Schwaben-Filz
Ihren Mann angeblich bedrohte.« Er sah, wie die Frau bei seinen letzten Worten deutlich erbleichte, und wiederholte seinen Hinweis auf die wohlbehaltene Rückkehr der meisten kurzzeitig Vermissten.
Sonja Grobe nahm auf einem Stuhl an der Schmalseite des Tisches Platz, schüttelte den Kopf. »Rolf hat sich die ganze Nacht nicht gemeldet. Er geht auch nicht an sein Handy.«
»Das kommt sonst nicht vor?«
»Niemals.« Sie schien sich absolut sicher.
»Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen oder mit ihm gesprochen?«
Die Frau griff nach einem der leeren Gläser auf dem Tablett, zog es zu sich her. »Gestern Abend, gegen 18 Uhr.« Sie umschloss das Glas mit beiden Händen, betrachtete es nachdenklich. »Er war den ganzen Mittag in der Firma und ist kurz nach Hause gekommen, um sich umzuziehen. Um sieben hatte er noch einen geschäftlichen Termin.«
»So spät?«
»Na ja, so außergewöhnlich ist das nicht. Zwei-, dreimal in der Woche kommt das schon vor, dass er abends noch weg muss. Geschäftsessen oder Umtrunk nennt er das dann, manchmal will er sogar, dass ich ihn begleite. Es gibt Kunden, die eine persönlichere Atmosphäre für den Abschluss von Geschäften besonders schätzen. Meistens hat er dabei auch Erfolg.«
»Um welche Art von Geschäften geht es? Verkauf von Immobilien, bin ich da richtig informiert?«
»Flächen und Gebäude für Betriebe oder auch größere Häuser, ja. Rolf hat die Firma von seinem Vater übernommen und sie erfolgreich ausgebaut.«
»Wissen Sie, mit wem er sich gestern Abend treffen wollte und wo das stattfinden sollte?« Braig sah die interessierte Miene Söderhofers, mit der er das Gespräch verfolgte, wunderte sich, dass der Staatsanwalt so zurückhaltend blieb und sich überhaupt nicht zu Wort meldete.
Sonja Grobe nickte mit dem Kopf. »Ein Herr Schmeisser von einer Stuttgarter Baufirma. Sie wollten sich in Heslach treffen in der Weinstube
Zur Traube
, ich habe extra in Rolfs Kalender nachgesehen. Soll ein außergewöhnlich gutes Lokal sein, wenn ich mich richtig erinnere. Er erwähnte so etwas jedenfalls, bevor er ging.«
»Sie haben die Nummer von diesem Herrn Schmeisser?« Braig sah, wie die Frau sich erhob und zu der Anrichte am anderen Ende des Raumes ging, fügte eine weitere Bitte an. »Und der Kalender Ihres Mannes – wenn Sie mir den vielleicht zur Verfügung stellen könnten?«
»Mit aller Diskretion, versteht sich«, mischte sich Söderhofer ins Gespräch.
Sonja Grobe streckte Braig einen voluminösen, in Kunstleder eingefassten Band entgegen. »Ich war vorhin in seinem Büro und habe nachgesehen. Wenn Sie das Datum von gestern aufschlagen, finden Sie die Nummer.«
Er nahm den Tagesplaner in die Hand, sah den Eindruck auf der ersten Seite:
Grobe Immobilien, Esslingen, Rolf Grobe
, schlug den 7. November auf. Die Seite enthielt nur einen einzigen Eintrag:
19.00 Uhr Gundolf Schmeisser, Fa. Schmeisser und Söhne, Zur Traube
. Unmittelbar unter dem Namen die Ziffernfolge einer Handynummer.
»Sie haben diesen Herrn Schmeisser schon angerufen?«
»Zwei Mal schon, ja. Aber ich erreiche nur seine Mailbox.«
Braig spürte einen ersten Anflug von Nervosität in sich aufkommen, sah die fragende Miene der Frau. »Ich werde mich um den Mann kümmern, das haben wir schnell«, versuchte er sie zu beruhigen. Er notierte sich die Zahlen, blätterte weiter, sah, dass Grobe für den heutigen Tag erst um 15 Uhr verabredet war.
Maier, Plochingen
hatte der Mann eingetragen, dazu ebenfalls eine Mobilfunknummer angefügt.
»Das Büro Ihres Mannes befindet sich hier im Haus?«, erkundigte er sich.
Die Frau nickte zustimmend. »Das Meiste erledigt er von hier aus, ja. Um die offiziellen Firmenräume kümmert sich unser Mitarbeiter, Herr Schlink. Rolf fährt normalerweise erst am Mittag hin.«
»Wo ist die Firma?«
»In der Stadt. Rolf ist nicht dort, wenn Sie das vermuten. Ich habe vorhin noch mit Herrn Schlink telefoniert.«
»Er weiß nicht, wo sich Ihr Mann aufhalten könnte?«
Sonja Grobe schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn gefragt. Er kann es sich auch nicht erklären, wieso Rolf nicht nach Hause gekommen ist.«
Braig ließ sich die Telefonnummer und die genaue Adresse der Firma geben, blätterte den Kalender vorwärts und rückwärts durch. Allen Einträgen zufolge hatte Rolf Grobe ausschließlich mit männlichen Personen zu tun gehabt, nur ein einziges Mal war der Vorname einer Frau verzeichnet.
Monika Säftler
. Ein privates Treffen? So heikel das Thema war, er musste
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