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Schwaben-Liebe

Schwaben-Liebe

Titel: Schwaben-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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entdeckte plötzlich zwei uniformierte Polizeibeamte, die aufmerksam durch die Abteile liefen. Plötzlich hatte sie ihn wieder in der Leitung.
    »Du bist noch da?«, fragte er.
    Sie merkte, dass der Zug wieder ins Freie getaucht war. »Da ist Polizei«, sagte sie.
    »Polizei? Was willst du mit Polizei? Soll ich die Fotos ins Netz stellen?«
    »Nein«, rief sie laut, »um Gottes willen, nein.«
    »Also, dann nimm das Paket mit dem Geld jetzt in die Hand.«
    Sie starrte nach vorne in den nächsten Wagen, sah nur die beiden Polizeibeamten. Sie wechselten ein paar Worte miteinander, näherten sich der Tür.
    »So, jetzt ist es soweit«, erklärte die Stimme aus dem Mobilfunk.
    »Jetzt?«
    »Frag nicht so blöd. Du hast das Paket in der Hand?«
    Sie schaute sich unsicher um. Niemand war in der Nähe, nur die beiden Uniformierten an der Tür. »Ja«, antwortete sie.«
    »Dann öffne jetzt das Fenster.«
    »Wie bitte?«
    »Öffne das Fenster. Los, auf. Und dann raus mit dem Geld! Los! Wird’s endlich?«
    Genau in dem Moment, als die Polizeibeamten den Wagen betraten, riss sie das Fenster auf, holte weit aus und warf das Paket nach draußen. Im selben Moment hörte sie das laute Schimpfen in ihrer unmittelbaren Nähe.

9. Kapitel
    September
    Konnte man wirklich so dämlich sein?
    Kopfschüttelnd hatte Braig die Wohnung Robin Kautters in Göppingen verlassen und sich auf den Weg zum Bahnhof gemacht. Da hatte sich der Kerl auf die Abzocke betuchter Frauen spezialisiert und genau in dem Moment, wo er den dicksten Fisch seines Lebens an der Angel hatte …
    So viel Dummheit musste bestraft werden. Wer selbst dann nicht zufrieden war, wenn er den großen Fang gemacht hatte, wer vor lauter Unersättlichkeit nicht genug bekam, dem gehörte es nicht besser. Ganz abgesehen davon, wie moralisch fragwürdig Kautters Treiben war. Sollte man das, was ihm passiert war, vielleicht eher ausgleichende Gerechtigkeit nennen?
    Braig hatte sich während der ausführlichen Schilderungen des Mannes ein schadenfrohes Grinsen nicht immer verkneifen können. Je länger Kautter in seinem unablässigen Jammern über seine zerstörte Beziehung verharrte, desto mehr hatten ihm spöttische Bemerkungen auf der Zunge gelegen. Dass der Mann jetzt nach vielen Jahren erstmals wieder gezwungen war, sich seinen Lebensunterhalt mit ehrlicher Arbeit als Portier einer Maschinenbaufirma zu verdienen, hatte er sich selbst zuzuschreiben. Seine Aggressionen gegen Hessler entbehrten Braigs Überlegungen zufolge jeder Grundlage. »Wir behaupten nirgendwo in unseren Angeboten, dass wir die Sehenswürdigkeiten, die wir für unsere Meetings nutzen, während dieser Zeit für die Allgemeinheit sperren lassen«, hatte Raphaela Groll Braig erklärt, »das wäre unbezahlbar und in den meisten Fällen überhaupt nicht zu realisieren.« Herr Kautter hat da wohl etwas falsch verstanden.
    War es nur beim falschen Verstehen geblieben oder hatte er sich in seinem Wahn von Hesslers angeblicher Schuld an seinem persönlichen Zerwürfnis zu der Gewalttat an dem Mann hinreißen lassen?
    Braig war sich des freimütigen Eingeständnisses des Mannes bewusst, über kein Alibi zu verfügen, wollte sich dennoch keinen intensiveren Spekulationen über dessen Täterschaft hingeben, bevor er nicht mit den anderen Personen gesprochen hatte, die Hessler ebenfalls bedroht hatten. Er war deshalb unmittelbar nach dem Besuch bei Kautter telefonisch bei Ralf Brauser vorstellig geworden und hatte mit dem Mann ein Gespräch gegen 15 Uhr in der Bahnhofswirtschaft in Geislingen vereinbart.
    »Aber nur, wenn nicht überraschend die Irre wieder auftaucht«, hatte Brauser angefügt.
    »Wie bitte?« Braig hatte die Anmerkung des Mannes nicht verstanden.
    »Im Notfall rufe ich zurück. Dann vereinbaren wir einen anderen Treffpunkt.«
    »Einen anderen Treffpunkt? Hören Sie, ich fürchte, Sie unterschätzen die Ernsthaftigkeit dieses Gesprächs. Sie können nicht einfach …«
    »Ich will überhaupt nichts. Wir treffen uns ja.«
    Braig hatte sich darauf verlassen, dass der Mann nicht irgendwelche Vorkehrungen traf, dem Gespräch aus dem Weg zu gehen, hatte den nächsten Zug nach Geislingen genommen. Das Lokal im Bahnhof erwies sich als geschickter Treffpunkt; neben dem Wirt hielten sich nur noch zwei ältere Männer, stumm über ihren Biergläsern brütend, darin auf. Wen immer er erwartet haben mochte, Brauser entsprach in keiner Weise den Vorstellungen, die Braig von einem Kunden einer

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