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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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beeindruckte. Nach einer ausgedehnten rhetorischen Pause fuhr Maier fort: »Dank meines privat erworbenen Handybeamers habt ihr aber noch einmal Gelegenheit, die Installation während unseres Brainstormings vor euch zu sehen.«
    »Also, Männer«, schaltete sich Kluftinger ein, »jetzt lasst mal eure grauen Zellen arbeiten! Was fällt euch zu dem Ding ein? Das mit der Kunst war eher ein Witz von mir, wir müssen schon ernsthaft überlegen.«
    »Also entschuldigt, aber ich finde es nicht so abwegig, wenn wir die Kunsttheorie im Hinterkopf behalten. Wenn es sich wirklich um einen bislang unbekannten, möglicherweise gestohlenen Duchamp handelt, hätten wir ein sehr gutes Mordmotiv!«
    »Ach so, ja, stimmt. Wir sollten überall nachschauen, wo Kloschüsseln an der Wand hängen«, seufzte Strobl. Beleidigt schob Maier die Unterlippe vor.
    »Ich hab schon an einen Webstuhl oder so was gedacht. Wegen der Wolle«, gab Hefele zu bedenken, was Maier mit einem »Wahrscheinlich eine Riesen-Strickliesel« kommentierte.
    »Wartet mal«, meldete sich Strobl zu Wort, »ich hab schon auch in die Richtung gedacht. Vielleicht ist es irgendeine Vorrichtung, die man zur Herstellung von irgendetwas braucht!«
    »Wahnsinnig konkret, Eugen!«, blaffte Maier.
    Kluftinger richtete sich auf und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Herrgott, jetzt hört’s halt endlich auf mit euren Kindereien. Könnt ihr mal wieder professionell arbeiten? Wir sind doch hier nicht im Sandkasten, wo man sich gegenseitig die Schaufel auf den Grind haut!«
    »Ja, ja, mir kann man die Schaufel schon immer drüberziehen, aber wehren darf ich mich nie! Ich bin doch nicht euer Depp!«
    »Richie, das sagt ja keiner«, beschwichtigte Kluftinger. »Die Sache mit der Herstellung von irgendwas glaub ich auch nicht, Eugen. Was willst du mit dem Klump schon bauen? Das fällt doch gleich wieder auseinander!«
    »Schon«, stimmte Strobl zu, »aber vielleicht ein Modell von einer Maschine oder einem Werkzeug?«
    Kluftinger zuckte ratlos mit den Schultern.
    Nach einer Weile fragte Maier leise: »Darf ich was sagen?«
    »Richie, du weißt doch, dass du immer alles sagen darfst, was du auf dem Herzen hast«, gab Kluftinger zurück und warf Strobl und Hefele vielsagende Blicke zu.
    »Also gut«, fasste sich Maier ein Herz und verkündete seine nächste Theorie: »Okkultismus.«
    »Hm?« Der Kommissar verstand nicht, worauf sein Kollege hinauswollte.
    »Okkultismus. Vielleicht ist das Ganze Teil eines okkultistischen Rituals. Eine Art Kultplatz vielleicht …«
    »Genau. Vielleicht rufen sie die heilige Barbie an, die Schutzpatronin der Plastikpuppen?«, entfuhr es Strobl, was ihm allerdings einen tadelnden Blick seines Chefs einbrachte.
    »Geht’s schon wieder los! Mir reicht’s jetzt, echt!«, sagte Maier, und Kluftinger entging nicht, dass seine Stimme brüchig klang. Er musste durchgreifen, denn einen weinenden Kollegen hätte er nicht verkraftet.
    »Schluss jetzt, Zefix«, rief er also erneut zur Ordnung. »Kann doch sein, was der Richard sagt! Weiß Gott, auf was für Ideen die Leute kommen. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Unser Herrgott hat ja einen großen Tiergarten! Hast du irgendwas Bestimmtes im Auge, Richard?«
    »Nein«, gab der dankbar zurück, »ich hab nur gedacht, weil die ganze Szenerie ja auch so düster ist, da würd Okkultismus ganz gut passen.«
    »Mhm«, bestätigte Kluftinger. »Warum nicht, gell? Sonst jemand was?«
    »Meint ihr«, setzte Hefele zögernd an, »es kann auch was … Sexuelles sein? Irgendwas recht Versautes vielleicht … ich mein, auch da gibt es ja die abartigsten Neigungen.«
    Die anderen sahen sich an. Nach Maiers Beinahe-Heulen traute sich keiner mehr, etwas einfach abzutun.
    »Aber was soll jetzt an einer Plastikpuppe und einer Käseglocke irgendwie … geil sein?«, ruderte Hefele von sich aus wieder zurück.
    Nach einigen nachdenklichen »Hmms« sahen sich die Beamten schweigend an. Kluftinger war der Erste, der wieder zu reden begann.
    »Also, wir können Folgendes festhalten: Wir wissen nicht, was dieses Gebilde sein soll. Aber offenbar haben die Mieter der Werkstatt, die, wie Richard ja gerade vor einer halben Stunde erfahren hat, im Mietvertrag weder einen richtigen Namen noch eine existierende Adresse angegeben haben, das Zeug in der Kammer installiert. Wenn wir die Mieter ermitteln könnten, wären wir einen großen Schritt weiter. Ich gehe fest davon aus, dass diese Leute mit dem Mord an der alten Frau zu tun haben.

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