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Schwaben-Herbst

Schwaben-Herbst

Titel: Schwaben-Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Hände gefallen.
    Nach wie vor unbeantwortet blieb allerdings die Frage, in welchem Zusammenhang der Ermordete mit Andreas Sattler und Martin Grauselmaier stand. Wo lag die Verbindung zwischen den drei in gleicher Weise ermordeten Männern?
    Kai Offenbach war, so die Analyse des obduzierenden Gerichtsmediziners Dr. Holger Schäffler, etwa zehn bis zwölf Stunden vor dem Fund der Leiche in seiner Wohnung in Ostfildern-Ruit getötet worden, also in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch etwa ein bis zwei Stunden vor Mitternacht. Nicht einer der Nachbarn, so das Ergebnis ihrer intensiven Befragungen, hatte eine fremde Person bemerkt, die den Mann an diesem Abend aufgesucht hatte. Auch Braigs Gespräch mit der ehemaligen Frau des Mordopfers war wenig hilfreich gewesen. Simone Weitner hatte ihn ohne großes Interesse in ihrer Wohnung in der Neckarwestheimer Straße in Gemmrigheim empfangen und sowohl unübersehbar als auch unüberhörbar unwillig von ihrer zum Glück längst geschiedenen Ehe mit Kai Offenbach berichtet.
    »Er wurde ermordet? Schade, dass das nicht fünfzehn Jahre vorher passierte. Mir wäre viel erspart geblieben.«
    »Sie haben Ihre gemeinsame Zeit nicht gerade in guter Erinnerung?«
    Die Frau hatte bitter lachend geprustet, ihn mit wütenden Blicken traktiert. »Gute Erinnerung an dieses perverse Schwein? Sie denken wohl, ich bin verrückt?«
    »Darf ich fragen, was Sie zu diesen Worten veranlasst?«
    »Nein«, hatte sie geschimpft, »das dürfen Sie nicht! Das geht Sie einen feuchten Dreck an! Zum Glück ist die Zeit vorbei.«
    Sie hatte ihm nichts angeboten, ihn in ihrer Küche auf einen harten Stuhl bugsiert, ihn mit ihrer Mimik und ihrer ganzen Körperhaltung ihren Unwillen, über ihren ehemaligen Partner zu sprechen, spüren lassen. Die Ehe mit dem Ermordeten musste in der Tat keine angenehme Zeit gewesen sein.
    »Hat er Sie geschlagen?«
    »Verschwinden Sie«, hatte sie sich ereifert, »lassen Sie mich endlich in Ruhe!«
    Braig war nicht auf ihren Wunsch eingegangen, hatte ihr stattdessen die volle Erkenntnis seiner polizeilichen Ermittlungen präsentiert. »Wir waren seit Wochen hinter Offenbach her. Sie haben von den brutalen Überfällen auf Frauen gehört, immer am Wochenende? Er war es.«
    Simone Weitner hatte sich schlagartig beruhigt. Sie war von ihrem Stuhl aufgesprungen, hatte ihn mit weit aufgerissenen Augen angestarrt. »Ich werde wahnsinnig! Wieso bin ich nicht sofort darauf gekommen?«
    »Sie trauen es ihm zu?«
    »Was fragen Sie noch?«, hatte sie erwidert. »Haben Sie eine Ahnung, wie er mich zeitweise zugerichtet hat?«
    Er war ruhig geblieben, hatte ihr Zeit gegeben, alles zu begreifen.
    »Ich hätte es wissen müssen, als ich es gelesen habe. Warum bin ich nicht sofort zur Polizei?«
    »Das hätte uns geholfen, ja. Wir hätten ihn sofort überprüft.«
    »Manchmal konnte ich mehrere Tage nicht aus dem Haus, weil mein Gesicht zu geschwollen war vor lauter Schlägen. Es hatte keinen Sinn, ich konnte überhaupt nichts mehr sehen.«
    »Sie haben sich nicht gewehrt?«
    »Gewehrt? Haben Sie eine Ahnung, welche Angst ich vor ihm hatte?«
    Warum hast du das Schwein dann geheiratet, lag es ihm auf der Zunge, wieso hast du dich mit dem Kerl überhaupt eingelassen? Er behielt den Gedanken für sich, wollte die Frau nicht noch weiter reizen. Zu oft schon hatte er derlei Biographien kennengelernt. Männer, die sich im Verlauf des Zusammenlebens als rücksichtslose Schläger erwiesen, Frauen, die wenigen Monaten freundlich-werbenden Verhaltens blindlings erlegen waren, sich dann plötzlich in einem nicht enden wollenden Horror wiederfanden.
    »Wer könnte Offenbach getötet haben? Gibt es andere Menschen, die er so rabiat behandelte?«
    »Was weiß ich. Lassen Sie mich in Ruhe. Ich will von dem Dreckskerl nichts mehr hören.«
    »Gegen wen war er ähnlich aggressiv? Können Sie mir nicht weiterhelfen?«
    Simone Weitner hatte, ihn skeptisch musternd, ihre Stirn in Falten gelegt. »Ich habe zum Glück seit Jahren nichts mehr von ihm gehört. Was wollen Sie noch?«
    »Und Ihr jetziger Mann? Was sagt der dazu, dass Offenbach Sie ständig schlug?« Sie hatte ihm am Telefon erklärt, dass sie wieder geheiratet, ein völlig neues Leben begonnen hatte.
    »Was soll er sagen? Er hat ihn nie gesehen, kennt ihn nicht.«
    »Wo war er gestern Abend gegen 22 Uhr?«, hatte er hinzugefügt.
    Simone Weitner hatte ihn kopfschüttelnd betrachtet, war dann in die Diele marschiert, hatte ein tragbares Telefon

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