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Schwaben-Herbst

Schwaben-Herbst

Titel: Schwaben-Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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mich zu seinem Geburtstag eingeladen, deshalb weiß ich es. Dort oben.« Er deutete auf den Berg über ihnen, der längst in den Wolken verschwunden war. »Warten Sie, ich hole seine Nummer.« Er verschwand in seinem Wagen, ließ die beiden Männer im Regen stehen.
    Braig war nass bis auf die Haut, als der Metallhändler endlich ein Blatt mit der Privatnummer Offenbachs ins Freie streckte. Er nahm es entgegen, bedankte sich, spurtete vom Gelände.
    Fünfzehn Minuten später hatten sie das Haus erreicht. Es befand sich in der Nähe einer lauten Straßenkreuzung, trug neben mehreren anderen auch den Namen Offenbach am Klingelbord. Braig flüchtete sich unter das winzige Vordach, weil es immer noch heftig regnete, drückte auf die Glocke, wiederholte den Versuch mehrfach, jedes Mal ohne Reaktion. Er seufzte laut auf, schüttelte die Nässe von sich ab. War ihnen der Kerl tatsächlich entwischt? Oder unterwegs an ihnen vorbeigefahren?
    Er rief beide Telefonnummern mit seinem Handy an, hatte bei der ersten überhaupt keine Reaktion, bei der anderen den Anrufbeantworter in der Leitung.
    »Die Nachbarn«, sagte Stöhr, »vielleicht sollten wir es über sie versuchen.«
    Braig nickte, folgte dem Vorschlag. Er hatte kaum geläutet, als im ersten Obergeschoß ein Fenster geöffnet wurde. Eine ältere Frau schaute auf die Straße, gab keinen Ton von sich, musterte sie nur kritisch.
    »Wir wollen zu Herrn Offenbach«, rief Braig. Regenfontänen klatschten ihm ins Gesicht.
    »Dann gehen Sie doch«, empfahl die Frau.
    »Er ist nicht da. Hat er Urlaub?«
    »Urlaub? Keine Ahnung. Gestern Abend war er hier. Die verrückte Musik!« Sie gestikulierte mit den Händen, verzog ihre Miene.
    »Gestern Abend?«
    »Bis Punkt Zehn. Sonst holen wir die Polizei. Er weiß Bescheid.«
    Braig bedankte sich, sprang zu ihrem Wagen, um sich vor dem Regen zu retten, nahm auf dem Beifahrersitz Platz.
    »Und?«, fragte Stöhr. »Riskieren wir es?«
    »Der Mann vertreibt genau die Fahrzeugtypen, in denen der Täter am jeweiligen Tatort gesehen wurde. Das reicht für einen Besuch, oder? Wie weit sind wir vom Amt entfernt? Fünf, sechs Kilometer?«
    Er sah das bedächtige Kopfnicken des Kollegen, informierte Volker Seibert, schilderte sein Anliegen. »Wir sind in Ruit. Der Mann scheint nicht zu Hause zu sein. Ich will mir aber die Wohnung ansehen. Und anschließend die Firma. Vielleicht finden wir Hinweise auf die Verbrechen.«
    Der Techniker sagte sofort zu, war zwanzig Minuten später an Ort und Stelle. Seine Pausbacken glänzten, er strahlte übers ganze Gesicht, als er in den strömenden Regen trat. »Das liegt ja fast vor unserer Haustür«, erklärte er, begrüßte die Kollegen. »Ihr wisst, wie gerne ich Schlösser knacke.«
    Braig hatte darauf verzichtet, die Nachbarn zu bitten, die Haustür zu öffnen, weil er wusste, wie schnell Seibert arbeitete. Nur kein unnötiges Aufsehen erregen, das Offenbach bei einem überraschenden Auftauchen warnen konnte.
    Der Techniker postierte sich einem Bewohner des Hauses gleich an die Tür, machte sich mit seinem Schlüsselbund zu schaffen, drückte sie auf. »Dreiundzwanzig Sekunden«, erklärte er mit freudestrahlender Miene.
    Er wartete, bis seine Kollegen bei ihm waren, lief dann zu Offenbachs Wohnungstür. »Alles klar?«
    Braig entsicherte seine Waffe, richtete sie auf die Wohnung, nickte. Seibert benötigte nur ein paar Atemzüge. »Sechzehn. Der hat nicht einmal abgeschlossen.« Er wich zur Seite, ließ dem Kollegen den Vortritt.
    Braig spürte das seltsame Gefühl von der ersten Sekunde an. War es Erfahrung, Intuition, der Hauch eines seltsamen Geruchs? Er drückte sich der Wand entlang in die Diele, lauschte auf verdächtige Geräusche, hörte nur den Straßenlärm und sein pochendes Herz.
    Was war los? Wartete der Mann mit gezogener Waffe?
    Er versuchte, allen Eventualitäten vorzubeugen, rief laut: »Hier ist die Polizei. Wenn Sie zuhause sind, melden Sie sich bitte«, wartete auf eine Reaktion. Nichts. Nur das Hupen eines Autos draußen auf der Straße.
    Langsam, ganz langsam schob er sich vorwärts. Bis zur ersten Tür. Sie war angelehnt, quietschte leicht, als er sie zurückstieß. Er schob sein Gesicht vorsichtig um die Ecke, nahm als erstes die Luftveränderung wahr. Miefiger Geruch, vermischt mit einem starken Rasierwasser, strömte ihm entgegen. Rasierwasser, arbeitete es in ihm, herbes Rasierwasser. Waren sie an der richtigen Stelle?
    Die Pistole weit von sich gestreckt, warf er einen Blick in

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