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Schwaben-Liebe

Schwaben-Liebe

Titel: Schwaben-Liebe
Autoren: Klaus Wanninger
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Alle lachen über mich. Der Kerl sucht nach einer Frau und findet keine. Ich lese es in allen Augen. Dazu all die vielen Verleumdungen. Jeden Tag höre ich von einer neuen Lüge. Natürlich niemals offen, sondern immer nur hinter meinem Rücken. Aber das Getuschel hört nicht auf. Der spielt sich hier auf wie der große Boss, dabei bringt er es nicht einmal zu einer Lebensgefährtin. Und noch andere, weit respektlosere Behauptungen. Ich weiß nicht, was ich getan habe, dass man mich so behandelt. Ich habe immer versucht, nicht den großen Chef herauszuhängen, sondern allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegenüber fair und gerecht zu sein. Vielleicht habe ich nicht immer die richtige Entscheidung getroffen, das gebe ich zu. Es war aber keine böse Absicht dahinter, das kann ich offen und ehrlich sagen. Ich wollte niemand ungerecht behandeln. Wenn ich es trotzdem getan habe, bitte ich um Verzeihung
.
    So kann ich nicht weiterleben. Jeder neue Tag ist eine Qual. Es geht nicht mehr
.
    Ich weiß keinen anderen Weg
.
    Peter Listmann

24. Kapitel
    Den Verlauf dieses letzten Sonntags vor ihrem erneuten Einstieg in den altgewohnten Dienst hatte Neundorf sich völlig anders vorgestellt. Gemütlich, ohne Hast und frei von dem Druck, stundenlang am Schreibtisch sitzen und darüber nachdenken zu müssen, was sie ihren Studenten in dieser Woche wieder vorsetzen, wie sie ihre Vorträge gliedern, auflockern, mit authentischen Fallbeispielen interessanter gestalten konnte. So sehr sie sich zu Beginn ihrer Dozentur an der Polizeihochschule darüber gefreut hatte, dem unregelmäßigen, unzählige Nächte und Wochenenden verschlingenden Dienst der kriminalpolizeilichen Ermittlerin zu entkommen und stattdessen ein geregeltes, von genau definierten Arbeitszeiten geprägtes Leben führen zu können, so sehr waren ihr im Verlauf der folgenden Monate die Vorbereitungen des Unterrichts zum immer größeren Problem erwachsen. Wochenende für Wochenende hatte sie sich gefragt, wie sie die vor ihr liegenden Hochschulstunden optimieren, ihren Inhalt und Verlauf zum besonderen Ereignis aufwerten könnte, um bei den betroffenen Studenten nicht das Gefühl von Langeweile und uninteressiert abgespulter Routine aufkommen zu lassen – ein Prozess ohne Ende, der sie nie zur Ruhe und nur selten voll und ganz zu Hause bei ihrer Familie hatte ankommen lassen.
    »Du hängst doch mit deinen Gedanken schon wieder bei deinen blöden Studenten«, hatte Johannes, ihr pubertierender Sprössling, den Sachverhalt mehr als einmal unverblümt zur Sprache gebracht.
    Sich mit dem Auslaufen ihrer Lehrtätigkeit von dieser fortwährenden Belastung zu befreien – darauf hatte sie sich in den letzten Wochen ihrer Dozentur neben der Beendigung der familiären Trennung am meisten gefreut. Dass an die Stelle der quälenden Vorbereitungsüberlegungen so schnell die altbekannte, intensive berufliche Inanspruchnahme auch am Wochenende treten würde, hatte sie in den schlimmsten Träumen nicht befürchtet. Jetzt aber, nach den Enthüllungen des Hotelmanagers, blieb ihr nichts anderes übrig, als sich voll auf ihre neue Ermittlung einzulassen.
    Noch vor dem Haus Meindners am Rand Untertürkheims hatte sie ihr Handy aus der Tasche gezogen und ihren Kollegen Weisshaar damit beauftragt, alle Informationen, die ihm zu der Frau mit dem Namen Carolin Köhler zugänglich waren samt deren gegenwärtiger Anschrift zusammenzustellen. Sie war auf die Fellbacher Straße eingebogen und gerade mitten im Stuttgarter Vorort Luginsland, als ihr Handy einen Anruf signalisierte. Sie warf einen Blick aufs Display, sah, dass Rössle um die Verbindung nachsuchte, nahm das Gespräch an.
    »Alle achtzig Deifel von Sindelfinge, wenn des mei Weib sieht, was i grad vor mir han, lässt die sich heut noch scheide.«
    »Du bist im Amt?«
    »Noi, so früh am Sonntagmorgen net. I bin heut Nacht erscht gege drei Uhr hoim komme, vielleicht erinnert sich die Frau Professora noch, wer do dra schuld war. Do han i wirklich koi Luscht, in aller Herrgottsfrüh scho wieder in dieses komische Landeskriminaldings zu gange. Außerdem han i den ganze Klimbatsch aus dere Wohnung uf der Oschtalb zu mir hoim gnomme. Deswege findesch du mi jetzt dahoim in Böblinge. Und mei Weib isch mit unsere zwoi Mädle ufm Wase. Zum Glück! Sonscht … Also, wenn die do wäret, könnt i des Zeug net dahoim agucke. Du glaubsch gar net, was i vor mir han.«
    »Ein nacktes Paar in flagranti«, warf Neundorf ein, »sie prächtig im Bild,
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