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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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solltet euch zusammensetzen und darüber reden – nur du, er und ich.«
    »Wann?«
    »Morgen abend, gleich nachdem ihr beide mit dem Senator fertig seid.«
    »Wo?« fragte Spivey. »Das ›Wo‹ ist sehr wichtig, Pick.
    Bei einem Treffen mit Clyde ist das ›Wo‹ fast genauso wichtig wie das, worüber wir reden. Wo also soll das stattfinden?«
    »Sekunde nur«, sagte Dill. Er drückte den Hörer fest an die Brust und schaute zu Anna Maude Singe hin, die sich jetzt auf dem Bett zurückgelegt hatte und zur Decke hochstarrte. »Nun?« fragte Dill.
    Sie sah ihn gar nicht an. Sie starrte noch immer zur Decke, als sie sagte: »Okay. Bei mir.«
    Dill hielt wieder den Hörer ans Ohr. »Ich denke dabei an Anna Maudes Wohnung im Old Folks Home. Aber wir müssen vorher noch ein paar Einzelheiten klären. Ich werd dich in fünfzehn oder zwanzig Minuten zurückrufen.«
    »Ich werd hiersein«, sagte Spivey und legte auf.
    Nachdem auch Dill den Hörer auf die Gabel gelegt hatte, wandte er sich zu Anna Maude und sagte: »Gehen wir.«
    Sie starrte ratlos zur Decke hoch und sagte dumpf:
    »Ich frage mich nur, warum ich ja gesagt habe.«
    Dill entriegelte die Tür zu der engen Treppe, die zur Wohnung seiner toten Schwester über der Remise führte. Im Treppenaufgang staute sich die Luft und war um mindestens 10 Grad heißer als die Außentemperatur, die angeblich konstante 33 Grad betragen sollte.
    Gefolgt von Anna Maude Singe, ging Dill langsam auf der Treppe voran, schloß die Tür am Ende des schmalen Absatzes auf, ging hinein und knipste die Leselampe aus Messing an. Als Anna Maude die Tür schließen wollte, sagte er: »Laß sie offen.«
    Er ging zum Telefon, nahm den Hörer ab und wählte noch einmal Jake Spivey an. Als Spivey selbst antwortete, sagte Dill: »Ich bin’s.«
    »Hast du dir was einfallen lassen?«
    »Nun, ich denke, es ist ein neutraler Ort, und er ist auch einigermaßen sicher.«
    »Einigermaßen reicht vielleicht nicht ganz, Pick, aber ich habe noch mal nachgedacht und, na ja, das Old Folks Home ginge vielleicht. Was wir brauchen, ist jemand an der Treppe und am Fahrstuhl. Das können meine Mexikaner machen. Und ich rechne damit, daß der alte Clyde Harley und Sid mitbringt, so daß wir also so etwas wie ein mexikanisches Patt haben werden, was mir gerade recht sein soll. Welche Zeit schlägst du vor?«
    »Morgen abend um zehn.«
    »Wann treffen wir den Senator?«
    »Er kommt morgen nachmittag um vier hier an«, sagte Dill. »Warum begleitest du mich nicht zum Flughafen? Ich reserviere ihnen eine Suite im Hawkins Hotel.
    Wir könnten alle zusammen zurückfahren, uns im Auto unterhalten und dann oben in der Suite weiterreden.«
    Spivey machte einen Gegenvorschlag. Dill wußte, daß er unvermeidlich kommen würde. »Weißt du was«, sagte Spivey, »machen wir’s doch so, daß ich schon um drei komme und dich dann in meinem Rolls-Royce mit zum Flughafen nehme. Ich hab noch nie gehört, daß ein bißchen Show geschadet hätte, wenn man ein Geschäft abschließen will.«
    »Okay«, sagte Dill, »aber kein Fahrer.«
    »Junge, du kannst wohl nicht anders. Du mußt uns Dorftrotteln immer alles haarklein erklären, wie?« sagte Spivey und hängte ein.
    Fünfundzwanzig Minuten später saßen sie beide in Anna Maude Singes Wohnzimmer auf der Couch. Sie hielt ein Glas mit Scotch und Wasser in der Hand und sah sich in dem Raum um, als sähe sie ihn zum ersten Mal. »So«, sagte sie, »hier soll die Sache also steigen – in dem einzigen Zuhause, das ich habe.«
    Vom anderen Ende der Couch ließ Dill sich vernehmen. »Genau hier.«
    »Und du meinst, daß das mit den Anrufen geklappt hat? Was ist, wenn keins der Telefone angezapft war? Wie stehst du dann da?«
    »Ich glaube, daß mein Telefon im Hotel abgehört wird«, sagte Dill. »Und mit Sicherheit auch Jakes. Und ich bin absolut sicher – na ja, beinahe –, daß auch Felicitys Telefon in der Garagenwohnung angezapft ist. Jedenfalls wird es das inzwischen sein. Wer immer also die aufgezeichneten Gespräche abhört, wird wissen, daß Jake Spivey sich morgen abend hier mit Clyde Brattle trifft. Ich glaube, sie wollen ganz und gar nicht, daß dieses Treffen stattfindet.«
    »Warum nicht?« sagte sie.
    »Ich glaube, das hängt mit dem zusammen, was Corcoran herausgefunden hat. Dem ›Warum‹. Ich glaube, das ist es, warum man ihn umgebracht hat.«
    »Aber du bist dir nicht ganz sicher, wie?«
    »Nein.«
    Sie sah sich noch einmal im Zimmer um. »Irgendwas Oberfaules wird

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