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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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schüttelten die Köpfe.
    Reglos warteten sie auf den Nächsten, der herauskommen würde. »Jetzt ist da einer mit Kind. Können wir wohl auch abhaken, ich mein, wo soll der schon so schnell Nachwuchs herbekommen haben.«
    Wieder vergingen ein paar Sekunden, ohne dass jemand etwas sagte. »So, jetzt haben wir ja regelrechten Stoßverkehr: ein junger Blondschopf mit Lederjacke, ein Angestellter vom Haus mit einem Wischmopp, ein älterer Mann mit Stock, der …«
    »Moment!« Bydlinskis Stimme überschlug sich fast, als er das Wort ins Telefon bellte. »Scheiße, ich bin so ein Riesenhirsch!«
    »Was ist denn los?«
    »Er ist mir eh schon begegnet. Draußen.«
    »Unser Mann?«
    »Unser Mann. Eh.«
    »Herrgott, jetzt lass dir halt nicht jedes Wort aus der Nase ziehen. Welcher ist es denn?«
    »Der Putzmann!«
    Kluftinger bedeutete Maier mit einer rotierenden Handbewegung, dass er die Aufnahme ein paar Sekunden zurückspulen solle. Als der Mann mit dem Mopp erneut erschien, hielt Maier den Film an.
    Kluftinger kraulte sich das Kinn. »Was macht dich so sicher, dass er es ist?«, wollte er von seinem österreichischen Kollegen wissen.
    Auf dem Schirm sahen sie einen Mann, dessen Größe mit der des Gesuchten durchaus übereinstimmte. Er war jedoch wesentlich korpulenter; unter seinem Overall zeichnete sich ein stattlicher Bauch ab. Das Gesicht konnten sie nicht erkennen, denn er trug eine Baseballkappe.
    »Ich bin ein Rindviech, aber in der Eile ist es mir nicht aufgefallen«, schimpfte Bydlinski ins Telefon. »Uns hat es so pressiert, dass ich es nur unterbewusst wahrgenommen hab. Aber jetzt seh ich es genau vor mir. Ich bin die paar Stufen raufgegangen zum Eingang. Und da kommt der mir entgegen in diesem Arbeitsanzug. Irgendwas ist mir komisch vorgekommen, aber ich hab nicht drüber nachdenken können. Jetzt weiß ich es: die Schuhe!«
    Kluftinger kniff die Augen noch ein bisschen weiter zu, aber die Aufnahme war einfach nicht gut genug, als dass man solche Details hätte erkennen können. »Was ist mit den Schuhen?«
    »Es waren blank polierte Ledertreter. Edle Schuhe. Nix, was ein Putzmann anhaben würde. Scheiße, tut mir eh total leid, Kollegen.«
    Kluftinger fand es beeindruckend, dass sich Bydlinski überhaupt an ein solches Detail erinnern konnte.
    »Respekt, Valentin«, sagte er deswegen. »Mach dir keine Vorwürfe, dich trifft wirklich keine Schuld. Habt ihr seinen Rucksack im Klo gefunden?«
    »Nein, ’s Häuserl ist ganz leer.«
    »Dann hat er den wahrscheinlich um seinen Bauch geschnallt«, vermutete der Kommissar.
    »Ganz schön gerissen, der Gute«, sagte Strobl, und es klang fast ein wenig anerkennend.
    »Und was machen wir jetzt?«, wollte Hefele wissen.
    »Könnt’s ihr euch bitte die Aufnahmen noch mal anschauen?«, bat Bydlinski. »Und zwar von da an, wo er das Gebäude betreten hat. Bleibt ihm auf den Fersen. Vielleicht entdeckt ihr noch irgendwas. Ich bleib auf Empfang, meine Herren.«
    »Ich bleib auf Empfang, meine Herren«, äffte Hefele den österreichischen Kollegen flüsternd nach. »Ist das jetzt unser neuer Chef, oder was? Arbeiten wir jetzt neuerdings für den?«
    »Der arbeitet gerade für uns, Roland«, versetzte Kluftinger ruppig. »Und wenn du persönliche Probleme mit ihm hast, unsere Sekretärin betreffend, dann trag die auch mit ihm persönlich aus.«
    Hefele verschränkte schmollend die Arme.
    »Ich bin schon mal auf den Anfang gegangen«, mischte sich Maier eilfertig ein und erntete dafür eine Grimasse von Hefele.
    »Gut, also, fangen wir an. Konzentration bitte.« Sie blickten auch beim zweiten Mal so gebannt auf den Film, als wäre der ein spannender Krimi, auch wenn er nichts als alltägliche Bilder einer Ausstellung zeigte. Sie folgten dem Mann ohne Namen, der sich sehr aufmerksam, aber unauffällig in dem großen Ausstellungsraum umsah und besonders lange vor der Reliquienmonstranz verharrte – was er aber mit den meisten Besuchern gemeinsam hatte. Dann schlenderte er weiter, betrachtete die anderen Exponate, wiegte manchmal seinen Kopf. Hätten sie nicht gewusst, wen sie da beobachteten, ihnen wäre wie zu Beginn der Überwachung nichts aufgefallen.
    »Was macht er denn da immer?«, durchbrach Kluftinger als Erster die Stille.
    »Wo?«, fragte Strobl.
    »Na, da. Er langt sich immer an seine Brusttasche. Seht ihr das? Da, jetzt wieder.«
    »Vielleicht juckt es ihn«, schlug Hefele vor.
    »Richie, kannst du das noch mehr vergrößern?«
    »Ich glaube nicht. Bei der

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