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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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es ihm auch jetzt noch eindeutig nachweisen könnten. Aber raten Sie mal, wer sein letzter Kunde gewesen ist?«
    »Sie glauben doch selbst nicht, daß ich das raten kann«, sagte Dill.
    »Sie haben recht. Können Sie auch nicht. Nun, sein letzter Kunde war Clay Corcoran – der Ihnen gestern auf dem Friedhof tot zu Füßen fiel. Und jetzt fällt Ihnen heute abend der arme alte Harold Snow einfach tot vor die Füße. Finden Sie nicht auch, daß das ein merkwürdiges Zusammentreffen ist, Mr. Dill?«
    »Seltsam und selten«, sagte Dill. »Doch lassen Sie mich eines fragen: Was zum Teufel sollen Snow und Corcoran mit demjenigen zu tun haben, der Felicity umgebracht hat?«
    Colder starrte Dill sekundenlang an. Es war ein Starren, bei dem Dill spürte, daß darin nichts lag als Mißtrauen und Abneigung. »Daran arbeiten wir noch«, sagte Colder schließlich. »Tatsächlich arbeiten wir hart daran, sehr hart sogar.«
    Colder stand vom Tisch auf, nahm seinen Liter Eiskrem aus dem Kühlfach und ging zurück ins Wohnzimmer. Dill und Anna Maude folgten ihm. Cindy McCabe saß noch immer auf der Couch, die Hände im Schoß und die Knie fest zusammengepreßt. Colder ging zu ihr.
    »Miss McCabe?«
    Sie sah zu ihm hoch. »Ja?«
    »Gibt es jemanden, den wir jetzt für Sie anrufen können – wegen Harold?«
    Sie senkte den Blick. »Da wäre sein Bruder«, sagte sie.
    »Wie heißt er?«
    »Jordan Snow.«
    »Haben Sie seine Nummer?«
    »Nein, aber Sie können sie sich von der Fernauskunft geben lassen. Wo er zu Hause ist, ist er der einzige Jordan Snow im Telefonbuch.«
    Colder wandte sich zu Sergeant Meek. »Veranlassen Sie, daß jemand den Bruder anruft und ihm erzählt, was passiert ist.«
    »Wo ist das, sein Heimatort?« fragte Sergeant Meek.
    »Kansas City«, sagte Colder.
    »Ach ja, stimmt«, sagte Sergeant Meek.

31
    Sie stritten sich den ganzen Weg zurück zum Hawkins Hotel. Ihr Streit wurde immer erbitterter, als sie in der Tiefgarage des Hotels aus dem gemieteten Ford kletterten und auf den Fahrstuhl zugingen. Im Fahrstuhl wurden sie fast handgreiflich. Sie stritten sich noch immer erbittert, als Dill die Tür zum Zimmer 981 aufschloß, sie für Anna Maude Singe aufhielt, die wutentbrannt in den Raum hineingeschossen kam, im Schlepptau einen Schwall von Beschimpfungen, von denen »du gottverdammter blöder Narr« noch die mildeste war.
    »Du wirst sehen, es funktioniert«, sagte Dill.
    »Niemals«, schnappte sie zurück.
    »Du wirst sehen«, sagte er und ging zum Telefon hinüber. Nachdem er den Hörer abgenommen hatte, sah er sie fragend an. »Na?«
    »Was lasse ich mich denn überhaupt mit dir ein?« begehrte sie in wütendem Tonfall auf, mit vor Zorn rötlich geflecktem Gesicht unter ihrer Sonnenbräune. »Bin ich dir irgendwas schuldig? Wofür denn? Weil wir ein paarmal miteinander herumgealbert haben? Ich schulde dir ganz und gar nichts, Dill. Nicht das geringste.«
    Dill war gerade dabei zu wählen. »Natürlich tust du das«, sagte er. »Du bist meine Süße.«
    »Deine Süße! Gott, ich kann dich nicht mal mehr ausstehen. Ich bin deine Anwältin. Das ist alles. Und was ich tue, ist einzig, daß ich dir einen vernünftigen Rat gebe. Nun, da ist einer: Laß diesen Anruf sein. Wenn du schon irgendwo anrufen willst, dann beim FBI.«
    »Die hat doch schon jemand verständigt«, sagte Dill, während er am anderen Ende das Rufzeichen hörte. »In Washington. Wenn ich sie jetzt anrufe und ganz falsch liege, dann verpfusche ich den ganzen Handel, den der Senator mit ihnen machen will. Aber so, wenn ich’s auf meine Weise mache – nun, auch wenn ich irre, kann nichts passieren.«
    »Nichts Gutes jedenfalls«, meinte sie bissig, während Daphne Owens beim fünften Läuten den Hörer abnahm.
    Dill gab sich zu erkennen, und einige Sekunden später meldete sich Jake Spivey. »Deine Nachricht ist bei mir angekommen, Pick – die ganz am Ende des Tonbands. Ich denke, das wird den alten Chief Strucker ganz schön von den Socken gerissen haben. Du glaubst wirklich, daß er weiß, wer Felicity umgebracht hat?«
    »Er glaubt es selbst.«
    »Was hast du also jetzt vor?«
    »Wie fändest du das, wenn ich dir Clyde Brattle endgültig vom Hals schaffe?«
    Spivey antwortete darauf nicht gleich. Als er es tat, stellte er vorsichtig eine Gegenfrage: »Du meinst, ich soll mit ihm ein Geschäft machen?«
    »Irgendwas in der Art.«
    »Welche Art Geschäft?«
    »Nicht jetzt am Telefon, Jake. Aber ich glaube, mir fällt schon was ein. Ihr zwei

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