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Schwaben-Hass

Schwaben-Hass

Titel: Schwaben-Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Stadt.«
    Weidmann nickte. »Wohin?«
    Sie traten auf den Vorplatz, sahen den schlanken Kirchturm jenseits einer in den Berghang getriebenen, stark befahrenen Straße.
    »Noch eine Kirche?«
    Michaela König schaute ratlos hoch, zeigte auf die Treppe. Sie überquerten die breite Fahrbahn, die unverkennbar neueren Datums war, sahen das einer alten Kathedrale ähnliche Gebäude des Gotteshauses direkt oberhalb der Straße. Überrascht von der zeitlosen Eleganz der Kirche passierten sie einen kleinen Park, betraten das gotische Bauwerk durch das offene Portal. Der Informationstafel entnahmen sie, dass es sich um die im 14. und 15. Jahrhundert erbaute evangelische Frauenkirche handelte, die hier in unmittelbarer Nachbarschaft etwas erhöht über den beiden anderen Gotteshäusern thronte. Vor dem Ausbau der unmittelbar unterhalb der Kirche verlaufenden Schnellstraße musste es eine einzigartig bezaubernde städtebauliche Szenerie gewesen sein: Der Marktplatz, die Burg, die engen Gassen der Altstadt, dazu drei außergewöhnliche Kirchen.
    Das Innere des Gotteshauses zeigte so viel Anmut wie sein Äußeres: Eine schlichte, weitläufige Halle, alte dunkle Bänke, prächtige bunte Glasfenster mit biblischen Motiven im Chor. Majestätische Stille prägte das Bauwerk, nur der Lärm der vorbeirasenden Autos drang in den Innenraum.
    Michaela König nahm in der hintersten Bankreihe Platz, tastete die Unterseite ab. Das Holz war rissig, erneut stachen sie kleine und größere Splitter. Sie unterdrückte die Schmerzen, prüfte die ganze Bank, lief nach vorne, tastete Reihe um Reihe ab. Sie roch das feine Aroma eines Wachspflegemittels, sah, wie sich Weidmann auf der anderen Seite des Mittelgangs in gebückter Haltung durch die Bänke schob. Je weiter sie sich vortastete, desto größer wurden ihre Schmerzen. Die Spreißel stachen feinen Messerspitzen gleich in ihre Finger, machten jede Bewegung zur Qual. Erschöpft blieb sie sitzen, zog ihre Hand hoch, untersuchte die Haut. Die große stämmige Gestalt unmittelbar neben sich bemerkte sie erst in dem Moment, als sie die Bankreihe wechseln wollte. Erschrocken starrte sie in das in einem dichten dunklen Bart auslaufende Gesicht des Mannes, spürte, wie ihr Herz auszusetzen drohte. Instinktiv begann sie laut zu schreien.

38. Kapitel
    Steffen Braig hatte die Vermutung Neundorfs, die Verwicklung deutscher Soldaten in den Menschenhandel mit minderjährigen Frauen könne der Auslöser für die Ermordung der Journalisten sein, am späten Morgen Hofmann in einem ausführlichen Gespräch dargelegt. Bei einer Tasse Earl Grey waren sich beide allerdings einig gewesen, dass es sich bei dieser These lediglich um eine Vermutung, nicht aber um einen belegbaren Sachverhalt handelte. Der Oberstaatsanwalt unterstützte Braigs bisheriges Vorgehen ohne jeden Vorbehalt, bat ihn aber um äußerste Zurückhaltung, was die Veröffentlichung der jüngsten Hintergrund-Theorie anbetraf.
    »Wir haben keinerlei Beweise für eine Beteiligung deutscher Soldaten in dieser Sache«, hatte Hofmann betont, »und bevor wir das nicht eindeutig belegen können, dürfen wir keinen falschen Verdacht in die Welt setzen.«
    Braig war gerade vom Gespräch mit dem Oberstaatsanwalt in sein Büro zurückgekehrt, als Bernhard Söhnles Anruf durchgestellt wurde.
    »Ich war gerade bei der Bank«, erklärte der Kriminalmeister, »Breidles Geld, du verstehst?«
    Braig war sofort hellwach. »Logisch. Was hast du herausgefunden?«
    »Ich muss dich enttäuschen.« Söhnles Stimme klang sachlich, ohne jede Emotion.
    »Sie wissen nicht, wo es herstammt?«, fragte Braig aufgeregt.
    »Doch. Ganz genau sogar.«
    »Woher denn? Mach es nicht so spannend.«
    »Völlig legal. Eine Erbschaft.«
    »Erbschaft. Von wem?«
    »Irgendeine steinreiche Witwe. Sie hatte keine näheren Verwandten, vermachte alles – bis auf einen kleinen Rest – ihm. 21/2 Millionen.«
    Braig pfiff durch die Zähne. »Nicht schlecht. Davon lässt es sich gut leben.«
    »Denke ich auch. Das Ganze ist übrigens schon fast zehn Jahre her. Breidle hat seither annähernd die Hälfte des Geldes verbraten. 1 Komma 4 Millionen sind noch übrig.«
    »Wer erbt die?«
    »Na, seine Frau, denke ich. So läuft das doch normalerweise, oder?«
    »Es gibt keine regelmäßigen oder unregelmäßigen Einzahlungen auf sein Konto?«
    »Außer den Honoraren für seine journalistische Tätigkeit, nein.«
    Braig überlegte. »Vielleicht führt er weitere Konten bei anderen Banken.«
    »Wir haben

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