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Schwaben-Messe

Schwaben-Messe

Titel: Schwaben-Messe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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die Ermittlungen vorangetrieben und seine Mitarbeiter immer wieder auf die richtige Fährte gewiesen und so in überraschend kurzer Zeit zum Erfolg geführt hatte. Die gequält lächelnden Gesichter seiner Kommissare begleiteten vielsagend seine langwierigen Ausführungen. Zähneknirschend stellte Gübler schließlich den Haupttäter und sein Vorgehen vor.
    Als die Konferenz fast eine Stunde später endlich beendet war, beschloss Braig, das zu tun, worüber er heute Nacht in einer trotz großer Erschöpfung schlaflosen halben Stunde lange gegrübelt hatte. Er verließ, ohne eine Nachricht zu hinterlassen, das Amt, lief zur nächsten Telefonzelle. Gearbeitet hatte er in der letzten Zeit genug, die Überstunden, die sich allein bei den Ermittlungen in Sachen Hägele angesammelt hatten, reichten für einige freie Tage. Jetzt war er privat unterwegs, wollte den ganzen beruflichen Stress vergessen.
    Sie nahm beim zweiten Klingeln schon ab, ließ sich unüberhörbar gut gelaunt auf ein Gespräch ein. Als Braig ein privates Treffen in einem seiner Stuttgarter Lieblingslokale, dem Café König X, vorschlug, sagte sie auf der Stelle zu.
    »Sie müssen nicht arbeiten?«, fragte er verwundert.
    »Bei der erfreulichen Einladung?« erwiderte sie. Er wunderte sich, wie warmherzig ihre Stimme klang. »Frau gönnt sich ja sonst nichts.«
    Gut gelaunt schlenderte er zur Stadtbahn-Haltestelle, fuhr zum Wilhelmsplatz, wechselte dort in die S-Bahn zum Feuersee. Zu Hause aß er eine Kleinigkeit, duschte, wusch sich die Haare. Als er auf die Uhr sah, merkte er, dass er sich beeilen musste. Er trocknete seine Haare, rasierte sich, zog sich frisch an, betrachtete sich sorgsam im Spiegel.
    Braig warf sich eine Jacke über, verließ die Wohnung.
    Er lief an einem Blumenladen vorbei, besorgte drei langstielige rote Rosen, beeilte sich. Sie kamen fast gleichzeitig am Café König X an. Er sah sie wenige Meter hinter sich, als er aus der Rathaus-Unterführung in die Leonhardstraße trat. Sie trug ein langes, dunkelblaues Sommerkleid, das ihre Figur vorteilhaft zur Geltung brachte, hatte ihre blonden Haare zu zwei Zöpfen gebunden. Dass ihr Ohrring fehlte, fiel ihm sofort auf. Ihre Augen strahlten, ließen ihr schmales Gesicht noch schöner erscheinen.
    Braig blieb stehen, wandte sich ihr zu. »Jedesmal, wenn ich Sie sehe, sind Sie noch hübscher und wieder einige Jahre jünger. Wo soll das noch hinführen?« Er streckte ihr die Hand entgegen, spürte, wie herzhaft sie sie drückte.
    »Dann müssen wir uns noch möglichst oft treffen, damit ich wirklich wieder jung werde«, scherzte sie.
    Er nahm ihren Gedanken auf. »Gern, an mir soll es nicht liegen.«
    Sie sah die Rosen in seiner Hand, deutete auf sie. »Sie haben heute noch etwas vor?«
    Braig nickte. »Schöne Blumen für eine bezaubernde Frau.« Er drückte sie ihr in die Hand.
    Gabriele Krauter lachte. »Habe ich die wirklich verdient?«
    »Ich denke schon. Außerdem ist heute für Sie doch sicher ein besonderer Festtag, oder?«
    Ihr Blick bewölkte sich für einen kurzen Moment, wurde aber schnell wieder freundlicher. »Weil Sie endgültig geklärt haben, dass wir mit den Morden nichts zu tun haben?«
    Braig nickte.
    »Gehe ich richtig in der Annahme, dass das Ihrem Napoleon nicht gefällt?«
    »Vollkommen korrekt«, bestätigte er, »aber wollen wir nicht ins König X?«
    Sie liefen weiter, betraten das Lokal. Braig war froh, auf Anhieb einen freien Tisch zu finden.
    »Ich lade Sie ein«, erklärte er, »haben Sie Lust, etwas zu essen?«, studierte mit ihr die Speisekarte. Beide entschieden sich für Kartoffelauflauf mit gemischtem Salat, dazu zwei Apfelschorle.
    »Für den Wein haben wir später noch Zeit«, schlug Braig vor, freute sich, als er sah, dass sie nickte.
    Gabriele Krauter bat die Bedienung um eine Blumenvase mit Wasser, steckte die Rosen in das hohe, schmale Glas, das die junge Frau ihr überreichte.
    »Er hat Sie offensichtlich nicht genügend vor mir gewarnt«, erklärte sie, »sonst wären Sie nicht auf die Idee gekommen, mir Rosen zu schenken.«
    »Und ob er das getan hat. Wahre Horrorstories wusste er zu berichten.«
    »So. Zum Beispiel?«
    »Wollen Sie die wirklich alle hören?«
    »Ich glaube, das ist mir alles längst bekannt. Seit Jahren. Er hat es mit seinen Flughafen-Freunden geschafft, sie weit zu verbreiten.«
    »Und wem schenken die Leute Glauben?«
    »Sie wissen doch, wie das so läuft: Irgendetwas bleibt immer hängen. Selbst wenn Sie ein Gerücht nach ein

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