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Schwaben-Messe

Schwaben-Messe

Titel: Schwaben-Messe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Nase und den Wangen.
    Braig sah ihr nachdenklich zu. »Was war seltsam?«
    »Das Auto. Irgendwann heute Morgen.« Sie stopfte das Taschentuch in ihre Schürze zurück, atmete tief durch.
    Braig spitzte die Ohren, wartete auf eine Erklärung.
    »Die suchten etwas, ziemlich lange.«
    »Wann war das?«
    »Heute Morgen. Vielleicht ein, zwei Stunden bevor es hell wurde. So um Drei etwa. Ich weiß es net genau.«
    »Sie sahen das Fahrzeug?«
    Die Bäuerin schüttelte den Kopf. »Ich weiß net, warum ich aufwachte. Ich hörte es einfach. Lag im Bett, konnte für einige Minuten oder was weiß ich wie lange net mehr einschlafe; Sie kennet die Situation vielleicht, und da hörte ich das Auto. Es kam langsam, bremste, fuhr dann weiter, bremste wieder, grad so, als suchten die was. Etwa in der Höhe vom Krauter-Hof hörte ich es zum letzte Mal. Ein Diesel.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    Eine kleine, schwarz-weiß getigerte Katze kam um die Hausecke, blieb kurz stehen, musterte Braig, lief dann weiter, direkt auf die Frau zu.
    »Weil ich das hörte. Nur ein Diesel nagelt so stark wie dieses Fahrzeug heute Nacht. Hörte sich grad so an wie Krauters alter Golf.«
    »Das Auto Frau Krauters?«
    Die Bäuerin nickte. »Genauso. Dort in der Nähe isch es dann auch verschwunden.«
    Braig überlegte, sah, wie die kleine Katze sich ans linke Bein seiner Gesprächspartnerin schmiegte und sich dort rieb.
    »Was war zu der Zeit mit der Musik? Ich meine, sangen die dort noch?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das war vorbei. Mindestens eine Stunde oder noch mehr, ich weiß es net.«
    »Wissen Sie noch, wie lange die feierten? Wann die anfingen und um welche Zeit etwa die damit aufhörten?«
    »Sie fraget Sache! I war doch im Bett und han versucht zu schlafe. Aber das isch immer gleich: Bald, wenns dunkel wird, singet die und ein, zwei Stunde nach Mitternacht etwa da isch Schluss. So wird’s heute Nacht auch gewese sein.«
    »Aber von dem Menschenopfer wissen Sie nichts?«
    Braig fixierte die Frau, prüfte ihr Gesicht, wie sie auf seine Frage reagierte. Sie blieb ruhig, zeigte mit ihrem Mienenspiel, dass sie von derlei Praktiken zumindest gehört hatte.
    »I sags Ihne doch: I kenn die Frau Krauter kaum. Und i han keine Ahnung, was dort läuft. Wirklich.«
    Er glaubte ihr, wusste nicht, was er sie noch fragen sollte. Dann fiel es ihm ein. »Es wird behauptet, die beiden Frauen hätten irgendwelche Verbindungen zum Teufel, Dämonen oder so. Angeblich seien es Teufelsmessen, die sie nachts feierten..«
    Die Bäuerin nickte mit dem Kopf. »Ja, ja, mein Bruder behauptet das auch. I weiß nix drüber, gar nix.« Sie bückte sich schwerfällig nieder, tätschelte die Katze, zupfte ihr einen Strohhalm aus dem Fell. »Und über solche Sache will i nix rede«, fügte sie hinzu, »wer nix Genaues weiß, soll seine Gosche halte.«
    Steffen Braig bat um den Namen seiner Gesprächspartnerin, notierte ihn, bedankte sich für ihre Auskunft. »Vielleicht schaue ich nochmal vorbei, Frau Rentschler«, verabschiedete er sich, »und rede mit Ihrem Bruder.«
    »Aber heut nimmer«, antwortete sie, »der isch fertig, wenn er vom Feld kommt.«
    Braig verließ das Anwesen, wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Hitze war fast unerträglich, die Luft schien zu stehen. Er hatte Durst, spürte seinen ausgetrockneten Hals, ärgerte sich, dass er nichts zu trinken mitgenommen hatte. Sein Kopfweh war nur langsam einem heftigen Pochen hinter den Schläfen gewichen. Er wusste, dass er bald wieder eine Tablette benötigte.
    Dass Gabriele Krauter und ihre Mitarbeiterin heute Morgen gelogen hatten, schien ihm jetzt klar. Sie waren gegen Mitternacht nicht im Bett, wie sie behauptet hatten, sondern draußen bei ihrem Fest, zusammen mit vielen anderen Personen. Frau Rentschler hatte die Beobachtungen der Steimles bestätigt. Er musste Krauter und Beranek zur Rede stellen.
    Braig sah sich um, versuchte, irgendwo auf dem weiten Gelände seinen Kollegen zu finden. Die Äcker lagen friedlich in der Nachmittagshitze, kein Lebewesen war zu entdecken. Links von ihm, etwa fünfhundert Meter entfernt, brummten die Motoren auf der nahen Autobahn. Rechts, am andern Ende der Flur, sah er die Fahrzeugkolonnen der vierspurigen Bundesstraße. In der Mitte, Richtung Flughafen, flimmerten die Umrisse verschiedener Traktoren und ihrer Anhänger in der heißen Luft.
    Braig schaute auf die Uhr. Zwanzig nach vier. Er zog sein Handy aus der Tasche, erreichte Söhnle nach dem ersten Ton.

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