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Schwaben-Angst

Schwaben-Angst

Titel: Schwaben-Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Hauses.«
    »Herr Jungels weiß von dem Mord?«
    »Ich konnte ihn noch nicht erreichen. Er ist zur Zeit in England. Geschäftlich.«
    »Schon länger?«
    »Seit Mittwoch. Er wollte bis nächsten Dienstag bleiben. Das ist jetzt natürlich hinfällig.«
    Braig nickte, verzichtete auf weiteres Nachhaken. »Sie haben die Drohbriefe gegen Herrn Böhler hier?«
    Wolfhart Deppner schob ihm kommentarlos ein Papier zu.
    »Das ist alles?« Braig nahm das Blatt, sah, dass der Text mit einer alten Schreibmaschine getippt war. Viele Buchstaben waren verwischt, einige nur halb ausgedruckt.
    »Konrad hat die anderen Briefe zerrissen und weggeworfen.«
    »Er hat mehrere erhalten?«
    »Ich weiß es nicht genau. Irgendwann, vor ein paar Wochen, fing er damit an. Es gebe Drohungen. Nichts Ernstzunehmendes, kaum der Rede wert. Ein Verrückter, der nicht wisse, wie er seine Langeweile überwinden könne. Er wolle sich nicht damit befassen, habe das Zeug vernichtet.«
    Der Text war nichts sagend, umfasste gerade einmal vier Zeilen.
    Böhler, wir haben dich gewarnt
.
    Du weißt, um was es geht
.
    Wenn du nicht hören willst, wirst du büßen
.
    Deine Chance war da. Jetzt folgt die Tat
.
    »Wann ist das gekommen?«
    »Ich kann Ihnen nichts dazu sagen. Konrad legte es mir vorgestern auf den Schreibtisch. Ohne Kommentar.«
    »Sie wissen nicht, wer es brachte? Die Post, ein Bote? War es hier ans Büro gerichtet oder an seine Privatadresse?«
    Wolfhart Deppner schüttelte den Kopf. »Tut mir Leid.«
    »Gibt es kein Kuvert?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Es muss doch ein Kuvert geben«, beharrte Braig, »Schreiben dieser Art werden doch nicht offen übermittelt.« Er hielt das Papier vorsichtig in die Höhe, sah den Falz in der Mitte. »Hier, es war gefaltet, einmal. Also suchen wir nach einem Kuvert der Größe DIN A 5.«
    »Er wird es längst weggeworfen haben.«
    »Wo ist sein Papierkorb?«
    »Der wird regelmäßig abends geleert, wie alle anderen auch. Unser Cleanboy arbeitet von vier bis sechs, jeden Tag.«
    »Kann ich Herrn Böhlers Papierkorb und seinen Schreibtisch trotzdem einmal sehen?«
    Wolfhart Deppner hatte keine Einwände. Er stand auf, bat Braig, ihm zu folgen. Der Kommissar ließ sich für das Schreiben eine Klarsichthülle geben, verließ den kleinen Raum. Sie kamen an der Gruppe junger Leute vorbei, die eifrig diskutierend über einen Tisch gebeugt standen, auf dem mehrere große Plakate ausgebreitet lagen.
    Auf der anderen Seite des Großraums befand sich ein winziges Zimmer, kaum größer als das, in dem Deppner arbeitete. Ein einfacher Schreibtisch mit Computer und Monitor, daneben ein kleiner Büroschrank samt Ablage, dazu zwei Stühle – das war alles. Der Blick aus dem Fenster zeigte den von modernen Bürogebäuden gesäumten Innenhof.
    »Das ist Herrn Böhlers Büro.«
    Braig betrachtete das dürftige Inventar, sah, dass der Papierkorb leer war. Auch hier Schwäbische Bescheidenheit, überlegte er. »Wann war Ihr Kollege zuletzt hier?«
    Wolfhart Deppner brauchte nicht lange zu überlegen. »Gestern«, antwortete er, »allerdings nur bis Mittag. Seine neue Kampagne war am Donnerstag fertig. Er wollte mittags unbedingt in seinen Weinberg, weil endlich besseres Wetter angekündigt war.«
    »Sind unregelmäßige Arbeitszeiten bei Ihnen üblich?« Braig deutete auf Deppners Mitarbeiter, die heute am Samstag so zahlreich in ihre Entwürfe vertieft waren.
    »Bei uns schon, ja. Die Belastung hängt davon ab, wie viele Aufträge wir akquirieren. Das lässt sich nicht gleichmäßig übers ganze Jahr verteilen. Mal geht es in die Nacht rein, mal das ganze Wochenende durch. Wir versuchen aber, durch verlängerte Urlaubszeiten alles auszugleichen. Soweit das möglich ist.«
    Braig nickte, war schon dabei, den Schreibtisch nach einem Kuvert oder weiteren Drohbriefen abzusuchen. Arbeitsmappen mit Werbe-Entwürfen stapelten sich in den Schubladen, Verträge mit bekannten und unbekannten Firmen in dem kleinen Büroschrank. Er blätterte alles durch, ohne erst um Erlaubnis zu fragen, ignorierte Deppners angespannte Miene, mit der dieser seine Untersuchung verfolgte. Der Mann, ein alter Aristokrat, war viel zu vornehm, Braig sein Missfallen an dessen Eindringen offen auszusprechen.
    Der Kommissar sah alle Papiere sorgfältig durch, konnte nichts entdecken, was mit dem Drohbrief in Verbindung zu bringen war. »Vielen Dank für Ihre Hilfe«, sagte er dann, als Deppners kritische Miene kaum mehr zu übersehen war, »ich werde

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