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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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dann so ungefähr sagte: ›Klar, Clyde, wir haben’s mitgekriegt.‹ Ich glaube, es muß Harley gewesen sein, der das gesagt hat. Na ja, wir hatten unser Geschäft erledigt, die Papiere waren alle unterzeichnet, also machte ich mich aus dem Staub und flog zurück nach Hause und heuerte mir da meine Mexikanertruppe an.«
    »Hat Brattle schon mal irgendwas versucht?« fragte Dill.
    »Ich bin mir nicht ganz sicher. Ungefähr ein Jahr nachdem ich mir die Mexikaner gekauft hatte, hab ich mir auch einen Mann namens Clay Corcoran angeheuert – ebenden, der auf Felicitys Beerdigung umgelegt worden ist.«
    Dill nickte. »Und wofür hast du ihn gebraucht?«
    »Er sollte versuchen, an meinen Mexikanern vorbei und an mich ranzukommen.«
    »Konnte er?«
    »Er sagte, er hätte es nicht geschafft, aber er wollte noch einen Schritt weitergehen und noch einen anderen Kerl anheuern, den er für Spitze hielt im Anzapfen von Telefonen und im Anbringen von Wanzen und all diesem Scheiß. Also meinte ich, er sollte es mal probieren. Na ja, ungefähr einen Monat bevor er umgebracht wurde, rief mich Corcoran an und erzählte mir, dieser Kerl, den er angeheuert hatte, hätte ihm gesagt, es wäre unmöglich, an mein Haus heranzukommen. Danach habe ich mich dann ein bißchen ruhiger gefühlt, aber als Corcoran dann umgelegt wurde, hatte ich das Gefühl ganz und gar nicht mehr.«
    »Hat Corcoran jemals den Namen des Burschen erwähnt, den er sich dafür gesucht hatte?«
    »Er hat ihn nicht erwähnt, und ich hab ihn nicht danach gefragt. Warum?«
    »Ist nicht so wichtig«, sagte Dill. »Wer hat Kansas City als Ort für euer Treffen ausgewählt – du oder Brattle?«
    »Brattle.«
    »Warum?«
    »Warum? Na hör mal, Pick, Clyde ist doch dort geboren. Es ist sein Schutzwall, seine Dornenhecke, seine Heimatstadt.«
    »Das wußte ich nicht«, log Dill. »Oder falls ich es gewußt habe, muß ich es wieder vergessen haben.«

33
    Der Berater für Probleme der Minderheiten, Tim Dolan, und Jake Spivey waren einander nie begegnet. Als sie sich vor der Bronzestatue von William Gatty die Hände schüttelten, war Dill verblüfft von der Ähnlichkeit der beiden. Sie wurde von ihrer Kleidung noch unterstrichen. Beide trugen ausgebeulte und zerknitterte leichte Leinenanzüge (der eine blau, der andere grau), Hemden, deren Kragen offenstanden, dazu nachlässig gelockerte Krawatten, die wie nutzlose Anhängsel herunterbaumelten. Beide hatten fünfzehn oder zwanzig Pfund Übergewicht, und das meiste davon steckte in ihren rundlichen Bäuchen. Trotz der Klimaanlage in der Ankunftshalle schwitzten beide stark. Und sie sahen durstig aus.
    Die Ähnlichkeit lag nicht nur am Äußeren. Als sie einander die Hände schüttelten, spürte Dill, daß jeder im anderen den verwandten Geist witterte, Gemeinsamkeiten in der Einstellung, im Anpacken der Dinge und in ihrer Anpassungsfähigkeit. Ihr Instinkt schien ihnen zu signalisieren, daß hier jemand war, mit dem man ein Geschäft abschließen, eine Vereinbarung treffen, einen vernünftigen Kompromiß aushandeln könnte. Hier, so schien es jedem, ist einer, mit dem man Geschäfte machen kann.
    Zuerst mußten programmgemäß Banalitäten ausgetauscht werden. Als Spivey fragte, ob Dolan einen guten Flug gehabt hätte, erwiderte dieser ihm, das könnte er gar nicht so genau sagen, da er die ganze Strecke von Herndon, Virginia, bis hierher geschlafen hätte. Als Dolan dann Spivey fragte, ob das Wetter hier denn immer so wäre, antwortete Spivey, daß es für August eigentlich noch etwas kühl sei, aber gegen Ende des Monats wahrscheinlich etwas wärmer werden würde. Sie platzen beide lachend heraus, als sie sich als langjährige Mitglieder der internationalen Bruderschaft der Phrasenredner wiedererkannten.
    Dolan wandte sich dann zu Dill, und nachdem er ihn gefragt hatte, wie es ihm ginge, eröffnete er ihm, daß sich die Maschine des Senators um zwanzig Minuten verspäten würde. Er schlug vor, daß sie sich in der Flughafenbar ein kühles Naß bestellen sollten. Dill pflichtete ihm bei, und Spivey meinte, das wäre eine glänzende Idee. Kein einziges Mal äußerte Dolan auch nur die leiseste Verwunderung über Spiveys unerwartete Anwesenheit.
    Sie saßen in einer runden Nische am Tisch und bestellten drei Flaschen Budweiser. Jake Spivey bezahlte. Keiner hatte etwas dagegen einzuwenden. Sie hoben ihre Gläser, prosteten einander zu, tranken in tiefen Zügen und unterhielten sich dann über Baseball, vielmehr palaverten Dolan

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