Schwaben-Rache
Sie glauben doch nicht, diese beiden Figuren von heute Nacht hätten nicht längst alles gebüßt, hätte ich auch nur einen vagen Verdacht?« Seine Kulleraugen schwollen zu solcher Größe an, dass Braig unwillkürlich zur Seite blickte. »Was geschieht mit den Halunken, wenn Sie sie erwischen? Bewährung, oder? Wenn Sie sie erwischen!«
»Dazu benötige ich Ihre Hilfe.«
»Ach was! Ich sollte die Sache selbst regeln. Aber mir fehlt die Zeit. Diese zwei Halbstarken würde ich mir selbst vorknöpfen.«
»Sie glauben, es waren zwei Täter?«
»Glauben?«, empörte sich Schmidt. »Sie sind gut. Die beiden Figuren hatten mich mindestens zehn Minuten in ihrer Gewalt.«
»Sie sind sich vollkommen sicher, dass es sich nur um zwei Entführer handelt?«
»Ja, wie viele denn sonst? Natürlich bin ich mir sicher, dass es zwei waren. Zwei und kein Einziger mehr. Garantiert. Halbstarke, junge Halunken. Höchstens fünfundzwanzig, dreißig. Noch grün hinter den Ohren.«
Und von den zwei harmlosen Typen lässt du starker Mann dich entführen und an den Baum binden, lag es Braig spöttisch auf der Zunge. Doch Kriminalmeister Stöhr kam ihm zuvor. Er biss so kräftig in einen Schokoladenriegel, dass es Schmidt die Sprache verschlug. Überrascht von so viel unhöflichem Benehmen starrte er den Beamten an.
»Machen Sie das öfter?«
Stöhr hatte Mühe zu antworten. »Mhm, es ist so ...« Die Schokoladenmasse in seinem Mund hinderte ihn am Weiterreden.
»Können Sie mir bitte erklären, wie die beiden Männer vorgingen?«, fragte Braig.
Otto Schmidt gaffte immer noch den Kriminalmeister an. »Ich kam von der Gemeinderatsbesprechung, wir hatten einen Termin wegen der Bundesstraße. Anschließend saßen wir zum Umtrunk zusammen, in Backnang. Als ich nach Hause kam und den Wagen abstellen wollte, überraschten mich die Burschen.«
»Wissen Sie, wie spät es war, als Sie nach Hause kamen?«
Schmidts Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. »Kurz vor zwölf. Ich bin in Backnang fünfzehn vor weggefahren, von der Bleichwiese aus. Hierher sind es nur ein paar Minuten. Ich habe den Wagen geparkt, da packten sie mich von hinten. Die Halunken waren maskiert.«
Kurz vor zwölf, ergänzte Braig in Gedanken seine Notizen zum Fall, also fast eine Stunde, nachdem Kessel gekidnappt worden war.
»Könnten Sie die Verkleidung genauer beschreiben?«
»Sie trugen Gesichtsmasken, wie an Fasching. Auf dem Kopf hatten sie Toupets. Billiges Zeug, primitiver Ramsch. Ich sah es deutlich, als wir nahe der B 14 liefen und ein Scheinwerfer einen der Halunken erfasste. Mit Toupets kenne ich mich aus. Sie können mir glauben, wenn ich Ihnen sage, dass es billiges Zeug war.«
»Wie kamen Sie an den Tatort?«
»Übers Feld. Es gibt einen schmalen Schleichpfad, der von oben zum Friedhof führt. Er ist normalerweise nur Einheimischen bekannt, aber die Ganoven haben ihn sofort gefunden. Nur am Friedhof waren sie sich nicht einig, wie sie weitergehen sollten. Nach einer Weile haben sie mich dann über die Äcker runter zur Straße gedrückt. Ich bin am laufenden Band über Erdbrocken gestolpert. Inzwischen ist mir klar, warum sie so umständlich gelaufen sind.«
»Weil zu der Zeit Herr Kessel schon unten festgebunden war«, ergänzte Braig.
»Genau. Die Halunken befürchteten wohl, wir könnten Kontakt miteinander aufnehmen.«
»Glauben Sie, dass die Täter aus Lauberg kommen?«
»Unmöglich! Wir kennen uns hier. Die tiefe Stimme des einen Halunken wäre mir sofort aufgefallen. Nie gehört. Der andere blieb ruhig, von dem habe ich kein einziges Wort gehört.«
»Weil er von hier stammte und Ihnen bekannt war? Vielleicht fanden sie deshalb den Schleichweg so schnell.«
Otto Schmidt schwieg überrascht und schaute ratlos in die Runde.
»Hatten Sie irgendwann Streit mit jemandem?«, fragte Braig. »Privat oder beruflich?«
»Oh je, Streit! Ich bin nicht der Typ dafür, verstehen Sie? Das ist nicht meine Art.«
»Haben Sie die Flugblätter der Täter gelesen?«
»Vollkommen hirnrissig! Nicht der Rede wert. Vergessen Sie den Quatsch. Grüne Spinnerei.«
Doch Braig gab sich nicht so schnell zufrieden. »Die Entführer könnten Ihrer Meinung nach also nicht in diesen Kreisen zu finden sein?«
Schmidt wiegte den Kopf hin und her. »Ich weiß es nicht«, meinte er schließlich, »keine Ahnung.«
»Sie haben vor kurzer Zeit einen Ihrer Arbeiter entlassen. Sehen Sie hier eine Verbindung?«
Schmidt starrte ihn überrascht an. Die Nervosität in
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