Schwaben-Freunde: Kommissar Braigs 16. Fall (Schwaben-Krimi) (German Edition)
zurückgekehrt, hatten sich in der Kantine eine warme Mahlzeit gegönnt, dann im Büro sämtliche Informationen zusammengesucht, die sie über Rielke erhalten konnten. Bei dem Mann handelte es sich offenbar um einen ziemlich bekannten Juristen, der mit seiner Stuttgarter Kanzlei die Interessen verschiedener Firmen vertrat. Wie er dies praktizierte, ob er etwa Gerichtsprozesse für sie bestritt, war den Unterlagen nicht zu entnehmen.
Braig hatte sich einen Kaffee ausgeschenkt und bei den Kollegen des Wirtschaftsdezernats vorgesprochen, um sich nach Rielke zu erkundigen.
»Da muss ich erst gar nicht tief graben«, hatte der Kollege erklärt. »Der Mann ist ein erfolgreicher Wirtschaftsanwalt mit eigener Kanzlei hier bei uns. Ein bekannter Lobbyist, sitzt seit Jahren in sämtlichen Seilschaften, hat enge Kontakte zu allen Entscheidern. Er vertritt verschiedene Unternehmen. Habt ihr was gegen ihn?«
»Noch ziemlich schwammig«, hatte Braig bekannt. »Er tauchte jetzt allerdings zum zweiten Mal auf recht dubiose Weise in unseren aktuellen Ermittlungen auf.«
»Dann seid vorsichtig. Wie erwähnt, der verfügt über die besten Connections.«
Eine Stunde später hatten sie die Zusage Rielkes zu einem persönlichen Gespräch.
»Es handelt sich um einen guten Bekannten von Ihnen«, bestätigte Neundorf freundlich lächelnd. »Sie hatten gerade in der letzten Zeit wieder ausführlich mit ihm zu tun.«
»Ja, und um wen handelt es sich?« Der Anwalt rückte seinen Stuhl zurecht, musterte sein Gegenüber.
»Hans Rassauer«, sagte sie, die Miene Rielkes im Visier.
Nicht ein Muskel in seinem Gesicht bewegte sich. Er schaute ausdruckslos zu ihr her, als berühre ihn die genannte Person in keiner Weise, ließ nur ein belanglos dahergesprochenes »Ja, und?« hören.
»Wann hatten Sie das letzte Mal Kontakt mit ihm?«
»Kontakt?« Rielke schaute mit leicht geöffnetem Mund zur Wand, wo drei großformatige Fotos hingen, die ihn mit anderen Männern zeigten. Er überlegte kurz, gab ihnen dann ein jovial klingendes: »Ach, den Rassauer Hans habe ich gerade diese Woche wieder getroffen« zur Antwort.
»Sie kennen ihn näher?«, fragte Braig.
»Näher, was heißt näher. Der Rassauer Hans gehört nicht zu meinen Freunden, wenn Sie das meinen, nein. Dazu sind die Unterschiede zwischen uns zu groß. Er kommt aus einem ganz anderen Milieu. Aber er ist wie ich ein alter Autofan. Wir schrauben gern an unseren Fahrzeugen herum, holen aus den Motoren die optimale Leistung heraus, das verbindet, das wissen Sie ja vielleicht aus eigener Erfahrung. Kennen gelernt haben wir uns, ich weiß es noch genau, vor einigen Jahren bei einem Rennen in Hockenheim. Zwei Freunde von mir hatten ihren Wagen geschrottet und suchten dringend nach einem Chauffeur, der sie nach Hause bringen sollte. Da bot er sich an.«
»Er brachte Ihre Freunde nach Hause.«
»Und ob! Die waren so begeistert, dass sie sich von da an oft von ihm kutschieren ließen. Und später kauften sie ihm mehrfach eine seiner alten, angeblichen Luxuskarossen ab. Für ihre Töchter und Söhne oder die ein und andere Geliebte, wenn ich das so formulieren darf. Der Rassauer Hans ist nämlich ganz schön geschäftstüchtig, vor allem, was den Verkauf großer Autos anbelangt.«
»Ihnen hat er auch schon den einen oder anderen Wagen verkauft?«, mischte sich Neundorf wieder ins Gespräch.
»Aber sicher.« Rielke lachte laut. »Ja, ja, geschäftstüchtig ist er, der Rassauer Hans. Vor sechs Monaten, meine Frau und ich hatten uns scheiden lassen, überredete er mich, ihr die Trennung mit einem 7er BMW zu versüßen. Ein grellroter, dicker 7er BMW. ›Das erspart viel Zoff‹, meinte er. Und wissen Sie, wie viel er dafür haben wollte?«
Seine beiden Gesprächspartner warteten schweigend auf die Antwort.
»3.000 Euro. Keinen Cent mehr. Natürlich habe ich ihm den Wagen abgekauft. Seither ist meine Ex wieder gut auf mich zu sprechen. Ja, Sie sehen, der Rassauer Hans, der kann’s.« Rielkes Lachen wurde vom Auftritt seiner Sekretärin unterbrochen, die ein mit einer Kaffeekanne, drei Tassen samt Untertellern, Milch, Zucker sowie kleinen Löffeln beladenes Tablett vor ihnen auf den Glastisch stellte und sich dann lautlos wieder zurückzog.
Rielke verteilte das Porzellan, schenkte ihnen selbst ein.
»Wieso konnte er Ihnen das Auto so günstig anbieten?«, fragte Neundorf.
»Keine Angst.« Rielke hatte sofort begriffen, was sie mit ihren Worten andeutete. »Sie sind von der Polizei, aber
Weitere Kostenlose Bücher