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Schwaben-Angst

Schwaben-Angst

Titel: Schwaben-Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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beschreiben. Jedenfalls hatte auch er sie so kennen gelernt. »Ich glaube, ich habe begriffen. Da sind wir uns einig.«
    »Schuhgröße achtunddreißig. Aber was sagt das schon. War eben mal ein Paar Siebenunddreißiger darunter.«
    »Du traust es ihr zu?«
    Neundorf zögerte etwas mit ihrer Antwort. »Ja und nein«, sagte sie, schwieg einen Moment, senkte dann ihre Stimme. »Vielleicht«, sie stockte, wurde dann wieder lauter, »so, wie wir es gestern besprochen haben. Arbeitsteilung.«
    »Du meinst, mit Regine Hemmer zusammen.«
    »So in etwa, ja. Dem eigenen Mann den Giftbecher reichen, scheint mir selbst für sie etwas viel.«
    »Das Gift stehlen und andere damit arbeiten lassen, schafft Abstand von der eigentlichen Tat. Sozusagen ein sauberer Mord.«
    »Das könnte ich mir vorstellen, ja. Aber ich habe keinerlei Beweise dafür in der Hand. Vielleicht tue ich der Frau trotz allem Unrecht. Immerhin war sie nach einigem Zögern bereit, heute Nachmittag den Profiltest im Amt zu leisten.«
    »Heute Nachmittag?«
    »17 Uhr. Es war allerdings sehr mühsam, sie so weit zu bringen.«
    »Alle Achtung. Ich hätte nicht gedacht, dass sie sich so schnell breitschlagen lässt.«
    »Das ist aber noch nicht alles. Ich habe noch eine andere Spur.«
    »Erzähl!«
    Braig sah, wie eine junge Frau im weißen Kittel mit einem Eimer in der Hand auf die Tonnen zueilte. Er sprang von seinem Platz an der Hauswand weg, stellte sich der Frau in den Weg. Sie schaute ihn ungläubig an, wich einen Schritt vor ihm zurück.
    »Haben Sie Papier?«, fragte er.
    Sie blieb stehen, streckte ihm wortlos den Eimer entgegen. Er war bis zum Rand angefüllt mit Blättern und Formularen.
    »Verzeihung«, rief Braig, »würden Sie ihn bitte noch nicht ausleeren?«
    »Nicht ausleeren?« Sie wiederholte es mit lauter Stimme, machte einen weiteren Schritt rückwärts.
    Er griff in die Tasche, zog seinen Ausweis vor. »Entschuldigen Sie bitte«, erklärte er, hielt ihr die Kennkarte vors Gesicht, »mein Name ist Braig, ich bin Kommissar beim Landeskriminalamt. Ich weiß, es klingt verrückt, aber wir suchen in der Papiertonne nach Spuren. Wir müssen sie erst noch untersuchen, bevor wir sie wieder freigeben können. Würden Sie bitte so lange warten?«
    Die junge Frau schien langsam zu begreifen, nickte dann mit dem Kopf. »Hier, bei uns?«, stotterte sie aufgeregt.
    Braig nickte. »Es tut mir Leid.«
    Sie starrte ihn mit großen Augen an, trat dann vollends den Rückzug an.
    Er erklärte Neundorf den Zwischenfall, bat sie, mit ihrem Bericht fortzufahren. »Frau Böhler hat dich auf eine andere Spur gebracht?«
    »Nein, nicht Frau Böhler. Der Kuli war es, der aus der Kirche in Großaspach.«
    Braig verstand, ließ sie reden.
    »Ich habe angerufen, zuerst die Pfarrerin. Sie wisse nichts von einem Stift, habe keine Ahnung, wie er an die Orgel gekommen sein könne. Die Messnerin, die von ihrem Kurzurlaub zurückgekehrt ist, ebenso wenig. Dann versuchte ich es mit dem Maler.«
    »Die Nummer auf dem Kuli.«
    »Nein, eben nicht. Ich rief bei der Auskunft an, ließ mir die Nummer des Malers Hoch geben. Die aufgedruckte Verbindung ist falsch. Die zweitletzte Ziffer stimmt nicht. Eine Eins statt einer Sieben.«
    »Deswegen hatten wir gestern keinen Erfolg.«
    »Genau. Ich ließ mir die Nummer des Mannes geben, bekam ihn persönlich an den Apparat. Der schwitzte Blut und Wasser, als ich ihm erzählte, wer ich bin, glaubte tatsächlich, wir ermittelten gegen ihn, weil seine Kulis eine falsche Nummer tragen.«
    »Wieso bringt er diese Stifte auch in Umlauf, wenn er weiß, dass eine Ziffer nicht stimmt?«
    »Hat er gar nicht. Jedenfalls, wenn ich ihm glauben kann. Ich bin jetzt gerade unterwegs zu ihm nach Leonberg, prüfe die Sache nach. Wenn es wirklich stimmt, was er sagt, könnten wir vielleicht von Glück reden.«
    Braig überlegte, was sie meine, bat um Erklärung.
    »Hoch behauptet, er habe das Paket mit den falsch bedruckten Kulis sofort wieder zurückgehen lassen, als er den Fehler bemerkte. Der Hersteller habe versprochen, alle sofort zu vernichten und neue Nummern zu drucken.«
    »So kann es aber nicht gelaufen sein. Wo käme der Kugelschreiber in der Kirche sonst her?«
    »Das machte ich dem Mann sofort klar«, erklärte Neundorf, »und dann gestand er mir nach einigem Hin und Her, eine Dummheit begangen zu haben.«
    »Nämlich?«
    »Am Tag, als er das Paket mit den Kulis erhielt, feierte sein Sohn Geburtstag. Fünf Kinder waren eingeladen. Der Kleine bemerkte

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