Schwaben-Freunde: Kommissar Braigs 16. Fall (Schwaben-Krimi) (German Edition)
entschuldigen.«
»Aha.«
»Und du tust das Geld in deine Jacke. Nicht in die Hose«, fand sie wieder zum ursprünglichen Thema.
Braig lachte. Er wusste um die Hartnäckigkeit seiner Tochter. Wenn sie sich in ein Thema verbissen hatte, war sie nicht so leicht davon abzubringen.
»Im Winter, ja«, ging er auf ihre Erwiderung ein. »Aber im Sommer, wenn ich keine Jacke anziehe, stecke ich es in die Hosentasche.«
»Dann können es dir die bösen Jungs nicht wegnehmen.«
»Nicht so leicht jedenfalls wie der Oma.«
»Greifen die dir in die Hosentasche?«
»Na ja, das ist nicht so einfach.«
»Die haben Angst vor dir. Du bist bei der Polizei. Die haben Angst, dass du sie verhaften tust.«
»Das wissen die doch nicht, dass ich bei der Polizei bin. Ich bin doch fast immer normal angezogen. So wie alle anderen Leute auch.«
»Dann haben die keine Angst vor dir?«
Braig strich ihr sanft über die Haare, schüttelte den Kopf. »Nicht mehr als vor den anderen Leuten auch.«
»Das ist aber schlecht«, überlegte Ann-Sophie. »Dann wollen die dir auch das Geld wegnehmen.«
»Ich passe aber auf, dass die das nicht können.«
»Die können das nicht?«, fragte sie.
»Nur wenn sie sich ganz raffiniert anstellen«, gab er zur Antwort.
Ann-Sophie blickte aufmerksam zu ihm hoch. »Wie ist das: Ganz raffiniert?«
Braig überlegte. »Na ja, die müssen sich das vorher genau überlegen, wie sie das tun wollen. Wenn sie clever sind, machen sie das so wie bei der Oma. Der eine muss versuchen, mich abzulenken, damit ich nicht bemerke, wie mir der andere in die Tasche greift.«
»Und wie muss der dich ablenken?«
»Wie der mich ablenken muss?« Braig stöhnte laut. »Du fragst vielleicht Sachen! Der muss mir eine spannende Geschichte erzählen, irgendetwas vorlügen, damit ich nur noch auf ihn achte und nicht mehr auf seinen Freund.«
»Und sein Freund greift dir dann in die Hosentasche.«
»So könnte das funktionieren«, sagte er, »ja.«
29. Kapitel
Eenen scheenen gudn Morschn, Herr Gommissar. Was machen Se denn für’n Gesichd? Ich hoffe doch, Ihnen geht’s gud?«
Mit dieser Tusse zusammenzutreffen, so früh am Morgen – wie sollte es einem da gehen? Er hatte extra versucht, die Begegnung mit der nervigen Abteilungssekretärin zu vermeiden. Die Augen streng auf den Boden gerichtet, war er aus dem Fahrstuhl um die Ecke gehuscht, vergeblich. Der neugierigen Tusse entging doch überhaupt nichts. Blieb ihm jetzt also nichts anderes übrig, als mitzuspielen. Sie vollkommen zu übersehen, Pole Poppenspäler, bei den nächsten fünfundzwanzig Treffen würde sie es ihm aufs Brot schmieren. Je nach Diät, mit der sie sich gerade zu noch mehr Körperfülle entgegenfastete.
Knudsen setzte zu einer Antwort an, presste ein mühsames »Moin« hervor. Er folgte dem breiten Gang, bog in sein Büro ab. Wenigstens war heute der letzte Frühschicht-Tag, immerhin. Er schaltete den Computer ein, bereitete sich darauf vor, den digitalen Posteingang zu überprüfen, wurde vom Läuten des Telefons überrascht. Der Tag fing gut an. Erst diese seltsame Diättusse, jetzt schon die nächste Belästigung. Er ließ es sieben Mal läuten, griff dann seufzend nach dem Hörer.
»Mir hent zwoi brennende Autos«, schallte es ihm ins Ohr. So laut konnten nur Angehörige dieses Bergvolkes schreien.
»Na und? Schon mal was von Feuerlöschern gehört?«, blaffte Knudsen zurück.
»Oin von dene Fahrer hat’s erwischt.«
»So was soll passieren. Was geht das das LKA an?«
»Mir hent a ganze Ladung Zeuge, die hent gsehe, dass der voll Karacho obremst uf die Kärre vor ihm druff donnert isch.«
Knudsen schnappte nach Luft, versuchte, das entscheidende Wort zu buchstabieren. »… obremst?«
»Do stimmt doch was net. Des isch doch net normal, dass oiner überhaupt net bremst.«
Was war bei den Angehörigen dieses Bergvolkes schon normal? »Suizid«, brummte er. »Schon mal was davon gehört? Nicht alle lieben Tabletten.«
»Ja, do dra hent mir au scho denkt. Uf jeden Fall brauchet mir Sie für die Untersuchung.«
Pole Poppenspäler, das war einer von den ganz Hartnäckigen. Der ließ sich in seinem Eifer überhaupt nicht bremsen. Die Typen kannte er zur Genüge. Gaben erst dann Ruhe, wenn sie im Grab lagen. »Wo ist das?«, erkundigte er sich, um den Mann erst mal zu beruhigen. Er ahnte die Antwort, bevor er sie hörte. Am Arsch der Welt. Irgendwo in einem dieser gottverlassenen Käffer auf dieser gottverlassenen Alb. In einem Döffingen,
Weitere Kostenlose Bücher