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Schwaben-Messe

Schwaben-Messe

Titel: Schwaben-Messe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Papiere und alles drin. Ich hatte Anweisungen gegeben, nach der Stelle zu suchen, wo der Mann in die Murr geworfen worden war. Nach einem längeren Marsch stießen wir auf die Karrosse. Der Kofferraum war voller Blut.«
    »Wieso der Kofferraum?«
    »Keine Ahnung. Aber: Das Blut stammt nicht von ihm.«
    »Sondern?«
    »Bis jetzt unbekannt. Dafür haben wir die Todesursache: Ertrunken.«
    »Ohne Gewalteinwirkung?«
    »Also wenn das Abtrennen von Schwanz und Eiern mit einem scharfen Gegenstand ohne Gewalt abgeht, dann ja.«
    »Wie bitte?«
    »Du hast richtig verstanden. Dem Typ fehlen wichtige Attribute. Wurden inzwischen wohl von Fischen verspeist. Wann gehst du mal wieder angeln?«
    »Ich war noch nie angeln«, brummte Braig.
    »Ja, so ist das. Dein Flughafentyp also hier in Backnang. Entmannt und ins Wasser befördert in der Nähe der Straße nach Steinbach, unterhalb des so genannten Plattenwaldes. Das Freibad ist auch nicht so arg weit entfernt. Schöne Bescherung, wie?«
    »Könnte das Blut im Kofferraum vom Täter stammen?«
    »Wer weiß. Null Ahnung bisher.«
    »Irgendwelche Fingerabdrücke, sonstige Hinweise?«
    »Die suchen noch. Der Arzt ist sich immerhin sicher, dass er dort, wo wir sein Auto fanden, wenige Meter entfernt, dieser Spezialbehandlung unterzogen und dann direkt ins Wasser befördert wurde. Todeszeitpunkt: Vor etwa fünfunddreißig bis vierzig Stunden, das heißt in der Nacht von Freitag auf Samstag Richtung Morgen. Vorher war er an derselben Stelle seiner Kleider entledigt worden, wir fanden Stoffpartikel. Hose und Shirt hingen flussabwärts im Randgestrüpp der Murr.«
    »Wer macht so was?«
    »Ausziehen? Das ist doch eine Lieblingsbeschäftigung von euch Männern.«
    »Dein Zynismus scheint mir im Moment nicht sonderlich hilfreich.«
    »Ich habe den Psychologen informiert. Soll sich mal darum bemühen. Wer entmannt Männer?«
    Braig schwieg, betrachtete den Schäferhund nicht weit vor ihnen, dessen Bekanntschaft er gestern schon gemacht hatte. Der Hund rannte, an eine lange Leine gekettet, vor dem nahen Hof hin und her, bellte sich, ihnen zugewandt, in wütendem Stakkato seine Aggressionen aus dem Leib.
    »Für Gübler ist der Fall wahrscheinlich jetzt schon geklärt«, fuhr Frau Neundorf fort, »Männer entmannen können nur radikale Frauen und da gibt es außer mir im Moment nur eine, die dafür infrage kommt: Diese Krauter. Hatte sie nicht am Freitagabend noch eine heftige Diskussion mit dem Typ? Logisch, wie die Sache ausgeht: Wenn eine Frau sich schon erdreistet, einen Herrn Manager zur sachlichen Auseinandersetzung zu zwingen, muss die Folge davon sein, dass sie ihm geistig nicht gewachsen ist. Leider ist die Frau eine böse Emanze, sodass sie sich mit ihrer Niederlage nicht abspeisen lässt. Ergebnis: Sie entmannt den armen Kerl. So einfach ist die Welt in Güblers armseligem Hirn.«
    »Wer legt aber dann den anderen Toten aufs Feld?«
    »Die Krauter natürlich, wer sonst?«
    »Und dann meldet sie den Fund selbst bei uns an.«
    »Nach Güblers Logik, ja.«
    »Die Sache stimmt hinten und vorne nicht.«
    »Du hast es erfasst.«
    Neundorf beendete das Gespräch mit dem Hinweis, dass sie der Ehefrau des Toten ihren traurigen Befund mitteilen müsse, ließ sich den Weg zur »Schönen Aussicht« in Bürg beschreiben.
    Braig fühlte sich niedergeschlagen und müde, ausgelaugt und kraftlos. Zwei Tage war er jetzt ohne längere Pause unterwegs, den gewaltsamen Tod des übel zugerichteten Jonas Altmaier aufzuklären. Aber alles, was er bisher als Erfolg verbuchen konnte, war die Tatsache, dass er den Namen des Ermordeten ermittelt hatte. Mittlerweile war eine zweite nicht weniger schlimm verunstaltete Leiche aufgetaucht, die nach erstem Verdacht eigentlich hier in Echterdingen liegen sollte, jetzt aber sechzig oder siebzig Kilometer entfernt identifiziert worden war. Nach der Feststellung der Ärzte waren beide Männer in derselben Nacht getötet worden. Den einen hatte man gleich am frühen Morgen gefunden, den anderen, des unwegsamen Geländes wegen, erst am übernächsten Tag. Gab es einen Zusammenhang zwischen den beiden Mordfällen? Hatte Backnang Beziehungen zu den Fildern hier oben?
    Braig betrachtete Stöhrs lange, dünne Gestalt, sah, wie sich der Kriminalmeister einen Schokoriegel in den Mund schob.
    Er zeigte Stöhr die Liste, teilte die Namen auf. Jeder die Hälfte. Fragen und Beobachtungen und Auffälligkeiten in der Mordnacht.
    Emma und Heinrich Seeger waren das erste Ehepaar, das

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