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Schwaben-Hass

Schwaben-Hass

Titel: Schwaben-Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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überrascht an, überlegte. »Es gibt niemand, an den er ihn ausgeliehen hat? Freunde vielleicht oder Kollegen?«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen. Beim besten Willen nicht. Hans und seine Karre«, sie rümpfte die Nase, »das ist fast schon ein erotisches Verhältnis.«
    »Dann muss jemand das Fahrzeug gewaltsam an sich genommen haben. Schließlich wurde Ihr Mann …« Braig verstummte, starrte irritiert auf seine Jacke. Sein Handy läutete, bevor er den Satz vollenden konnte. Er ärgerte sich, weil er vergessen hatte, es abzuschalten, entschuldigte sich.
    Gerhard Stöhr, ein Kollege aus dem Landeskriminalamt, war am Apparat. Braig lauschte seinen Worten, zuerst unwillig und leicht gereizt, dann mit immer größerem Interesse. Was ihm der Kriminalmeister mitteilte, lenkte seine Konzentration von der Frau des Ermordeten ab. Stöhr redete langwierig und umständlich wie gewohnt. Dennoch hatte Braig seine Botschaft schnell verstanden.
    Das Auto, mit dem man Harry Nuhr in der Fußgängerzone in Winnenden getötet hatte, war entdeckt und identifiziert worden. Eindeutig. Keine zwei Kilometer vom Tatort entfernt.

5. Kapitel
    Der dunkelblaue 3er BMW stand auf dem Parkplatz des OBI-Baumarktes am südlichen Stadtrand von Winnenden. Kollegen der Waiblinger Polizei hatten ihn nach der sofort ausgerufenen Fahndung entdeckt, das Auto einige Zeit observiert, dann, nachdem sie durch Überprüfung des Kennzeichens den Wagen als vor wenigen Stunden in Böblingen gestohlen identifiziert hatten, die Einsatzleitung informiert. Die Kriminaltechniker waren direkt vom Tatort zum Fundplatz geeilt und hatten das Auto untersucht. Die Spuren des Aufpralls des Café-Mobiliars waren eindeutig festzumachen.
    »Wir haben eine Überraschung«, erklärte Markus Schöffler, als er, direkt aus Winnenden kommend, kurz vor 20 Uhr im LKA mit Braig, Söhnle und Beck zusammentraf, »das Tatfahrzeug steckt voller Fingerabdrücke.«
    »Brauchbare?« Kommissar Erwin Beck war schlank und schmal, trug eine dünne Nickelbrille, hatte lichte, hellblonde Haare.
    »Es sieht so aus. Wir konnten vier verschiedene Personen ausmachen und sind gerade dabei, sie mit der BKA-Datei abzugleichen. Vielleicht haben wir Glück und treffen auf alte Bekannte.«
    Beck nahm seine Brille ab, fuhr mit seinem Taschentuch über die Gläser. »Freust du dich nicht zu früh?« Er hauchte die Brille an, polierte das rechte Glas. »Wenn wirklich Profis am Werk waren, wird für uns garantiert nichts dabei sein. Dann stammen die Abdrücke ausnahmslos vom Besitzer des Wagens und dessen Angehörigen«, erklärte er.
    Sie hatten den Mann, auf den das Fahrzeug zugelassen war, bereits überprüft. Er war von Beruf Versicherungsvertreter, hatte zwei Kinder, einen untadeligen Leumund, für die Tatzeit zudem ein eindeutiges Alibi. Das Auto war ihm von einem öffentlichen Parkplatz in Böblingen gestohlen worden, während er einen Kunden besuchte. Nichts sprach dagegen, dem Mann Glauben zu schenken.
    Schöffler fuhr mit der Hand über seinen Drei-Tage-Bart. »Ich gehe jetzt jedenfalls in mein Labor und überprüfe die Abdrücke vollends. Sobald ich die Ergebnisse habe, gebe ich euch Bescheid.«
    Braig bedankte sich für seine Bemühungen, fragte Beck nach den anderen Untersuchungen. Sie hatten unter seiner und Hofmanns Leitung die Medienvertreter in einer Pressekonferenz ausführlich über den Mord an deren Kollegen informiert. Der große Raum im Erdgeschoss des LKA war fast bis auf den letzten Platz besetzt, die Stimmung nervös, teilweise gereizt gewesen. Fact war doch: Zwei Journalisten hatten innerhalb weniger Stunden nicht weit voneinander durch fremde Hand ihr Leben verloren, in ähnlicher, fast identischer Manier und die Polizei konnte Stunden später nichts, aber auch gar nichts zu diesen Fällen mitteilen. Lediglich die Anwesenheit des Oberstaatsanwaltes, die das besondere Engagement der ermittelnden Behörden signalisierte, hatte verhindert, dass die Aufregung der Pressevertreter außer Kontrolle geriet und die Situation eskalierte.
    Braig war sich sicher, dass seinem Aufruf, das Phantombild der unbekannten Frau zu veröffentlichen, in weitem Umfang Folge geleistet würde. Schon eine halbe Stunde später flimmerte Schieks Computerfoto über die ersten Bildschirme.
    »Bis jetzt konnte ich keine Verbindung zwischen Breidle und Nuhr feststellen.« Beck weigerte sich hartnäckig, Breidle mit dessen Künstlernamen zu bezeichnen. »Cool, wenn ich das nur höre«, hatte er gegrummelt, »haut

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