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Schwaben-Liebe

Schwaben-Liebe

Titel: Schwaben-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Meindner zum Telefon. Er wählte zwei Ziffern, nannte seinen Namen. »Ist die Frau Saier in der Nähe?« Er wartete auf eine Antwort, bat dann darum, die Gesuchte in sein Büro zu schicken. »Wann? Jetzt, sofort. So schnell es geht.«
    »Sie wissen, wie der Mann heißt?«, fragte Carolin Köhler.
    Meindner schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Aber wir haben eine Mitarbeiterin mit einem phänomenalen Namensgedächtnis. Frau Saier. Wie ich hier ersehe«, er deutete auf den Computermonitor, »hatte sie an jenem Abend Dienst. Wenn wir Glück haben ...«
    »Sie glauben, wir müssen ihr nur sein Foto zeigen, und schon erinnert sie sich an seinen Namen?«
    »Mit viel Glück, ja. Und wenn nicht, lege ich ihr die Namensliste von den Männern vor, die am fünften Mai hier im dritten Obergeschoss gebucht waren. Das müsste …« Er hielt inne, weil es an der Tür klopfte, rief laut: »Ja?«
    Eine große, stämmige Frau um die fünfzig trat in den Raum, warf Meindner einen fragenden Blick zu. »Sie haben nach mir verlangt?«
    Der Hotelmanager nickte. »Wir benötigen mal wieder Ihre Hilfe, Frau Saier. Ihr fantastisches Namensgedächtnis, verstehen Sie?«
    Die Frau schloss die Tür, lief zu ihrem Chef, nickte Carolin Köhler kurz zu. »Ach, Herr Meindner. So fantastisch ist mein Gedächtnis auch wieder nicht. Ab und zu habe ich mir halt ein Gesicht eingeprägt. Um welchen Zechpreller geht es denn diesmal?«
    »Zechpreller?« Der Mann lachte. »Ja, schön wär’s, Frau Saier, sehr schön.« Er griff nach dem Porträt des Erpressers, streckte es ihr entgegen. »Um diesen Herrn geht es. Er hat vom fünften auf den sechsten Mai dieses Jahres bei uns …« Er wurde mitten im Satz unterbrochen.
    »Ach so, der Gockel. Habe ich mir doch gleich gedacht, dass mit dem was nicht stimmt. Den kenne ich noch, allerdings, so wie der mich angeschleimt hat.« Sie sah die Gesichter der beiden Anwesenden erwartungsvoll auf sich gerichtet, nannte den Namen des Gesuchten.
    Meindner überflog die ausgedruckte Liste mit den Übernachtungen, nickte bestätigend. »Tatsächlich, hier haben wir ihn. Zimmer 403. Herzlichen Dank, Frau Saier, auf Sie ist einfach Verlass.«

19. Kapitel
    September
    Natürlich war es eine verrückte Idee. Absolut verrückt sogar. Hätte sie es einer ihrer Bekannten erzählt, jede hätte sie als nicht mehr ganz zurechnungsfähig erklärt, ihr vielleicht sogar den Besuch eines Arztes empfohlen. Den eines Psychiaters wahrscheinlich. Sie konnte sich die jeweiligen Kommentare im Einzelnen ausmalen.
    »Elisabeth, du hast ja nicht mehr alle Tassen im Schrank.«
    »Dir steht doch der Arsch offen.«
    »Deine Hormone spielen Achterbahn, was?«
    Umso verständlicher, dass sie niemand davon erzählt hatte, zumal zumindest die dritte Version der potentiellen Kommentare der Sache schon etwas näher kam. Ein Biologe jedenfalls, vielleicht auch ein Psychologe hätte dieser sehr volksnahen Ausdrucksweise bei genauerer Betrachtung Tendenzen Richtung Realität zugebilligt, ohne Frage. Sich auf diese verrückte Idee einzulassen, musste mit ihren Hormonen zu tun haben, das war wohl kaum anders zu erklären. Eine Frau Anfang Vierzig, in den besten Jahren zwar und zudem auch sehr gepflegt, aber doch nicht mehr allzu weit von der Menopause entfernt; latent von der Angst geplagt, der Karriere wegen das wahre Leben zu versäumen; von der Routine des Alltags allen Beschwörungen zum Trotz ermüdet; seit Kurzem geschieden, wenn auch nicht ohne Verehrer; ab und an eine Affäre mit etlichen heißen Nächten; in eine äußerst attraktive Schale verpackt, so manches Männerhirn zu schwülstigen Träumen verleitend, die eigenen sexuellen Phantasien jedoch – na ja, Schwamm drüber, das ging niemand etwas an. Und genau in dieser Situation war es passiert.
    Sie waren sich näher gekommen, so nahe, wie das niemals hätte passieren dürfen. Sie und
er
. Ausgerechnet
er
. Er, der seit Jahren auf der anderen Seite saß, er, mit dem sie sich seit wer weiß wann ständig aufs Neue zoffte, er, mit dem sie traditionell ihre Kämpfe ausfocht – nicht im stillen Kämmerlein, nicht in der Einsamkeit, irgendwo vor einem Computerbildschirm, nein, in aller Öffentlichkeit, vor unzähligen Kameras, in den Wohnzimmern dieses Ländles. Sie als eine der führenden Vertreterinnen des Arbeitgeberlagers, er als einer der maßgeblichen Köpfe der Gewerkschaften.
    Wie es passiert war und weshalb?
    Sie wusste weder auf die eine noch auf die andere Frage eine Antwort. Keine

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