubten Sockel aus Dachlatten und Sperrholz stand eine billige bunte Heiligenfigur aus Plastik unter einer Art Käseglocke aus Glas, ringsherum markierten giftgrüne dicke Wollfäden so etwas wie einen Würfel. An verschiedenen Stellen des Raums waren wie die Reste eines überdimensionalen Spinnennetzes Gebilde aus den gleichen Schnüren gespannt. Kluftinger hatte keine Ahnung, was er da vor sich hatte. Er schüttelte langsam den Kopf, drehte sich dann um und blickte in die völlig ratlosen Gesichter von Willi Renn und Eugen Strobl.
    »Habt’s ihr eine Idee?«, wollte Renn wissen, doch die beiden anderen schüttelten nur die Köpfe.
    »Hm, komisch«, sinnierte Kluftinger, »das schaut aus wie so eine Installation, findet ihr nicht? Moderne Kunst oder so was.«
    »Interessant!«, tönte es hinter dem Kommissar. Er wandte sich um und sah, wie Richard Maier sein Taschenlampenhandy hochhielt und Fotos machte.
    »Lass gut sein, Richie«, sagte Kluftinger, »der Willi hat schon genügend fotografiert, da brauchst du jetzt nicht noch rumknipsen.«
    »Ich will ja auch nur für mich ein paar private Bilder«, verkündete der und drängte sich mit noch immer gezückter Kamera in den Raum. »Ich liebe moderne Kunst, und was wir hier sehen, erinnert in seiner Verwendung von Alltagsgegenständen und ihrer Veredelung zur Kunst ein bisschen an die Readymades von Duchamp! Was meint ihr?«
    Verwirrt sahen drei Augenpaare zu Maier. Der schien die Blicke in seinem Rücken zu spüren, denn er drehte sich um und bemerkte: »Ihr wisst schon, der mit der Kloschüssel an der Wand …«
    »Deine Schüssel hat aber noch keinen Sprung, da bist du sicher?«, entfuhr es dem Kommissar, der solche Äußerungen allenfalls von Langhammer gewohnt war, nicht aber von einem seiner engsten Mitarbeiter. »Und überhaupt: Weshalb bist du denn schon wieder da?«
    »Weil Kollege Hefele gerade mit Herrn Zahn die Akten nach dem Vertrag durchforstet. Deshalb.«
    »Aha, dann kannst du ja gleich wieder raufgehen und den Zahn nach diesem … was auch immer fragen. Den Weg kennst du jetzt ja, gell?«

Einige Wochen zuvor
    »Ihr wisst«, begann der kräftige, durchtrainierte Mann mit der auffallend tiefen Stimme, »dass ich euch heute hierhergebeten habe, weil ihr auf eurem Gebiet die Besten seid. Verlasst euch drauf, ich werde euch fürstlich entlohnen für eure Arbeit. Aber bildet euch nicht zu viel ein – ihr alle seid nur kleine Rädchen in einem großen Getriebe – allein könnt ihr überhaupt nichts ausrichten!«
    Er ging in der alten Werkstatt auf und ab, die nur durch eine einzige Neonröhre an der Decke schwach beleuchtet wurde. Vor ihm saßen sechs Männer und eine junge Frau auf hölzernen Werkbänken mit ölverschmierten alten Maschinen.
    Irgendwie passte er nicht so recht in dieses Ambiente. Hätte man ihn auf der Straße gesehen, man hätte ihn für einen biederen Beamten halten können, mit seiner braunen Tuchjacke, der

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