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Schwaben-Angst

Schwaben-Angst

Titel: Schwaben-Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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wie sich der freundliche, grauhaarige Mann vorstellte, begrüßt. Die Firma verfügte über große, helle Räume, die alle auf einen schmalen Innenhof hinausgingen. Mehrere auffallend junge Frauen und Männer saßen an Bildschirmen oder standen diskutierend in Gruppen vor breiten Tischen. Braig sah sich prüfend um, studierte die großformatigen Plakate an den Wänden, die ihm teilweise bekannt vorkamen. Werbung für Dosenmilch, Parfüm, Autos.
    »Die stammen alle von Ihnen?«, fragte er.
    Wolfhart Deppner nickte, führte Braig in ein abgetrenntes, kleines Zimmer, in dem er offensichtlich selbst arbeitete. Ein kleiner, einfacher Raum mit einem schmalen Schreibtisch, Computer und Bildschirm und drei gewöhnlichen Stühlen.
    Schwäbische Bescheidenheit, dachte Braig. Wo sonst begnügte sich der Chef des Unternehmens mit einem der kleinsten Zimmer?
    Deppner wies auf einen Stuhl, wartete, bis sein Besucher Platz genommen hatte.
    »Konrad hat sie akquiriert. Er ist die wichtigste Person in unserer Firma. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie wir ohne ihn auskommen sollen.«
    Er hatte Braig schon beim Eintreten erklärt, von Marion Böhler über den Tod ihres Mannes informiert worden zu sein.
    »Sie hatten ein gutes Verhältnis zueinander?«
    »Es wäre gelogen, wenn ich Ihnen etwas anderes erzähle.«
    »Auch Ihr dritter Partner, Herr Jungels?«
    Wolfhart Deppner zuckte für einen Moment zusammen, versuchte dann, seinen Schreck zu überspielen. »Ich wüsste nicht, was dagegen spricht. Fragen Sie ihn selbst.«
    Braig beschloss, dies zu tun. Die seltsame Reaktion seines Gesprächspartners hatte seine Neugier geweckt. »Wie lange arbeiten Sie schon zusammen?«
    »Acht Jahre. Zuerst in einer anderen Agentur. Vor sechs Jahren wagten wir dann gemeinsam den Absprung.«
    »Die Firma gehört Ihnen zu dritt?«
    Wolfhart Deppner nickte. »Drei Leute machen finanziell und in Bezug auf Connections mehr her als einer. Wenn Sie an die größeren Fische rankommen wollen, ist das unabdingbar.«
    »Sie haben sich größere Fische geangelt?«
    Der Werbemanager verzog sein Gesicht zu einem breiten Lächeln. »Einige von den Großen schon.«
    »Wer kann Herrn Böhler ermordet haben? Haben Sie eine Vermutung?«
    Braigs Gesprächspartner lehnte sich erschrocken in seinem Stuhl zurück, wehrte dies Ansinnen mit erhobenen Händen ab. »Da kann ich Ihnen nicht helfen. Das ist Ihre Aufgabe.«
    »Es gab Spannungen hier in der Firma?«
    Wolfhart Deppner ließ sich zu viel Zeit mit seiner Antwort. »Hier bei uns? Nein.«
    »Zwischen Böhler und Jungels zum Beispiel.«
    »Ach, das ist …«
    »Warum hatten die beiden Streit?«
    Die Miene des Mannes spiegelte unübersehbar, wie peinlich es ihm war, dass er Braig diesen Konflikt verraten hatte. Er fuchtelte mit beiden Armen herum, versuchte, die Attacke des Kommissars abzuwehren. »Das sind keine nennenswerten Dinge, nur harmlose Differenzen.«
    »In einem Mordfall ist nichts harmlos.«
    »Sicher nicht. Aber diese Angelegenheit hat mit dem Mord«, er sprach das Wort langsam und vorsichtig aus, als könne er sich allein durch die Erwähnung des vorgefallenen Verbrechens verletzen, »nichts zu tun.«
    »Woher sind Sie da so sicher?«
    »Ich dachte, Sie seien gekommen, sich die Drohungen gegen Konrad anzuschauen.«
    »Gern. Sobald Sie meine Frage beantwortet haben.«
    Wolfhart Deppner seufzte, wischte sich die Haare aus der Stirn. »Also, wenn Sie es unbedingt wissen wollen: Es geht um das Image unserer Firma.«
    »Könnten Sie mir das, bitte, genauer erklären?«
    »Reinhard, Herr Jungels also, fürchtet, dass wir dabei sind, unseren durch jahrelange mühsame Arbeit erworbenen seriösen Ruf zu verspielen, wenn wir immer offensiver dazu übergehen, laute, marktschreierische Kampagnen zu entwickeln.«
    »Diese Kampagnen gehen auf Herrn Böhler zurück?«
    »Richtig. Er versuchte, Aufträge an Land zu ziehen, die speziell junge Leute ansprechen, um unserem Haus ein weiteres Standbein zu verschaffen.«
    »Und die wurden dann laut und marktschreierisch.«
    »Wenn Sie heute junge Menschen erreichen wollen, bleibt das nicht aus.«
    Braig betrachtete die Plakate an den Wänden, massierte seine Schläfen, um aufkommende Schmerzen zu vertreiben. »Dann hat Herr Jungels jetzt gewonnen. Endgültig.«
    Wolfhart Deppner wehrte Braigs Bemerkung mit erhobenen Händen ab. »So dürfen Sie das nicht sehen, um Gottes willen. Das sind Diskussionen, denen wir uns stellen müssen. Im Dienst unseres

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