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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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er den Worten des anderen und gab nur ein paarmal ein leises »Okay« zurück, wobei er darauf achtete, die Lippen möglichst wenig zu bewegen. Schließlich beendete er das Telefonat und sah sich vorsichtig um. Er musste sofort Agatha Bescheid geben und dann schnellstmöglich verschwinden. Er wusste nicht, warum es derart schiefgegangen war, aber es blieb keine Zeit, jetzt darüber nachzugrübeln.
    Magnus ließ seinen Blick schweifen und fand Agatha vor der Infotafel, die über die Grabungen in Kalden Auskunft gab. Rasch, aber doch nicht so schnell, dass es auffallen konnte, durchquerte er den Raum und stellte sich neben ihn.
    »Hör zu, es geht jetzt schon los«, flüsterte er ihm zu, ohne ihn anzusehen.
    »Verstehe. Was ist passiert?«
    »Keine Zeit für Erklärungen. Kriegst du das hin?«
    »Sicher, was glaubst du denn?«
    »Gut, ich bin weg.«
    »Gelobt sei Jesus Christus«, sagte Agatha leise mit spöttischem Grinsen.
    »In Ewigkeit, Amen«, erwiderte Magnus. Dann mischte er sich wieder unter die Besucher. Ließ sich allmählich zum Ausgang treiben, ging dann gesenkten Hauptes in Richtung der Toiletten. Er durfte nun keine Zeit mehr verlieren, aber wenigstens hatte er vorgesorgt. Sein Puls beschleunigte sich kaum, als er den gekachelten Raum betrat. Sofort lief er zu einer der Kabinen, schloss die Tür, nahm seinen Rucksack ab, zog seine Jacke und seine Hose aus, unter denen ein grauer Arbeitsoverall mit dem Logo des Museums zum Vorschein kam. Dann zog er einen Teleskopstab heraus, schraubte ihn auf, steckte einen Wischmopp darauf, schnallte sich den Rucksack verkehrt herum unter den Overall auf den Bauch, knüllte seine Kleidung hinein, setzte sich die Baseballkappe auf und spähte nach draußen. Als er niemanden sah, eilte er zur Tür und öffnete sie langsam. Sofort fing er an zu wischen und arbeitete sich so langsam, aber zielstrebig gen Ausgang vor.
    Als er den erreicht hatte, rieb er seine Fingerabdrücke vom Wischmopp, stellte ihn in eine Ecke und ging hinaus.
    Er wollte schon erleichtert durchatmen, da sah er, dass vom Platz her eine Gruppe Polizisten auf den Eingang zustürmte. Er senkte den Kopf und ging an ihnen vorbei, bereit, sofort durchzustarten. Doch sie rannten an ihm vorüber. Er spürte lediglich den Blick des letzten Beamten, eines ungepflegten Mannes mit abgewetzter Lederjacke, auf sich, dann hatten sie einander passiert.
    Er huschte um die nächste Ecke und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er im Gewirr der Säulen der Neuen Burg untertauchte. Er liebte diese adrenalingeschwängerten Momente – wenn sie gut für ihn ausgingen jedenfalls.

 
    »Jetzt schaut’s euch die Überwachungsbänder noch mal gescheit an, wir sehen uns derweil in der Garderobe ein bisserl um«, sagte Bydlinski. »Vielleicht hat er sich ja auf an Bügel gehängt.«
    Kluftinger trat der Schweiß auf die Stirn. Wie hatte das passieren können? »Hat jemand die Kamera manipuliert?«, fragte er Maier verzweifelt.
    »Hm, eher unwahrscheinlich. Es läuft ja eine Echtzeituhr mit.«
    »Kreuzkruzifix«, schimpfte er so laut, dass Eva Brandstätter zusammenzuckte. Kluftinger sah sich um: Er wollte schnellstmöglich die fremden Leute hier loswerden. Sie mussten ja nicht noch mehr von dieser blamablen Vorstellung mitbekommen. Und sie machten ihn nur nervös.
    »Frau Brandstätter, Herr Kuffler, Herr Preißler, es tut mir leid, dass diese unvorhersehbaren Ereignisse unser Gespräch ein wenig durcheinandergebracht haben. Aber wir haben doch wichtige Einschätzungen von Ihnen bekommen.« Mit diesen Worten erhob sich der Kommissar und streckte eine Hand zur Verabschiedung aus. »Wenn wir noch Fragen haben, melden wir uns, jetzt müssen Sie uns aber entschuldigen.«
    Vom hektischen Gefuchtel seines Chefs angetrieben, spulte Maier das Video der Szenen, die sie gerade beobachtet hatten, wieder zurück.
    »Stopp, ab da!«, rief Kluftinger, als sie die Stelle erreicht hatten, die zeigte, wie der Schutzpatron auf der Herrentoilette verschwand. Die Polizisten beugten sich vor und kniffen die Augen zusammen.
    »Sagt’s mir einfach, wer alles rausgekommen ist«, quäkte Bydlinski aus dem Lautsprecher des Telefons.
    Wie gebannt starrten sie auf die Toilettentür und zuckten jedes Mal leicht zusammen, wenn sie sich bewegte.
    »Als Erstes haben wir da so einen kleinen Mann mit Glatze. Aber das …«, Kluftinger rückte noch etwas näher an die Leinwand, um sicherzugehen, »… nein, das kann er nicht sein.« Auch seine Kollegen

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