Schwaben-Freunde: Kommissar Braigs 16. Fall (Schwaben-Krimi) (German Edition)
geschüttelt.
»›Das ist harmlos, Mari‹, hat er mir erzählt. ›Die wollen nur mit ihren Karren Vollgas geben, verstehst du? Und in der Wüste und in solchen Ländern, wo nicht alles reglementiert wird, macht das alles viel mehr Spaß. Und ich verdiene ordentlich was dabei, was will ich denn mehr? Jetzt bring ich die Wagen halt nicht mehr nur zum Verkaufen dorthin, sondern überführe sie für spaßige Touren. Wenn es gut geht, haben die ihren Spaß auf ihren Trips und ich verdiene anschließend, wenn die zurückgeflogen sind, ein zweites Mal beim Verkauf.‹ ›Und wenn’s schlecht geht?‹, habe ich ihn gefragt, ›und die Karren unterwegs verrecken?‹ ›Dann, Mari, zahlen die mir eine Extragratifikation, das unterschreiben’s mir vorher. Ich kriege auf jeden Fall meine Schulden los.‹ Und diesen Schmarrn hat er alle paar Wochen gemacht, extra für seine beiden großen Freunde. Als besonderes Event für deren Geschäftspartner und Saufkumpane. Bis vor zwei Jahren vielleicht. Da muss nämlich was passiert sein, was ihn ganz schön mitgenommen hat. Ich habe ihn mehrfach gefragt, aber er wollte nicht damit herausrücken. Aber seither war ihm jedes Mal ganz schön mulmig, wenn er wieder weg musste, das konnte er mir gegenüber nicht verheimlichen. Und jetzt, die letzten Tage, war er völlig durch. Ich habe es am Telefon gemerkt, obwohl er nicht mit der Sprache herausrücken wollte, nicht mit einem Wort. Aber er war total nervös. Irgendwas stimmte nicht mit ihm, das habe ich mitbekommen. Und jetzt bin ich so früh es ging zurück wegen dem Bub und trotzdem zu spät!«
»Sie kennen seine angeblichen Freunde mit Namen?«
»Danke! Das muss nicht sein! Diese Hanswursten muss ich nicht noch näher kennen!« Marina Prolitschka hatte sich ein zweites Mal ihren Abscheu aus dem Leib gespuckt. »Sie müssen verzeihen, aber wie soll ich das ertragen?« Kopfschüttelnd war sie ein Stück zur Seite gelaufen. »Doch, natürlich«, hatte sie dann erklärt, »seine zwei
besten Freunderl
«, sie hatte die beiden Worte so anzüglich ausgesprochen, wie es ihr nur möglich war, »die habe ich mir merken können. Zwei verrückte Autoschrauber, nix als ihre Karossen im Kopf. Tag und Nacht liegen’s unter ihre Kisten, motzen’s die Motoren auf und bauen jeden Firlefanz in die Karren ein. Solche hirnrissige Deppen san’s und dabei haben’s beide Namen, wenn’s die hören, dann denken’s zuerst mal an wunderschöne Sachen. Goch und Rielke. Wie der Maler und der Dichter, nur anders geschrieben. Deshalb habe ich mir die merken können. Und mit diesem Dichter war er in der letzten Zeit ständig unterwegs. Wo mir die Verse von dem doch so gut gefallen!«
32. Kapitel
Reinhold Rielke war ein freundlicher, von glatten, dunkelblonden Haaren und einem akkurat gezogenen Seitenscheitel gezeichneter Mann um die Fünfzig. Er trug einen anthrazitfarbenen Anzug, ein weißes Hemd und eine modische, mit dunkelgrünen Streifen verzierte Krawatte, empfing sie im Vorzimmer seines Büros in der Stuttgarter Innenstadt. »Was darf ich Ihnen anbieten? Kaffee?«
Rielke nahm das zustimmende Nicken seiner beiden Besucher zur Kenntnis, bat seine Sekretärin, das gewünschte Getränk frisch zuzubereiten und zum Besuchertisch zu bringen, führte Neundorf und Braig in sein Büro. Ein großer, heller, von breiten Fensterfronten geprägter Raum, der auf der einen Seite seinen Schreibtisch samt Aktenschränken und im Eingangsbereich einen kleinen, rechteckigen Glastisch samt einer bunten, von kräftigen Farben gezeichneten Sitzgarnitur beherbergte.
Der Mann bat sie, Platz zu nehmen, fragte nach dem Grund ihres Besuches. »Sie erwähnten nur, es handle sich um einen guten Bekannten von mir, zu dem Sie sich einige Informationen von mir erhofften.«
Neundorf nickte.
Noch auf der Rückfahrt von Bad Boll hatte Braig den Namen des Mannes in die Suchmaschine seines Smartphones eingegeben. Er war auf die Website eines Anwalts gestoßen, der sich nicht nur mit blumigen Worten, sondern auch mit einem Porträtfoto präsentierte. Er hatte ihn auf den ersten Blick erkannt. »Ich werd’ verrückt!«
Braigs Ruf hatte Neundorfs Blick für einen Moment von der Straße weg zum Monitor des Handys gelenkt. »Rielke?«, hatte sie gefragt.
»Der alte Bekannte, aus Rassauers Wagen steigend in Glupfmadingen fotografiert«, hatte er bestätigt.
»Dann ist dessen Identität endlich geklärt«, war Neundorf froh. »Den werden wir uns sofort vornehmen.«
Sie waren ins Amt
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