Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
Vom Netzwerk:
aus Schnüren, Kartons und Holzleisten, blieb hin und wieder stehen, murmelte etwas vor sich hin, sagte einmal »Ach, verstehe!«, ein andermal »Dann ist das also …«, was sein Beobachter zunächst interessiert, mit zunehmender Dauer jedoch entgeistert verfolgte.
    Schließlich blieb Kluftinger mitten im Raum stehen und schluckte. »Au weh, da müss mer ja das Konzept ändern.«
    »Was müssen Sie ändern?«
    »Das Sicherheitskonzept.«
    »Von was?«
    »Von der Ausstellung.«
    Der Gesichtsausdruck des Mannes verriet, dass der keinen blassen Schimmer hatte, wovon er sprach.
    »Dieser Raum«, sagte Kluftinger schließlich mehr zu sich selbst als zu dem Alten, »ist eine Nachbildung des Raumes, in dem der Altusrieder Burgschatz ausgestellt werden soll.«
    Zahn schien noch immer nicht zu verstehen, und Kluftinger begann zu erläutern, vor allem, um sich selbst darüber klar zu werden, was das alles zu bedeuten hatte. »Ihre Mieter, das waren keine Autoschieber, Herr Zahn. Das waren … sind … na ja, werden Schatzräuber sein.«
    Er fand, das Wort klang ein bisschen zu wildromantisch, eher nach den Freibeutern in den alten Seeräuber-Filmen, die er sonntagnachmittags so gerne sah.
    »Die Männer, die hier waren, die …«, Kluftinger stockte, »… also, die Ihre Frau umgebracht haben, das sind hundsgemeine Diebe. Auch wenn die vielleicht meinen, sie seien was ganz Besonderes, haben sie doch nix anderes vor, als was zu klauen. Was sehr Wertvolles, das muss ich allerdings zugeben.«
    Zahn blickte ihm starr in die Augen, und Kluftinger hatte das Gefühl, dass er noch irgendetwas sagen müsse. Also schob er nach: »Ich werd das zu verhindern wissen, verlassen Sie sich drauf.«

Drei Wochen zuvor
    »Wenn ihr mich so direkt fragt: Es geht um einen Schatz!«
    Magnus ließ seine Worte verhallen und sah forschend in die Gesichter der Männer und der Frau, die ihm in der Werkstatt gegenübersaßen.
    »Einen Schatz?«
    Alle blickten ungläubig auf ihn, dann sprach Servatius aus, was wohl die meisten dachten: »Okay. Also, bei so einem Kasperletheater mach ich nicht mit.« Die dunklen Augen des Südländers funkelten gefährlich. »Ich hab schon viel Gutes über dich gehört, aber eine Schatzsuche? Nein, danke!«
    »Nun, ihr müsst mir schon vertrauen«, erwiderte Magnus gemessen. »Allein, wie mir scheint, euch fehlt der Glaube! Doch glaubt wenigstens dem Götzen Mammon! Ich sagte euch bereits: Es geht um etwa viereinhalb Millionen, die bei der Sache drin sind!«
    »Junge, Junge.« Lucia pfiff leise durch die Zähne. »Jetzt mal raus mit der Sprache: Worum geht’s?«
    »Es geht, wie schon gesagt, um einen wirklichen Schatz. Wir müssen ihn jedoch weder suchen, noch werden wir nach alten Schiffswracks tauchen: Wir stehlen eine kostbare Reliquienmonstranz. Zurzeit baut man in einem Kaff nicht weit von hier, Kalden bei Altusried, extra ein Museum dafür. Das Ding ist aus purem Gold und mit reichlich Edelsteinen besetzt. Stammt, für die Kunstinteressierten hier, aus dem Hochmittelalter und ist wohl so ziemlich das Wertvollste, was das Allgäu jemals beherbergt hat. Das Ding enthält angeblich Knochensplitter vom heiligen Magnus, der, wie ihr ja inzwischen wissen solltet, der Schutzpatron des Allgäus ist!«
    Er blickte in teilnahmslose Gesichter.
    »Schon mal drüber nachgedacht, warum hier alles ›Sankt Mang‹ heißt? Die Brücke über die Iller ganz in der Nähe, eine der wichtigsten Kemptener Kirchen, ein Stadtteil, ein Platz und das Mangfest in Füssen?«
    Das zaghafte Kopfnicken einiger der Anwesenden zeigte ihm, dass er es nicht nur mit Ignoranten zu tun hatte.
    »Irgend so ein Typ ist in den Achtzigern drübergestolpert. Hat ein Skelett von einem ungarischen Ritter gefunden, wie Untersuchungen der Rüstung später ergeben haben. Man weiß nicht, ob der Ungar den Schatz damals in Sicherheit bringen oder rauben wollte. Tja, so oder so, nun werden wir sein Werk vollenden. Aber lassen wir die Geschichte mal beiseite. Die Bedeutung, die dieser Schatz für die Leute hier hat, sollte uns eh besser kaltlassen. Uns geht es um den Marktwert. Die Monstranz ist ein absolutes Unikat, das seinesgleichen sucht.«
    »Vergiss es, Magnus! Ich bin raus«, rief Georg und sprang auf. Sofort wirkte er noch kleiner als im Sitzen. »So ein Ding, das kannst du nie zu Geld machen!«
    »Er hat recht«, stimmte ihm Agatha zu, und der sonst eher schwerfällige Mann begann wild zu gestikulieren. »Es sei denn, man zerlegt so ein Stück und

Weitere Kostenlose Bücher