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Schwaben-Liebe

Schwaben-Liebe

Titel: Schwaben-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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sich, wies auf das erste Foto. Die Ansicht, wie der Kerl ihr im Gedächtnis haftete. »Erinnern Sie sich an ihn?«, fragte sie ganz beiläufig, als habe ihr Besuch überhaupt nichts mit dem Mann zu tun.
    Ihr Gesprächspartner nickte. »Ja«, erklärte er. »Sie waren gemeinsam hier.«
    »Sie kennen ihn?« Carolin Köhler musterte die Miene des Mannes, hielt jede Gesichtsregung fest.
    »Kennen? Was heißt kennen?« Der Barkeeper legte seine Stirn in Falten. »Er war zwei oder drei Mal hier. Einmal mit Ihnen, sonst allein. Schien auf jemand zu warten. Manuel, heißt er nicht Manuel?«
    »Das ist möglich, ja. Mich interessiert aber sein Familienname.«
    »Sein Familienname?« Ihr Gegenüber schüttelte den Kopf. »Ich dachte, Sie sind mit ihm zusammen?«
    »Sie wissen nicht, wie er heißt?«
    »Tut mir leid. Woher? Ich sagte Ihnen doch, er war vielleicht zwei oder drei Mal hier. Wir haben nur ein paar Worte gewechselt, mehr nicht.«
    »Was wissen Sie sonst über ihn? Kennen Sie seinen Wohnort oder seinen Beruf?«
    Der Mann ruderte mit seinen Armen durch die Luft. »Hören Sie, was wollen Sie von mir? Sie waren doch mit ihm zusammen oder haben sich mit ihm unterhalten, soweit ich das richtig in Erinnerung habe, doch nicht ich.«
    Carolin Köhler ließ sich nicht beirren. »Ich muss seinen vollen Namen wissen und seine Adresse. Er hat hier in diesem Hotel übernachtet. Wie können wir da zusammenkommen?«
    »Tut mir leid. Ich kann Ihnen nicht helfen, wirklich. Fragen Sie drüben beim Empfang. Vielleicht …« Er zuckte mit den Schultern.
    Sie nickte, nahm einen Schluck von dem Cocktail. »Was bin ich Ihnen schuldig?«
    Er nannte ihr den Preis, nahm das Geld entgegen. »Wollen Sie sich noch einmal mit ihm treffen?«, fragte er.
    Carolin Köhler ließ ein verächtliches Lachen hören, schüttelte den Kopf. »Nein, wirklich nicht.« Sie ließ den angetrunkenen Cocktail stehen, lief zum Empfang. Der Barkeeper schaute ihr mit verständnisloser Miene hinterher, bis sie aus seinem Blickfeld verschwunden war.
    Im Eingangsbereich des Hotels herrschte mehr Betrieb. Eine große Gruppe geschäftsmäßig gekleideter Männer wartete vor dem Empfang, von einer Handvoll dunkelblau gewandeter Servicekräfte umsorgt. Carolin Köhler blätterte in einem Hochglanzmagazin, bis die meisten Besucher eingecheckt hatten, wurde dann von einer jungen Angestellten bedient.
    »Sie haben reserviert?«, fragte die Frau.
    Carolin Köhler schüttelte den Kopf, streckte ihr stattdessen das Foto des Erpressers entgegen. »Dieser Mann hat in der Nacht vom fünften auf den sechsten Mai dieses Jahres bei Ihnen übernachtet. Die Zimmernummer kann ich Ihnen leider nicht mehr genau nennen, es war im vierten Stock, etwa drei oder vier Türen vom Fahrstuhl entfernt. Ich benötige den Namen und die Adresse des Mannes.«
    »Den Namen und die Adresse …« Die junge Frau warf ihr einen verwunderten Blick zu. »Aber, das, das kann ich Ihnen nicht sagen …« Sie kam ins Stottern, wusste nicht weiter. »Datenschutz, verstehen Sie?«
    Carolin Köhlers Miene überzog sich mit einer gesunden Röte. »Junge Frau«, erklärte sie dann mit kräftiger Stimme. »Ich wiederhole es noch einmal: Dieser Mann hier hat vom fünften auf den sechsten Mai dieses Jahres bei Ihnen übernachtet. Die Zimmernummer weiß ich nicht mehr genau, es war im vierten Stock nicht weit vom Fahrstuhl. Ich benötige den Namen und die Adresse des Mannes.« Sie hatte den letzten Satz so laut formuliert, dass mehrere Leute vor und hinter dem Empfangstresen aufmerksam wurden und mit großen Augen zu ihr hersahen.
    »Aber, aber, das geht nicht«, erwiderte die Servicedame. »Sie können nicht einfach …«
    »Doch, das kann ich!« Carolin Köhlers Stimme schallte durchs gesamte Foyer. Fast alle, die hier unterwegs waren, wandten jetzt die Köpfe und schauten zu ihr her.
    Ein älterer Mann mit kurzen, grauen Haaren löste sich von der Empfangstheke, eilte zu ihr. »Guten Tag. Mein Name ist Ewald Meindner, ich bin der Geschäftsführer dieses Hauses. Gnädige Frau, kann ich Ihnen in irgendeiner Weise behilflich sein?«
    Sie lächelte ihm freundlich zu, zeigte auf das Foto. »Ich denke schon. Es geht um folgendes Problem: Dieser Mann übernachtete vom fünften auf den sechsten Mai dieses Jahres in Ihrem Haus im vierten Stock«, erklärte sie mit gedämpfter Stimme. »Ich war zur gleichen Zeit ebenfalls bei Ihnen zu Gast. Ich leite die Immobilienabteilung einer großen Bank und hatte an dem Tag anstrengende

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