Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwaben-Angst

Schwaben-Angst

Titel: Schwaben-Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
Vom Netzwerk:
Zivilstreife nach Zuffenhausen zu schicken.
    »Glaubst du, dass er die Leute wirklich nicht kennt?«, fragte die Kommissarin.
    Braig ließ sich Zeit mit seiner Antwort, versuchte nachzudenken. »Wenn er sie kennt, ist er ein verdammt guter Schauspieler«, sagte er dann.
    »Aber wie kommt seine Nummer in dieses verdammte Notenheft? Geschrieben mit dem Kuli aus der Kirche?«
    »Ich weiß es nicht. Ich bin nur abgekämpft und müde.« Er spürte die Schmerzen in seinem Kopf, massierte sich Stirn und Schläfen. Ohne Grund konnte Becksteins Telefonnummer nicht in Hemmers Orgelnoten verzeichnet worden sein. Irgendetwas hatte derjenige, der die Ziffern geschrieben hatte, damit bezweckt. Aber was?
    Lars Rauleder stand mit müden Augen in der Wohnung Beate Bergs, als sie die Treppe hoch stiegen.
    »Wenn du uns extra herbeorderst, muss es sich um etwas Besonderes handeln«, sagte Neundorf, »sehe ich das richtig?«
    Der Techniker nickte. »Ihr solltet es euch ansehen.« Er führte sie ins Wohnzimmer der verstorbenen Frau, zeigte auf ein Papier, das er auf den einzigen freien Stuhl gelegt hatte, bat sie, es nicht zu berühren.
    »Wo hast du das her?«, wollte Neundorf wissen.
    »Hinter dem Sofa. Es lehnte an der Wand. Wohl irgendwann aus Versehen hinter die Sitzfläche gerutscht.«
    Braig betrachtete das Papier, ein weißes Blatt, dem kleinen Anhängsel am oberen Ende nach einem Schreibblock entnommen, mit acht handschriftlich untereinander aufgelisteten Vor- und Zunamen, allesamt männlich. Keine Überschrift, keinerlei Anmerkungen, auch auf der Rückseite nichts notiert. Drei der Namen waren durchgestrichen. Er las von oben nach unten, stutzte mittendrin.
    Günther Hesse
    Jochen Schwank
    Konrad Böhler
    Stefan Zierz
    Dieter Fehr
    Peter Kromberg
    Bernhard Hemmer
    Gerd Seiter
    »Dir kommt was bekannt vor, wie?« Rauleder grinste, als er die Reaktion des Kollegen bemerkte.
    Braig starrte auf die Namensliste, sah zu Neundorf und dem Techniker hinüber, betrachtete wieder das Papier. »Versteht ihr, was das soll?«
    »Die Auflistung eines Kegelvereins ganz bestimmt nicht«, brummte Neundorf, »sonst müssten sie inzwischen auf zwei ihrer Mitspieler verzichten.«
    »Böhler und Hemmer auf einem Blatt. Was sagt uns das?«
    »Wir haben den endgültigen Beweis, dass diese Wohnung mit den Morden zu tun hat. Nicht nur mit dem in der Kirche. Mit beiden. Und es ist auch klar, dass ein und dieselbe Person dahintersteckt. Falls es daran noch Zweifel gab.«
    »Was sind das für Namen?«, fragte Braig. »Alles nur Männer.«
    »Kennst du einen?«
    Er massierte seine Schläfen, überlegte. »Dieter Fehr.« Er zögerte, las die Liste noch einmal durch. »Fehr«, wiederholte er. »Der einzige Name außer Böhler und Hemmer, der durchgestrichen ist.«
    »Du hast ihn schon gehört?«
    »Ich weiß es nicht.« Er versuchte, sich zu erinnern. Sein Kopf dröhnte, die Schmerzen waren zurückgekehrt. »Er kommt mir irgendwoher bekannt vor. Ich meine, ich habe ihn in letzter Zeit gehört.«
    »Hier, im Zusammenhang mit unseren Ermittlungen?«
    Braig fuhr sich mit der Hand über die Stirn, tastete mit den Fingerspitzen den Haaransatz über den Ohren ab. »Dieter Fehr«, sagte er laut zu sich selbst. Er atmete tief durch, hatte Mühe, einen klaren Kopf zu bekommen. »Vielleicht bilde ich es mir nur ein«, sagte er, »im Moment kann ich mich an überhaupt nichts mehr erinnern.«
    »Er ist durchgestrichen. Hat das etwas zu bedeuten?«
    Rauleder mischte sich ins Gespräch. »Dass er nicht mehr lebt, wie Böhler und Hemmer?«
    »Ermordet?«, fragte Neundorf.
    »Vielleicht wissen wir noch nichts davon.«
    »Du machst mir Freude«, sagte sie, »weißt du, was das bedeuten würde?«
    »Ich will nicht daran denken«, antwortete er, »bisher glaubte ich, so etwas gäbe es nur im Kino.«
    Braig starrte auf das Papier, atmete tief durch. War es wirklich ernst zu nehmen? Ein Blatt mit ein paar Namen, von denen zwei vor wenigen Tagen ermordete Personen nannten? Die Spur aus der Kirche führte in diese Wohnung. Durften sie sich der bequemen Auffassung hingeben, hier handelte es sich um einen Zufall?
    Braig schüttelte stumm seinen Kopf. Nein, das durften sie nicht. Die Lage war zu ernst. In ihrer Situation gab es nichts mehr, auch nicht die geringste Kleinigkeit, die einfach vernachlässigt werden konnte. Zwei Menschen waren grauenvoll ermordet worden – diese Tatsache allein war relevant.
    Er merkte, dass Neundorf ihn aufmerksam betrachtete.
    »Und, was meinst du?«,

Weitere Kostenlose Bücher