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Schwaben-Angst

Schwaben-Angst

Titel: Schwaben-Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Kollegin Katrin Neundorf gelungen war, das erste Opfer, den mächtigen Boss eines großen Automobilclubs, als zentralen Täter zu entlarven: Durch das Auffinden einer alten Schreibmaschine in einem mehrfach verriegelten Schrank in dessen Haus, auf welcher der Mann selbst das Schreiben der angeblichen Verbrecher getippt hatte. Der Schriftvergleich legte seine Urheberschaft unwiderlegbar offen.
    Ob sie im vorliegenden Fall genauso vorgehen sollten? Einfach das Haus Marion Böhlers nach einer alten Schreibmaschine durchsuchen und darauf hoffen, dass sie das belastende Stück nicht längst weggeschafft hatte?
    Braig wusste, wie absurd diese Idee klang. Kein Untersuchungsrichter würde sich dafür hergeben, den Durchsuchungsbefehl für das Haus zu unterschreiben. Den Verdachtsmomenten gegen die Frau des Ermordeten fehlte – jedenfalls im Moment noch – jede solide, durch Beweise zu begründende Basis.
    Auf dem Bildschirm hatte sich ein neuer Text aufgebaut. Braig sah, dass es sich um die von ihm gewünschte Beschreibung des Einbruchs in die Bad Cannstatter Apotheke handelte, ließ sich die Information ausdrucken. Der Tathergang sowie die durch den Besitz eines Schlüssels automatisch in Verdacht geratenen Personen entsprachen genau der Schilderung Gerhard Venners. Die untersuchenden Beamten schlossen nach wochenlangen Ermittlungen ein gewaltsames Eindringen in den Laden mit absoluter Sicherheit aus – die Techniker hatten die gesamte Einrichtung der Apotheke auf den Kopf gestellt und nirgendwo an den Scheiben oder Wänden auch nur den kleinsten Hinweis auf eine Sachbeschädigung entdecken können – zurück blieb die einhellig geäußerte Vermutung, der Einbruch stehe in irgendeiner Weise mit einer der vier Personen in Verbindung, die über einen Schlüssel zu der Apotheke verfügten: Gerhard und Susanne Venner, die gemeinsamen Inhaber des Unternehmens Marion Böhler, angestellte Apothekerin aus Stuttgart-Rotenberg und Bettina Weiler, pharmazeutisch-technische Assistentin aus Schorndorf.
    Obwohl alle vier gründlich überprüft und nicht nur bezüglich ihrer jeweiligen Alibis, sondern auch ihrer Lebensführung akribisch abgecheckt worden waren, hatte sich kein genauerer Tatverdacht ergeben. Der die Ermittlungen leitende Stuttgarter Hauptkommissar Arthur Ulmer ging anhand der großen Menge entwendeter toxischer Stoffe davon aus, dass, da es sich um ein Auftragsdelikt handelte, keine der vier Personen unmittelbar beteiligt, wohl aber durch das Verleihen der Schlüssel an die Hintermänner oder Diebe involviert war. Wem konkret man diese kriminelle Handlung zuschreiben musste konnte bis jetzt noch nicht festgestellt werden.
    Nach diesen Ausführungen folgte eine Übersicht über die gestohlenen Pharmazeutika, die aufgrund der Aussagen aller vier Beteiligten erstellt worden war. Braig überflog die Liste ohne große Konzentration, weil er mit den vielen Fremdwörtern ohnehin wenig anzufangen wusste, hielt erst bei der Erwähnung des für ihn relevanten Stoffes inne.
Zyanide, ca. 800 Gramm
.
    800 Gramm, überlegte Braig, für wie viele Opfer reichte diese Menge?
    Er wählte die Nummer der Kriminaltechniker, hatte Helmut Hutzenlaub am Ohr. »Hier ist Braig, entschuldige die Störung. Ich habe eine Frage.«
    »Mach schnell. Ich will nach Hause.«
    »Zyanid. Wie viel von dem Zeug reicht für eine tödliche Dosis?«
    »Was weiß ich«, brummte Hutzenlaub, »je nach Körpergewicht und so. Maximal wenige Gramm.«
    Braig spürte die Ungeduld des Kollegen, wollte ihn nicht länger aufhalten, dankte kurz und verabschiedete sich. Immerhin war es Samstagmittag. »Genug für einen ganzen Straßenzug«, hatte der Apotheker erklärt. 800 Gramm – es schien, dass er Recht hatte. Wer immer auf das Zeug scharf gewesen war, er oder sie hatte ein gigantische Vernichtungspotentiale eröffnendes Mittel erbeutet.
    Braig spürte seine Kopfschmerzen, lief zum Wasserhahn, klatschte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Hinter ihm klopfte es: Bernhard Söhnle. Der Kollege war bleich wie ein Leintuch.
    »Du bist noch im Haus?«, fragte Braig.
    »Ich wollte gerade gehen.«
    »Ist dir nicht gut?«
    Söhnle schüttelte unsicher den Kopf, hatte Schwierigkeiten, zu einem ordnungsgemäßen Satz zu finden. »Ich wollte dir noch sagen, wegen der Böhler, wir haben weitere Nachbarn gefragt.«
    »Heute morgen?«
    »Als wir die Besitzer und Pächter des Weinbergs interviewten.«
    Braig sah, dass Söhnle am ganzen Körper zitterte.
    »Eine ältere Frau, sie wohnt

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