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Schwaben-Herbst

Schwaben-Herbst

Titel: Schwaben-Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Rober«, sagte Neundorf, als sie den mit zwei großen Bottichen beladenen Anhänger erreichten.
    Eine junge Frau war gerade dabei, einen Korb voller Trauben in einen der Behälter zu schütten. »Herr Rober?«, vergewisserte sich die Frau.
    Neundorf nickte.
    »Da kommt er.« Sie wies auf einen etwa vierzig Jahre alten kräftigen Mann, der aus dem Weinberg unter ihnen trat, einen prall gefüllten Korb auf dem Rücken.
    Neundorf wartete, bis er seine Last abgeladen hatte, stellte sich und Braig vor.
    »Wir sind mitten in der Arbeit«, erklärte der Mann heftig atmend.
    »Es geht schnell. Wir haben nur ein paar Fragen«, sagte die Kommissarin. Sie sah, wie Rober der jungen Frau den Korb reichte, sich dann an einem Tuch die Hände abwischte.
    »Was wollen Sie wissen?«
    »Wir suchen nach ein paar Leuten, die vielleicht bei Ihnen gearbeitet haben. Ein Herr Sattler zum Beispiel. Sie kennen ihn?«
    »Bei uns gearbeitet? Beim Herbsten?«
    »Letztes Jahr, ja«, bestätigte Neundorf. »Sattler, Offenbach, Holdenried. Sagen Ihnen diese Namen etwas?«
    »Nein, Namen sagen mir nichts.« Er hob bedauernd seine Hände. »Das sind so viele Leute jedes Jahr, verstehen Sie.«
    Neundorf nickte verständnisvoll, zog die Fotos aus der Tasche, reichte ihm das von Andreas Sattler. »Kennen Sie diesen Mann?«
    Rober nahm das Bild entgegen, reagierte sofort. »Der war dabei, ja«, erklärte er. »Wahrscheinlich sogar letztes Jahr.«
    »Sie wissen es nicht genau?«
    »Doch. Ich denke schon. Aber Moment, ich frage meine Frau, die hat ein besseres Gedächtnis.« Er stapfte ein paar Schritte abwärts, verschwand hinter einem hohen Rebstock, ließ ein lautes »Meli« hören, kehrte eine Minute später mit einer etwas verschwitzten, mit einem dunkelblauen Arbeitsanzug bekleideten jungen Frau zurück. »Hier, das ist meine Frau Melanie, sie kann sich erinnern.«
    Melanie Rober wischte sich die Hände sauber, zeigte auf das Foto von Andreas Sattler. »Der hat bei uns gearbeitet, ja«, bestätigte sie, nickte den beiden Beamten freundlich zu.
    Braig stellte sich und seine Kollegin vor, bedankte sich für die Auskunft. »Im letzten Jahr?«, setzte er hinzu.
    »Ja«, erklärte die Frau, »im letzten und im vorletzten Jahr. Der war schon zweimal dabei. Dieses Jahr allerdings nicht. Er hat sich nicht mehr gemeldet.«
    »Der Verdienst ist zu niedrig«, mischte sich ihr Mann wieder ins Gespräch, »mit dem, was in der Industrie verdient wird, können wir nicht mithalten.«
    Braig wollte ihm schon ins Wort fallen, darauf hinweisen, dass Sattlers diesjährige Abwesenheit auf eine andere Ursache zurückzuführen war, hielt sich dann aber zurück. Wozu die Leute unnötig beunruhigen, wenn sie über die Ermordung eines früheren Erntehelfers offenkundig nicht informiert waren.
    »Was ist mit diesem Mann?«, fragte Neundorf. »War der mit dabei?« Sie streckte ihnen das Foto Offenbachs entgegen, wartete auf die Reaktion ihrer Gesprächspartner.
    »Nein«, sagte die Frau, »an den kann ich mich nicht erinnern. Nicht, solange ich auf dem Hof bin.«
    Joachim Rober bestätigte die Aussage. »Ich habe ihn noch nie gesehen. Nein.«
    Neundorf ließ sich die Enttäuschung nicht anmerken, nahm das Bild zurück. Sie suchte nach einem Foto Grauselmaiers, zeigte es dem Ehepaar. »Was ist mit dem?«
    Ein Traktor mit voll beladenem Anhänger rollte den steilen Weg abwärts, direkt auf sie zu. Sie traten zurück, betrachteten die bis an den Rand mit dunklen Trauben gefüllten Bottiche.
    »Der?«, fragte die Frau. Sie warf den beiden Beamten einen kritischen Blick zu.
    »Er kommt mir bekannt vor«, sagte ihr Mann.
    »Ein Politiker«, erklärte Braig. »Sie wissen nicht, ob die beiden etwas miteinander zu tun haben?« Er wies auf Andreas Sattler, merkte, dass ihre Gesprächspartner seine Frage nicht verstanden.
    »Was sollen die miteinander zu tun haben?«, wollte Rober wissen.
    »Das würden wir gerne von Ihnen erfahren.«
    Melanie Rober schüttelte den Kopf. »Bei uns war der nie«, sagte sie, auf Grauselmaier deutend. »Aber kam der nicht in den Nachrichten?«
    »Er wurde ermordet«, bestätigte Braig. »Ja, das kam ausführlich in den Nachrichten.«
    »Ermordet? Und was hat das mit uns zu tun?«
    »Wahrscheinlich nichts. Es sei denn …«
    »Moment. Jetzt fällt es mir wieder ein«, fiel ihm die Frau ins Wort.
    »Was meinen Sie?«
    »Der Mann hier«, sie zeigte auf Sattler. »Er gehörte zu denen, die plötzlich verschwanden.«
    Die Kommissare wurden hellhörig. »Wie

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