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Schwaben-Liebe

Schwaben-Liebe

Titel: Schwaben-Liebe
Autoren: Klaus Wanninger
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Zeit des Mordes an Hessler präsentiert.
    »Ausgerechnet diesen Kohlscheid, den Chef des Unternehmens, das er mit dem Bau der Brücke beauftragt hatte, will er zu dem Zeitpunkt getroffen haben?«, hatte Jacqueline Stührer sich auf der Rückfahrt von Ellwangen mokiert. »Monatelang streitet er es ab, jemals Kontakt zu dem Mann gehabt zu haben, um dem Vorwurf der Bestechlichkeit den Boden zu entziehen und dann kommt er mit diesem Alibi?«
    »Wir müssen es überprüfen, mehr können wir nicht tun.«
    Das Gespräch mit dem Landrat hatte ein überraschendes Ende gefunden. Kulzer hatte es sich nicht nehmen lassen, ihnen ein Präsent mitzugeben. »Das Wertvollste, das meine Gedanken in diesen Stunden bereichert hat. Ich möchte Sie daran teilhaben lassen.«
    Sie hatten die stimmungsvolle Atmosphäre des
Ars Vivendi
verlassen, waren in seiner Begleitung durch die Fußgängerzone flaniert. Kulzer hatte die Gelegenheit genutzt, ihnen die sehenswertesten Bauwerke der Stadt zu erklären. Kurz darauf hatte er sie in eine kleine Buchhandlung geführt und sich bei der jungen Buchhändlerin mit überschwänglichen Worten für den Buchtipp bedankt.
    »Liebe Frau Rathgeb, herzlichen Dank für Ihre überaus kompetente Beratung. Das Buch ist ein Volltreffer. Genau das Richtige, um neue Kraft für den schweren Alltag schöpfen zu können. Und weil ich diese lieben Menschen hier an meinem Glück teilhaftig werden lassen möchte, bitte ich Sie um zwei weitere Exemplare.«
    Er hatte die Bücher erstanden, beide mit einem schriftlichen Gruß versehen, jedem von ihnen dann eine Ausgabe der
Weisheiten von Heiligen
in die Hand gedrückt.
    »Das dürfen Sie nicht ablehnen, Beamtenstatus hin oder her. Möge Ihnen die Lektüre neue, wertvolle Erkenntnisse verschaffen.«
    Er hatte sie noch ein paar Meter durch die beschauliche Fußgängerzone der kleinen Stadt begleitet, sich dann freundlich von ihnen verabschiedet.
    »Wie hat Jacqueline Stührer auf das schöne Geschenk reagiert?«, fragte Ann-Katrin, als sie im Cannstatter Kurpark auf einer Bank Platz genommen hatten. Ihre Tochter sprang auf einem Spielplatz vor ihnen hin und her.
    »Sie hat die wertvollen Erkenntnisimpulse ungelesen in einem Abfallkorb vor dem Ellwanger Bahnhof versenkt.«
    Ann-Katrin lachte so laut, dass mehrere Passanten zu ihnen hersahen. »Und du?«, fragte sie.
    »Ich habe die wertvollen Gedanken im Schrank unter meinen Unterhosen versteckt. Dein nächstes Geburtstagsgeschenk. Mir fehlt nur noch das Geschenkpapier.«
    Sie stieß ihm den Ellbogen in die Seite, sah sein Grinsen.
    »So hat sich die Tour nach Ellwangen für mich doch noch gelohnt.« Er hörte sein Handy den Eingang einer Mail signalisieren, zog es aus der Tasche. Zwei Sätze flimmerten über das Display.
Will deinen Sonntag nicht stören. Wenn es dich nicht zu sehr nervt, ruf mich kurz an. Mario
.
    »Was ist los? Du willst doch nicht schon wieder …«, maulte Ann-Katrin.
    Braig schüttelte den Kopf. »Mario. Ich weiß nicht, was er will.« Er gab die Nummer des Kollegen ein, hatte Aupperle sofort in der Leitung.
    »Du bist im Amt?«
    »Bereitschaft«, erklärte der Kollege. »Deshalb habe ich es sofort erfahren.«
    »Um was geht es?«
    »Unsere Arbeit hat sich reduziert. Es gibt einen Verdächtigen weniger.«
    »Von wem sprichst du?«
    »Peter Listmann. Du erinnerst dich an den Namen?«
    »Ja, natürlich. Dieser etwas zurückhaltende und kontaktscheue Personalchef einer Bank, der Hessler aufsuchte, um sich eine Frau vermitteln zu lassen. Er wollte sich auf dem Kappelberg in Fellbach mit ihr treffen, es kam aber eine andere. Eine Frau, die er kurz vorher entlassen hatte. Sie machte es in der ganzen Bank publik, dass er auf Partnersuche war und verbreitete die übelsten Gerüchte über ihn. Mobbing in Reinkultur. Er hat Hessler mehrfach bedroht, soll völlig depressiv gewesen sein.«
    »Der ist es, ja. Um ihn müssen wir uns nicht mehr bemühen.«
    »Wieso?«
    »Er hat sich erhängt. Gestern Abend.«
    »Oh nein!«
    »Eine Gruppe von Joggern hat ihn heute Morgen entdeckt. Er hing am Waldrand an einem Baum. Eindeutig Suizid, Dr. Schäffler lässt keinen Zweifel daran zu. Er hat ihn untersucht.«
    »Und weshalb? Hat es mit unseren Ermittlungen zu tun?«
    »Die Kollegen waren in seiner Wohnung. Es gibt einen Abschiedsbrief. Willst du den Wortlaut hören? Ich habe eine Kopie vor mir.«
    »Meine Herren! Und das an diesem schönen Sonntagnachmittag«, jammerte Braig, Aupperles Stimme am Ohr.
    Es hat keinen Sinn mehr.
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