Schwaben-Freunde: Kommissar Braigs 16. Fall (Schwaben-Krimi) (German Edition)
Aufprall zu heftig.«
»Was ist mit den anderen? Die Autos davor.«
»Zwei Schwerverletzte. Die Notärzte haben sie schon abtransportieren lassen. Sie werden durchkommen, habe ich gehört. Mehr Glück als Verstand. Ich denke, wir …« Der Gerichtsmediziner verstummte, weil einer der Techniker hinter ihm laut losbrüllte, drehte sich zur Seite.
»Da ist noch eine zweite Stelle. Zehn Zentimeter weiter. Jetzt ist es eindeutig. Die ist angesägt, doppelt sogar. Da gibt es überhaupt keinen Zweifel mehr.«
»Angesägt?«, erkundigte sich Knudsen. Er trat auf den Mann zu, schaute ihn fragend an.
Der in eine Schutzkleidung gehüllte Techniker schaute irritiert zu ihm auf. »Wer sind Sie?«
»LKA«, gab er zur Antwort.
»LKA?«
Der Kommissar begnügte sich mit zustimmendem Nicken als Antwort.
Die Kollegen des Technikers eilten zu ihm her, unterzogen seine Entdeckung einer genauen Prüfung. »Scheiße, ja, jetzt ist alles klar«, hörte Knudsen ihre Verblüffung.
»Die Bremsleitung des Unfallverursachers«, erklärte der Mann, zu ihm gewandt. »Sie ist gerissen. Deshalb raste er auf die Fahrzeuge vor ihm, die an der roten Ampel warteten. Und noch etwas: Die Leitung ist an einer weiteren Stelle angesägt.«
»Damit es auf jeden Fall klappt.«
»So würde ich das auch sagen, ja.« Der Techniker reichte Knudsen eine große, beleuchtete Lupe, hielt sie über den Unterboden des auf der Seite liegenden Fahrzeugs. »Hier, sehen Sie? Wellenförmige Einschnitte bis fast zur Mitte.«
Knudsen konnte den gezackten Schnitt gut erkennen. »Das hat er wohl nicht selbst getan«, meinte er lakonisch.
Zwei der Techniker antworteten mit lautem Lachen. »Die Bremsleitung zwei Mal ansägen, sich dann aber anschnallen? Der Irre muss erst noch geboren werden.«
Knudsen wusste, was das zu bedeuten hatte. Arbeit, nichts als Arbeit. Herausfinden, ob es wirklich kein Selbstmord war. Im Umfeld des Toten stochern, ob er in einem problematischen Umfeld lebte. Und das am Freitagmorgen, unmittelbar vor dem nahen, offiziell dienstfreien Wochenende. »Wieso hatte der einen Benzinkanister dabei?«
»Der wollte sich den Weg zur Tanke sparen«, antwortete einer der Techniker.
»Den Weg zur Tanke?«
»Vielleicht habt ihr ihn ausgeschrieben und er kann sich nicht blicken lassen, was fragen Sie mich? Das müssten Sie doch besser wissen, wenn Sie vom LKA sind.«
»Haben wir seinen Namen?«
Der Techniker wies auf einen der uniformierten Beamten wenige Meter entfernt. »Dort, Ihre Kollegen.«
Knudsen ließ den Mann stehen, passierte die Unfallfahrzeuge, stellte sich den beiden Kollegen am anderen Ende des Tatortes vor.
»Oh, Sie wellet mit dene Zeuge schwätze, die alles mit aguckt hent«, meinte der Beamte. »Die standet glei dort vorne.« Er wies zu einem Polizeifahrzeug wenige Meter entfernt.
»Das auch, ja«, sagte Knudsen. »Vorher würde ich aber gerne wissen … Haben wir den Namen des Toten?«
»Den Namen, ja, sicher«, bestätigte der Kollege. »Moment, mir hent sein Ausweis erwischt. Der war in seinere Jacke.« Er wühlte in einem kleinen Koffer, den er vor sich platziert hatte, hielt plötzlich inne. »Halt, den han i da in der Tasche.« Er lief wenige Meter zur Seite, griff nach einer großen Tasche, zog eine durchsichtige Plastiktüte vor. »Isch des net komisch?«, fragte der Mann.
»Was?«
»Hano, do hent die über Monate weg den Fernsehturm wegen Brandgefahr gesperrt und lasset die Leut net nei und dann verbrennt der Typ da direkt unter dem Turm in seinem Auto.«
»Das finden Sie komisch?« Knudsen zog den Mund schief, musterte sein Gegenüber.
»Hano, ja«, brummte der Beamte verlegen.
Bergvolkangehöriger, überlegte Knudsen, das erklärt alles. Er nahm die Plastiktüte entgegen, stülpte sich Schutzhandschuhe über, zog den Ausweis aus der Tüte.
»Isch was mit dem Kerl?«, fragte der Beamte.
Sein Gegenüber studierte Namen und Adresse, erbleichte.
»Ja, isch jetzt was?«, drängte der Kollege.
»Rassauer, Hans«, sagte Knudsen. »Den haben wir ausgeschrieben, ja.«
30. Kapitel
Die
Ruhbank
in 476 Metern Höhe hoch über dem Stuttgarter Zentrum mitten im Wald gelegen, machte ihrem Namen weiß Gott keine Ehre. Weder am Tag noch in der Nacht. Ohne jede Pause verwandelten Armeen stinkender und dröhnender Blechkarossen diese in früheren Zeiten idyllische Region unterhalb des Fernsehturms in ein unmenschliches Inferno. Wie unzählige andere einst reizvolle Winkel fiel auch dieser Teil Stuttgarts dem ungehemmten
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