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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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nach allen Seiten um, ging zu dem Tisch hinüber und zog die oberste Schublade auf. Er wusste, dass die Sekretärin dort nicht nur Kopfschmerztabletten aufbewahrte, mit der sie im Notfall die ganze Abteilung versorgte, sondern auch eine ordentliche Auswahl an Pflege- und Kosmetikprodukten. Er griff sich ein Deodorant und steckte es sich in die Tasche. Erst als er sich in seinem Zimmer großzügig damit eingesprüht hatte und es gerade wieder in die Schublade zurücklegen wollte, las er, was auf der Dose stand: Femona – der zarte Duft für die intimen Bereiche der Frau!
    »Also ich riach auch nix, ned!«, tönte es aus dem Telefon, das mitten auf dem großen Besprechungstisch stand.
    »Da seht ihr’s, der Herr Lodenbacher ist meiner Meinung!«, triumphierte Kluftinger und grinste in die Runde. Seine Kollegen schüttelten nur resigniert den Kopf. Widersprechen konnten sie schlecht, denn nach dem Zuspätkommen des Kommissars am Vortag hatte Lodenbacher darauf bestanden, bis auf Weiteres zu den Morgenlage-Besprechungen von Kluftingers Abteilung per Telefon zugeschaltet zu werden. Nachdem also alle eingetrudelt waren, hatte man beim Präsidenten angerufen, der gerade noch das Ende einer Diskussion über Kluftingers Anzug und zudem darüber mitbekommen hatte, ob es nun heute im Konferenzzimmer nach einem furchtbar aufdringlichen Parfüm rieche oder nicht. Während alle anderen nacheinander die Nase rümpften, beharrte Kluftinger darauf, lediglich den Duft von frisch gebrühtem Kaffee zu riechen.
    Ein »Also, meine Herrn, jetzt fang ma an, ned?« schepperte aus dem kleinen Lautsprecher. »Ich hob noch einen wichtigen Termin! Ob es bei Eahna stinkt oder nicht oder ob der Herr Kluftinga ausnahmsweise mal angemessen gekleidet is, des duat do jetzt nix zur Sach!«
    Die Anwesenden sahen sich an und schnitten Grimassen, Strobl kritzelte »Wichtigen Termin! Bestimmt rein dienstlich!« auf einen Zettel, und die Kollegen hatten Mühe, sich ein Lachen zu verkneifen, als er ihn Beifall heischend hochhielt, damit es die ganze Runde lesen konnte. Kluftinger grinste ebenfalls, gab Strobl dann aber ein Zeichen, dass es nun an der Zeit sei, mit der Morgenlage zu beginnen.
    »Wir haben eine neue Leichensache, Herr Lodenbacher!«, sagte Strobl in Richtung des Telefons.
    »Wer hot des gsogt?«, tönte es sofort von der Mitte des Tisches.
    »Ich!«
    »Wer soll des sein … Ich?«
    »Wie jetzt? Wer ich bin? Oder … oder Sie?«, sagte Strobl grinsend, klang dabei aber völlig ernst.
    »Höan S’ auf mit dem Schmarrn! Hefele, san Sie des?«
    Hefele richtete sich dienstbeflissen in seinem Stuhl auf und sagte: »Nein, Herr Lodenbacher, ich kling so… wie Sie es grad hören.«
    »Wissen S’ wos?«, blaffte Lodenbacher so laut, dass der Lautsprecher zu knistern begann. »Mir wird des zu bläd. Ab sofort nennen Sie Ihren Namen, bevor Sie was sagen!«
    »Also gut!«, fasste sich Roland Hefele ein Herz. »Hefele Roland. Wir haben ein Tötungsdelikt seit gestern!«
    »Aha, und warum weiß ich nix davon?«, wollte Lodenbacher wissen.
    »Hefele Roland. Weil heut erst die Morgenlage ist und weil es auch keine aktuelle Tötung ist, also eine mit einer Leiche am Tatort, sondern eine, die der Böhm bei einer Routine-Obduktion entdeckt hat.«
    »So. Kennan Sie mir jetzt endlich sogn, wer umkemma is?«
    »Richard Maier …«, setzte der an, doch ein sich ankündigendes Niesen ließ ihn innehalten.
    »Wos? Um Jessas, unser Maier is … is … tot?«, fragte Lodenbacher betroffen. »Der war doch gestern no bei Eahna!«
    »Nein. Eugen Strobl. Nicht der Maier.«
    »Wos? Schmarrn, jetzt höarn S’ abe auf, den Strobl hob ich doch grad noch gsprochen, ned?«
    »Eugen Strobl. Nein, auch nicht ich. Eine alte Frau aus Kempten, Maria Zahn, zweiundachtzig Jahre, Lenzfrieder Straße. Ihr Hausarzt hat Herzversagen diagnostiziert und auch einen entsprechenden Totenschein ausgestellt. Und der Böhm hat im Nachhinein aber herausgefunden, dass sie stranguliert worden ist. Wir haben bisher keine Anhaltspunkte, was passiert sein könnte, die Frau wurde in der stillgelegten, vermieteten Autowerkstatt ihres Mannes, die sich im Wohnhaus des Ehepaars befindet, gefunden.«
    »Roland, weißt du schon was von den Mietern?«
    »Wer redt?«
    »Kluftinger.«
    »Wos?«
    »Hefele Roland. Nein.«
    »Wos nein?«
    »Hefele Roland. Nein. Ich weiß nichts von den Mietern. Sie haben eine falsche Adresse und falsche Namen angegeben. Aus den Unterlagen der Verstorbenen geht hervor, dass sie

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