Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwaben-Angst

Schwaben-Angst

Titel: Schwaben-Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
Vom Netzwerk:
Beckstein
. Hier zu leben musste einer Verbannung in die Hölle gleichkommen.
    Er läutete an Becksteins Klingel, wartete auf eine Reaktion. Braig glaubte nicht, dass jemand zu Hause sei. Wenn Beckstein mit der Sache zu tun hatte, war er längst abgehauen. Sie würden ihn zur Fahndung ausschreiben müssen.
    Neundorf starrte nach oben, brüllte ihm irgendetwas zu. Er verstand nicht ein Wort, spürte plötzlich, wie die Tür nachgab. Braig winkte seiner Kollegin, ihm zu folgen.
    Der dunkle Hausflur, der zur Treppe führte, roch nach scharfem Reinigungsmittel. Dreiräder und zwei Kinderwagen standen im Eck, Bälle und Gummistiefel daneben.
    Braig und Neundorf liefen zwei abgetretene Steintreppen hoch, sahen einen etwa fünfzig Jahre alten Mann im Eingangsbereich einer Wohnung stehen. Er war mit einem weißen Unterhemd und dunkelgrauen Stoffhosen bekleidet, blickte sie aus schattenumrandeten Augen müde an. Mit dem angeblichen Herbert Bauer hatte er keinerlei Ähnlichkeit.
    »Herr Beckstein?«, rief der Kommissar. Das Tosen der Autos ließ selbst hier eine Unterhaltung kaum zu. Irgendwo musste ein Fenster offen stehen.
    »Mein Name ist Braig. Meine Kollegin Neundorf begleitet mich. Wir kommen vom Landeskriminalamt und hätten ein paar Fragen an Sie.« Er hatte sich so weit vorgebeugt, dass er den Mann fast berührte, zeigte ihm seinen Ausweis.
    Günter Beckstein betrachtete ihn überrascht. »Landeskriminalamt? Was wollen Sie von mir?«, fragte er mit kräftiger Stimme. Er führte sie in ein etwas unaufgeräumt wirkendes Zimmer, entschuldigte sich, dass er gerade von der Arbeit gekommen sei und noch keine Zeit gefunden habe, Ordnung zu schaffen. Der Lärm der Straßen klang nur noch gedämpft durch die geschlossenen Fenster.
    »Wo sind Sie beschäftigt?« Neundorf ließ den Mann nicht aus den Augen.
    Beckstein räumte mehrere Kleidungsstücke von einem dunklen Ledersofa, schob den Tisch in die Mitte des Raumes. »Ich bin Busfahrer«, sagte er, »bei Althaus und Söhne. Wir fahren Linie für die SSB.«
    »Hier in Zuffenhausen?«
    »Zwischen Feuerbach und Mühlhausen, ja.«
    Er zeigte auf das Sofa, bot ihnen Platz an. Braig und Neundorf folgten seinem Wink, setzten sich, warteten, bis er einen Sessel ihnen gegenüber freigeräumt und sich ebenfalls hingesetzt hatte.
    »Sie wissen, weshalb wir hier sind?«, fragte die Kommissarin.
    Beckstein fuhr sich übers Gesicht, wischte sich die strähnigen Haare von der Stirn, schüttelte den Kopf.
    »Herbert Bauer. Sie kennen den Mann?« Sie hielt ihn genau im Blick, ließ nicht eine Sekunde von ihm ab.
    »Was für ein Bauer?«, fragte der Mann.
    »Herbert Bauer. Sie sind miteinander befreundet, ja?«
    Beckstein zuckte mit der Schulter, zwang sich zu einem krampfhaften Lächeln. »Wer soll das sein?«
    »Ein Freund von Ihnen.«
    »Ein Freund? Ich kenne keinen Herbert Bauer. Sie täuschen sich.« Er schüttelte den Kopf.
    »Bernhard Hemmer«, sagte Neundorf. »Wann haben Sie ihn zuletzt getroffen?«
    »Hemmer?« Beckstein fuhr sich mit der Hand über sein Unterhemd, schaute sie fragend an. »Ich weiß nicht, was Sie wollen, aber ich glaube, sie verwechseln mich. Ich kenne die Männer nicht.«
    »Sie haben Schuhgröße siebenunddreißig, richtig?«
    Braig starrte nach unten auf die Füße des Mannes, sah auf den ersten Blick, dass die Frage überflüssig war. Becksteins Schuhe waren mindestens ebenso groß wie seine eigenen.
    »Meine Schuhgröße?« Er schüttelte den Kopf. » Mal fünfundvierzig, mal sechsundvierzig, je nachdem. Was wollen Sie mit meinen Schuhen?«
    Neundorf ging nicht auf seine Frage ein. »Wo waren Sie am Samstag, nachmittags und abends? In Großaspach, bin ich da richtig informiert?«
    Beckstein rutschte unruhig in seinem Sessel hin und her, wusste offensichtlich nicht, was er antworten sollte.
    »Oder war es Bauer, der die Sache erledigte?«, sagte sie in scharfem Ton. »Samstag, irgendwann zwischen 18 und 22 Uhr etwa. Bauer oder Sie?«
    »Samstag, Samstag?« Beckstein stotterte, suchte nach den richtigen Worten.
    »Wir wissen, dass Sie Bauer kennen. Oder heißt er anders?«
    »Ich kenne keinen Bauer«, erklärte der Mann, sprang aus seinem Sessel. »Und Samstag hatte ich Spätschicht, wenn Sie es genau wissen wollen.« Schweißtropfen perlten ihm auf der Stirn.
    Neundorf richtete sich kerzengerade auf. »Spätschicht. Was heißt das?«
    »Von 17 Uhr an bis nach Mitternacht. Ich fuhr Linie.«
    »Jetzt am Samstag?«
    »Ja. Ich war wieder an der Reihe. Wie alle

Weitere Kostenlose Bücher