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Schwaben-Angst

Schwaben-Angst

Titel: Schwaben-Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Lieb schüttelte den Kopf. »Wozu? Der steht auf dem Kopf der Besetzungsliste.«
    Braig nickte, atmete tief durch. Es würde noch schwieriger werden, als er befürchtet hatte. Niemand konnte ihm garantieren, dass die Hülle, in der der Täter den Drohbrief hatte überbringen lassen, noch in der Tonne zu finden und nicht längst mit einer früheren Container-Ladung entsorgt worden war. Wenn er überhaupt ein Kuvert benutzt hatte …
    Braig wurde durch das lang anhaltende Läuten der Türglocke aus seinen Gedanken gerissen. Nicole Lieb bediente die Sprechanlage, fragte nach dem Interesse der Besucher.
    »Rauleder vom Landeskriminalamt. Wir suchen unseren Kollegen.«
    Steffen Braig erkannte die Stimme des Mannes sofort. »Wartet bitte unten. Ich komme sofort«, rief er ins Mikrofon.
    Er lief die Treppe hinunter, grüßte Lars Rauleder und Helmut Hutzenlaub, die bereits vor dem Abfallberg standen. »Tut mir Leid, dass die Woche gleich so stressig beginnt«, sagte er, »aber ich brauche eure Hilfe dringend. Es geht um die Stecknadel im Heuhaufen.«
    Er erklärte ihnen den Sachverhalt, bat sie, sowohl auf Briefe als auch auf Kuverts zu achten, die an Hemmer gerichtet waren und empfahl ihnen, Frau Lieb um Rat zu fragen, falls sie ein Papier nicht eindeutig identifizieren konnten.
    Braig sah gedankenverloren einen Augenblick zu, während die Kollegen in der Papiertonne wühlten, stieg die Treppe hoch, um sich Hemmers Büro noch genauer anzusehen. War es möglich, dass der Mann einen früheren Drohbrief irgendwo in seinen Unterlagen abgeheftet hatte? Er wandte sich den Schränken des Fernsehproduzenten zu, griff sich Ordner um Ordner, studierte alle darin enthaltenen Akten. Bewerbungsschreiben, Showveranstaltungen, Abrechnungen. Ausnahmslos geschäftliche Unterlagen. Braig wühlte sich durch die Papierberge, spürte seine Migräne. Die Suche schien sinnlos, ohne jede Garantie auf Erfolg. Warum sollte Hemmer Drohbriefe hier abheften, wenn er das ohne Zweifel neueste Exemplar separat in seiner Schreibtischschublade aufbewahrte?
    Braig war gerade dabei, seine mühsame Suche abzubrechen, als sich Neundorf meldete: »Ich bin es wieder, hast du Zeit?«
    »Ich durchsuche Hemmers Büro. Vielleicht gibt es doch noch einen früheren Drohbrief.«
    »Die Verstärkung ist noch nicht da?«
    »Hutzenlaub und Rauleder. Sie wühlen im Papiermüll.«
    »Das ist gut«, erklärte Neundorf, »dann kannst du mir helfen.«
    Braig wartete auf ihre Erklärung.
    »Ich bin in der Wohnung von Herrn Hoch in Leonberg. Der Mann setzt wirklich alle Hebel in Bewegung, um uns zu unterstützen.« Sie brach ab, hörte offensichtlich auf eine männliche Stimme aus dem Hintergrund, die ihr etwas mitteilte. »Hervorragend«, sagte sie, »Wir werden bei der Firma nachfragen.« Dann war sie wieder am Apparat. »Du bist noch da?«
    »Was kann ich helfen?«
    »Herr Hoch hat alle Kinder erreicht oder, besser gesagt, die jeweilige Familie. Du verstehst?«
    »Die mit den Kulis«, sagte Braig, »vom Geburtstag seines Sohnes.«
    »Genau. Er war echt fleißig. Zwei Kinder trieb er in der Schule auf, mitten im Unterricht. Die anderen zu Hause, über ihre Eltern bzw. Mütter. Die Kulis sind da. Alle fünf.«
    »Alle fünf?«
    »Ja.«
    »Dann hat er dir aber nicht die Wahrheit erzählt, was die Sache mit der falschen Nummer angeht. Wie kommt sonst der Kugelschreiber in die Kirche?«
    »Das war ihm sofort klar. Er muss einen weiteren Stift ausgegeben haben.«
    »Mindestens einen.«
    »Der Mann tut mir Leid. Er hat sich die ganze Zeit den Kopf zerbrochen, wer noch einen Kuli erhalten haben kann. Ein anderes Kind, ein Verwandter?«
    »Du glaubst ihm? Ich meine, vielleicht hat er selbst …«
    »Er scheint mir vertrauenswürdig. Er bemüht sich echt, uns zu helfen. Ich sehe keinen Anlass, ihm nicht zu glauben. Vor ein paar Minuten fiel ihm eine Möglichkeit ein. Vielleicht bringt es uns weiter.«
    »Und? Wer ist es?«
    »Eine Briefbotin.«
    Braig horchte elektrisiert auf. »Eine Frau?«, rief er laut. Er spürte, wie ihn die Erregung packte.
    »Die Mitarbeiterin eines Kurierdienstes«, antwortete Neundorf. »An dem Tag, als er die Kulis erhielt, kam am Mittag die Ausschreibung eines neuen Auftrags. Für seine Firma. Hoch glaubt sich zu erinnern, dass die Frau ihren Schreiber im Wagen vergessen hatte, als er den Empfang bestätigen sollte. Er meint, ihr mit einem Kuli ausgeholfen zu haben. Einem aus dem Paket, das morgens gekommen war.«
    »Wie heißt die Frau? Wo wohnt sie?«

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