Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall
die Miete immer bar bezahlt haben. Das hat sie zwar in einer Tabelle vermerkt, ging wohl aber an der Steuer vorbei. Die Zahn war ziemlich auf Geld aus, zumindest war die Miete für diese alte Klitsche sehr hoch, wie ich finde.«
»Richard Maier, Kriminalhauptkommissar, spricht …«
Die anderen sahen sich an. War ja klar, dass Maier es wieder besonders korrekt machen musste. Hefele schrieb »Streber!« auf seinen Zettel.
»… ich hab mich gestern noch mit den Kollegen vom Diebstahl unterhalten. Wie wir ja schon wissen, gibt es aktuell eine Serie von Autodiebstählen im Allgäu. Aber die Kollegen tappen nach wie vor im Dunklen. Sie haben zwar den Verdacht, dass einige zwielichtige Autohändler damit zu tun haben, aber einen echten Anhaltspunkt haben sie nicht. Und andererseits gibt es auch keine rechte Verbindung, schließlich haben wir kein gestohlenes Auto in Zahns Werkstatt gefunden.«
»Wo werden denn die meisten Autos gestohlen, Richie?«, fragte Kluftinger und versuchte dabei, möglichst gelangweilt zu klingen.
»Meine Herrn: Disziplin! Wer redt?«
»Herrgott … Kluftinger halt!«
»Hier spricht wieder Kriminalhauptkommissar Richard Maier, bitte. Also, die Kollegen haben gemeint, dass schon das meiste in den Städten gestohlen wird, Kempten und Memmingen sind die Schwerpunkte.«
»Vor allem tagsüber?«, wollte Kluftinger wissen.
»Kriminal…«, setzte Maier an, wurde aber von Kluftinger unterbrochen, der ein scharfes »Richie!« zischte.
»Maier spricht. Schmarrn, tagsüber. Natürlich werden die meisten Wagen nachts gestohlen. Soll das jetzt eine Fangfrage sein?«
»Kluftinger. Und welche Typen von Autos sind die beliebtesten?«
»Maier antwortet jetzt wieder, Herr Polizeipräsident. Also, beliebt sind wohl nach wie vor teure Sportwagen, aber auch Coupés, SUV s und große Kombilimousinen …«
Kluftinger horchte auf.
»… vor allem also eher große Autos.«
»Baujahr?«, fragte der Kommissar nach.
»Maier redet nun. Wie, Baujahr?«
»Ja, alt oder neu?«
»Erneut hat Richard Maier das Wort. Ja, neu halt, was soll denn die Frage? Klar sind auch Klassiker älterer Baujahre dabei, die sind ja besonders wertvoll.«
Kluftinger nickte kaum merklich. Das war es also. Die Diebe hatten sein Auto gesehen, es völlig richtig als klassisches Automobil eingeschätzt und kaltblütig zugegriffen! »Richie, was meinen denn die Kollegen … äh, Kluftinger hier … was mit den gestohlenen Autos passiert?«
»Nun antwortet wiederum Richard Maier, Leutkirch. Sie wissen es natürlich aktuell nicht. Aber es gibt wohl einige klassische Methoden. Zum einen werden vielen Autos neue Identitäten gegeben, das heißt, es werden neue Fahrgestellnummern eingraviert, die wiederum aus gestohlenen, echten Fahrzeugbriefen stammen. Oder sie fälschen Fahrzeugpapiere. Das klassische Modell, dass die Autos schon auf dem Schiff oder über die Grenze nach Osteuropa sind, bevor sie hier als gestohlen gemeldet wurden, ist die andere Variante. Viele Autos werden auch zerlegt und in Teilen transportiert, oder man puzzelt diese Teile neu zusammen. Jetzt planen die Kollegen wohl, eine Art Lockvogel-Wagen mit winzigen Sendern zu präparieren, um den Typen auf die Spur zu kommen.«
»Mal angenommen …«
Ein Räuspern kam aus dem Telefon.
»Ja, ja … Kluftinger … mal angenommen, ein Auto wird einem gestohlen. Wie groß sind die Chancen, dass …«, hakte der Kommissar nach, wurde aber von Lodenbacher unterbrochen.
»Kluftinga, wos wolln S’ denn alweil mit den Autos? Kümmern Sie sich um die Mordsache, da haben Sie gnug zum tun, ned? Verzetteln Sie sich ned so, verstanden? Ach so, und denken Sie dran, Sie kommen heut Nachmittag um vierzehnhundert zu mir ins Büro!«
»Hundert was?«
»Um zwei!«
Die anderen sahen den Kommissar mitleidig an. Der versuchte, doch noch einmal aus der Sache mit der Ausstellung rauszukommen.
»Ist das denn wirklich unumgänglich? Ich mein, ich hab ja schon viel zu tun grad mit dem neuen Fall …« Kluftinger grauste davor, in einer Arbeitsgruppe zu sitzen, die ausgerechnet von Lodenbacher geleitet wurde. Außerdem wurde um die Schau seit Wochen ein großes Tamtam gemacht: Anfang der Achtzigerjahre hatte ein Spaziergänger einen wertvollen Schatz unter der Burgruine Kalden in Altusried entdeckt. Eine Reliquienmonstranz mit sterblichen Überresten des heiligen Magnus, des Schutzpatrons des Allgäus. Bei gezielten Grabungen hatte man daraufhin weitere Funde gemacht, wie einige kunstvoll
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