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Schwaben-Rache

Schwaben-Rache

Titel: Schwaben-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Sollten Sie nachholen. Eine reizende Person.«
    Braig wusste keinen Grund, warum er dem Mann widersprechen sollte.

17. Kapitel
    Kommissar Braig und Kriminalmeister Stöhr hatten das Haus Kahns gerade verlassen, als sie Frau Brüderle aufgeregt die Straße den Berg hinuntereilen sahen. Es dauerte keine zehn Sekunden, da hatte die kleine quirlige Person die beiden Polizeibeamten erblickt.
    »Oh je, Sie erlebet heut was bei uns!«, schrie sie, als sie mindestens noch zwanzig Meter von ihnen entfernt war. Völlig außer Atem quaddelte sie mit rotem Gesicht auf sie zu. Selbst ihre Gebetszwiebel war verrutscht, mehrere Strähnen ragten nach allen Seiten hervor.
    »Den Tag heut werdet Sie net so schnell vergesse, wie?«
    Braig streckte ihr die Hand entgegen, begrüßte sie freundlich. »Mir gefällt es sehr gut bei Ihnen in Lauberg, Frau Brüderle.«
    Zwei Mädchen rollten mit ihren Fahrrädern an ihnen vorbei ins Tal.
    »Na gut, wenn das heute Nacht nicht passiert wäre – uns bliebe viel Arbeit erspart«, meinte Braig, »aber dann hätte ich auch keine Gelegenheit gehabt, Sie kennenzulernen.«
    »Ja, des schon«, sagte Maria Brüderle und rieb ihre Schuhe eifrig an der Hauswand hin und her. Ein übler Geruch ging von ihnen aus, der stechend in der Nase lag.
    Braig sah die Krusten, die sich über das Leder und sogar ihre Beine hochzogen, wunderte sich, weil die Frau vorhin sehr gepflegt ausgesehen hatte. Na ja, auf dem Land, dachte er. Was man als typischer Großstadtmensch eben über Dorfbewohner so denkt ...
    »Also so ein Saukerl, so ein elendiger«, schimpfte sie und stampfte mit dem linken Bein so fest auf, dass eine Dreckflade zur Seite spritzte, haarscharf an Kriminalmeister Stöhrs Hosen vorbei, »dass Sie ausgerechnet auch noch damit belästigt werden, wenn Sie heut zum ersten Mal hier sind.«
    »Sie haben sich schmutzig gemacht«, konstatierte Braig zaghaft. Es war ihm peinlich, ihren Zustand so deutlich zu beschreiben, aber da ihre Bemühungen fast nur auf die Säuberung ihrer Schuhe gerichtet waren, konnte er nicht umhin, darauf zu sprechen zu kommen.
    »Hano, Sie etwa net?« Maria Brüderle betrachtete die beiden Männer vorwurfsvoll. »Hend Sie net in sei Haus neiguckt?«
    Braig kapitulierte endgültig. »Welches Haus? Das von Herrn Kahn?« Er zeigte auf das Gebäude hinter ihnen.
    »Ha, so a dumme Frage!«, schimpfte Frau Brüderle. »Wollet Sie mich für dumm verkaufe?«
    Braig entschuldigte sich und bat um Aufklärung.
    »Hano, jetzt saget Sie bloß, Sie von der Polizei blicket net, was do lauft.« Sie beendete ihre Säuberungsaktion, musterte ihn aufmerksam.
    Braig kam sich ziemlich dumm vor. »Ich glaube, wir reden gerade aneinander vorbei.«
    »Ha, Sie hent vielleicht a Gschwätz!«
    Braig suchte vergeblich nach Hilfe.
    »Also, es isch doch allerhand«, fuhr Maria Brüderle fort, »dem Bofinger sei Haus schwimmt in der Seuchbrüh, und Sie tun so, als ob Sie nix wisse dätet! Hano, erzählet Sie doch des net mir!« Sie zeigte mit weit ausholender Geste den Berg hoch.
    »Bofinger?«, fragte Braig.
    »Hano, also bitte!« Ihr Gesicht war unübersehbar von Entrüstung gezeichnet. »Da obe«, erklärte sie, »links am Waldrand hinter dem Neubaugebiet.«
    Sie zeigte mit solchem Schwung auf die Anhöhe hinter sich, dass ihr Haar endgültig zur Seite rutschte. Erschrocken fasste sie sich an ihren Hinterkopf, nestelte ihre Gebetszwiebel wieder zurecht.
    »Ich verstehe immer noch nicht, warum Sie so aufgeregt sind.«
    »Hano, Sie sind mir aber wirklich einer! Stellet Sie sich immer so blöd an?« Ihre Miene trug nur noch Mitleid zur Schau.
    Braig schüttelte resigniert den Kopf. Vielleicht sollte er doch einen Intensivkurs in schwäbischer Sprache nehmen, um die Leute besser verstehen zu können.
    »Es wär ja alles net so heikel, wenn des net die Rache für heut Nacht wär!«, erklärte Frau Brüderle.
    Braig wurde hellhörig. »Die Rache für heute Nacht?«
    »Hano ja, warum denn sonst? Der Kessel spekuliert doch garantiert, dass der Bofinger hinter seiner Entführung steckt, und deswege hat der jetzt dem sei Häusle zom Deifel gjagt.«
    »Zum Teufel gejagt? Zerstört?«
    »Hano, ganget Sie doch endlich na und gucket sichs a«, schrie Maria Brüderle genervt, »solang die Scheiße noch drin steht.«
    Braig packte seinen Kollegen am Arm, stieg ins Auto, verabschiedete sich.
    »Dort hinte am Waldrand«, wies Frau Brüderle sie an, »hinterm Neubaugebiet.«
    Sie fuhren die steile Straße hoch, irgendeinen

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