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Schwaben-Liebe

Schwaben-Liebe

Titel: Schwaben-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Töchter, die mit ihrer Mutter, also seiner Ex-Frau, gemeinsam in Kiel leben.«
    »In Kiel?«
    »In Schleswig-Holstein, ja. Die Frau ist zu ihrem neuen Partner an die Ostsee gezogen.«
    »Was ist mit Polizeischutz? Er hat den Antrag dazu gestellt?«
    »Soweit ich das aus unseren Unterlagen ersehen kann, ja. Er wurde angeblich von ehemaligen Kunden seiner Kontakt-Agentur bedroht, die sich durch ihn bloßgestellt fühlen. Seine Erklärungen hierzu waren aber so schwammig, dass sein Antrag vorerst abgelehnt wurde. Was sich jetzt aber ganz offenbar als falsch erwiesen hat.«
    »Was meinen Sie damit, wenn Sie sagen, Kunden fühlten sich bloßgestellt?«
    »Das kann ich noch nicht beantworten. Ich will mir jetzt seine Wohnung anschauen und mit seiner Sekretärin sprechen, um diese Fragen aufzuklären.«
    »Und die beiden verschwundenen Frauen und die Kamera?«
    »Das wäre meine Bitte an Sie, sich darum zu kümmern.«
    »Die beiden verschwundenen Frauen und die Kamera«, vergewisserte sie sich.
    »Ja, ich hoffe, Frau Flohr, mit der ich gestern Abend bereits gesprochen habe, ist fähig, einigermaßen brauchbare Phantombilder zu erstellen. Zumindest von der Frau mit der Kamera. Wir sollten Herrn Schiek zu Rate ziehen, er ist unser bester Grafiker.« Braig entschuldigte sich, weil sein Telefon läutete, griff ohne aufs Display zu achten nach dem Hörer. »Ja, Braig.«
    »Hier ist das Büro von Herrn Staatsanwalt Söderhofer«, antwortete eine weibliche Stimme.
    Schon bei der Erwähnung des Namens spürte er den Anflug einer Gänsehaut auf seinem Rücken. Oh mein Gott, nein! Nicht der schon wieder! Hatte die Behörde in der Neckarstraße denn keinen normalen Menschen zu bieten? Er riss sich zusammen, blieb freundlich. »Hallo, Frau Thonak«, sagte er. »Ich hoffe, es geht Ihnen erträglich.« Seine Gesprächspartnerin war geplagt genug. Das Schicksal oder wer auch immer hatte es nicht gut mit ihr gemeint. Als Sekretärin für den Kotzbrocken arbeiten zu müssen, kam der Höchststrafe gleich. Was hatte sie nur verbrochen, dass sie ausgerechnet diesem Ekel zugeteilt war?
    »Ach, Sie wissen ja.« Ihre Antwort war deutlich genug. Mehr musste sie nicht sagen. Braig hatte seit mehreren Jahren das besondere Vergnügen, es immer wieder mit Söderhofer zu tun zu bekommen. Er kannte die Marotten und die verquere Denke des Mannes zur Genüge. Und jetzt war der Kerl auch noch die Hoffnung der Partei und der Stadt.
    »Sein neues Engagement trägt nicht dazu bei, ihn etwas zu bremsen?«, fragte er.
    »Zu bremsen?« Sie lachte leise. »Was denken Sie? Das Tempo nimmt eher noch zu. Er lässt sich jetzt coachen«, sie betonte das letzte Wort, formulierte Buchstabe um Buchstabe mit unüberhörbarer Verachtung.
    »Coachen?«, wiederholte Braig.
    »Gerade war er wieder hier. Zwei Stunden lang. Sein Coach.«
    »Was bringt er ihm bei? Normalen menschlichen Benimm?«
    »Eine emotionalere und volksnähere Ausdrucksweise. Mehr Herz, mehr Gefühle, mehr Dialekt in seiner Sprache. Möglichst keine Fremdworte mehr.«
    Braig lachte laut. »Der und keine Fremdworte mehr? Das ist doch nicht möglich!«
    »Urteilen Sie nicht zu früh! Die arbeiten seit über zwei Wochen daran. Fremdworte raus, Gefühle rein. Was die Leute so hören wollen von einem von uns.«
    »Einer von uns? Ausgerechnet der?«
    »So wollen sie ihn verkaufen. Einer mitten aus dem Volk, der alle unsere Sorgen und Probleme kennt und sich um ihre Lösung bemüht.«
    »Oh mein Gott, nein! Von der Sorte haben wir doch wirklich genug! Da frage ich doch lieber nach dem Grund Ihres Anrufs, bevor mir noch übel wird.«
    »Es geht um den Fall Hessler«, erklärte sie.
    Braig sah auf, weil Jacqueline Stührer ihren Laptop zusammenklappte und ohne ein weiteres Wort zu verlieren von ihrem Stuhl aufstand und aus dem Raum verschwand. »Ja, ich habe die Staatsanwaltschaft gestern am späten Abend darüber in Kenntnis gesetzt.«
    »Es ist bei uns gelandet. Tut mir leid für Sie.« Fast flüsternd hatte sie die letzten Worte hinzugefügt.
    »Er ist im Büro?«
    »Allerdings. Ich verbinde Sie.«
    Er bedankte sich für die freundliche Konversation, wünschte ihr einen angenehmen Tag, hörte die Stimme Söderhofers. Im gleichen Moment spürte er die Gänsehaut über seinen kompletten Rücken kriechen.
    »Ein Ehestifter, ein äußerst wertvoller Mensch wurde ermordet, das ist ein Anschlag auf die Grundwerte unseres Zusammenlebens«, kam es vom anderen Ende, »warum haben Sie das nicht stante pede

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