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Schwaben-Angst

Schwaben-Angst

Titel: Schwaben-Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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unruhig vor dem Schrank hin und her, stimmte ihm zu. »Die Spuren führen auf jeden Fall in diese Wohnung. Auch wenn Frau Berg längst tot ist.«
    »Dann geht es also um eine andere Person.« Braig fuhr sich durch die Haare, massierte seine Schläfen.
    Neundorf nahm seinen Gedanken auf. »Du ahnst, an wen ich jetzt denke?« Sie zog sich einen der Stühle her, ließ sich abrupt auf den hölzernen Sitz fallen. Der knarzte laut.
    »Der angebliche Herbert Bauer«, sagte Braig.
    »Genau. Die anderen Fingerabdrücke auf Hemmers Notenheft stammen von einer Person, die sich heute in dieser Wohnung aufgehalten hat. Der Kerl war völlig überrascht, als wir vor ihm standen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass hier Polizei auftauchen könne. Wie auch? Den Kuli hat er übersehen. Den Kuli, den er selbst in der Kirche liegen ließ, als er bei Hemmer war.«
    »Dann hatten wir keinen Einbrecher vor uns, sondern den Mörder Hemmers und Böhlers. Oder zumindest eine Person, die an den Verbrechen beteiligt war.«
    Neundorf gab keine Antwort, schnaubte stattdessen vor Wut. Sie starrte mit finsterem Blick auf den Boden. »Und wir lassen uns von ihm für dumm verkaufen.«
    »Dass der Mann zum unmittelbaren Umfeld des oder der Verbrechen gehört, erklärt dann auch, weshalb er hier das Notenheft Hemmers zurückließ«, fuhr Braig fort. »Er hatte so große Angst, uns in die Hände zu fallen, dass er völlig überstürzt aus der Wohnung floh. Das Durcheinander hier spricht Bände. An das Notenheft Hemmers dachte er in dem Moment gar nicht mehr. Er wollte nur noch seinen Kopf retten.«
    Sie schwiegen ein paar Sekunden, überlegten die Schlussfolgerung.
    »Das klingt logisch«, erklärte Neundorf dann. »Und es erklärt, weshalb wir das Notizbuch Frau Bergs nirgendwo finden. Er hat es wahrscheinlich längst vernichtet, weil es seine Adresse enthält.«
    »Weshalb befanden sich Hemmers Orgelnoten überhaupt hier in dieser Wohnung?« Er blickte Rat suchend auf, sah Neundorfs nachdenkliche Miene.
    »Eine gute Frage. Aus welchem Grund deponierte er das Heft hier?«
    »Ich weiß im Moment nur eine Antwort, auch wenn ich mit ihr völlig daneben liegen kann. Vorausgesetzt, es handelt sich wirklich um das Heft, das Hemmer zum Spielen benutzte, als er von seinem Mörder in der Kirche aufgesucht wurde, muss es Hinweise auf die Person enthalten, die ihn tötete. Es durfte nicht am Tatort bleiben, weil wir sonst wichtige Spuren darin entdeckt hätten.«
    »Was könnten das für Spuren sein?«
    Braig überlegte nicht lange. »Die Telefonnummer vorne im Heft. Und der weibliche Vorname: Maja. Sahen beide nicht frisch geschrieben aus? Ganz anders jedenfalls als die Nummer dieser Maria Würth.«
    »Du hast Recht. Wir müssen unbedingt feststellen, wem die Nummer gehört. So schnell wie möglich.«
    »Hast du sie notiert?«
    Neundorf nickte, gab die Zahlen ins Handy ein, wartete eine Weile. Keine Reaktion. Sie wählte erneut, hatte wieder keinen Erfolg.
    »Hutzenlaub soll versuchen herauszufinden, wann die Ziffern notiert wurden. Das müsste sich doch in etwa terminieren lassen.« Sie gab dem Techniker den Auftrag durch, hörte überrascht, dass er bereits mit der Auswertung beschäftigt war.
    »Aus eigener Überlegung heraus«, lachte er.
    Neundorf bedankte sich für sein Engagement, ließ sich im Amt weiter verbinden, um den Besitzer der Telefonnummer zu ermitteln. Es dauerte keine zwei Minuten, bis der Kollege so weit war.
    »Sie haben etwas zum Schreiben?«, fragte er.
    Sie notierte Namen und Anschrift, zeigte Braig den Zettel.
    Günter Beckstein, Unterländerstraße 63
,
    Stuttgart-Zuffenhausen
    »Günter Beckstein«, sagte er, »wie kommt dessen Telefonnummer in Hemmers Notenheft?«
    »Vielleicht ist er ein Bekannter des Mannes.«
    »Und was bedeutet ›Maja‹?«
    »Der Name einer Freundin. Hemmer interessierte sich für sie. Du hast doch gehört, hinter wie vielen Röcken er herrannte.«
    Braig warf seiner Kollegin einen skeptischen Blick zu. »Und den schreibt Hemmer sich vorne mit Kuli in sein Notenheft?«
    »Warum nicht? Eine neue Entdeckung. Über Beckstein dachte er, an sie ranzukommen.«
    Er war mit ihrer Antwort nicht zufrieden. Weshalb sollte Hemmer sich die Telefonnummer Becksteins notieren, wenn er ohnehin mit dem Mann bekannt war?
    »Es gibt noch eine andere Erklärung«, meinte Neundorf, »falls Hemmer der Name Beckstein nichts sagte …« Sie wurde von der Melodie ihres Telefons unterbrochen, stockte.
    Hutzenlaub war in der Leitung.

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