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Schwaben-Sumpf

Schwaben-Sumpf

Titel: Schwaben-Sumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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verstehen Sie?«
    Der Mann am anderen Ende räusperte sich verlegen. »Es tut mir leid, Frau Neundorf. Ich weiß, dass Sie sich mit dem Tod dieser Jessica Heimpold beschäftigen. Deshalb rufe ich an. Genau deswegen. Ich fürchte, es gibt da einen Zusammenhang.«
    »Mein Gott, sind Sie hartnäckig am frühen Morgen, Kollege Stöhr. Sie reden von Schwäbisch Gmünd und ich von Stuttgart. Was soll es denn da für einen Zusammenhang geben?«
    »Die Leiche«, sagte der Beamte ungerührt, »es handelt sich um …«
    Sie hatte sich zur Seite gedreht, laut gegähnt, den Namen nicht verstanden. Das Bett knarzte, das Kissen verdeckte ihr Ohr. Sie legte den Kopf wieder zurück, hielt den Hörer auf kurze Distanz. »Was wollten Sie sagen? Um wen geht es?«
    Stöhrs Antwort riss sie endgültig aus ihrer Lethargie.
    »Was sagen Sie da?«, rief sie, wiederholte den Namen, wartete auf die Bestätigung.
    »Ja«, erklärte der Kollege, »Sie haben richtig verstanden. Geben Sie mir jetzt recht, dass ich bei Ihnen an der richtigen Stelle bin?«
    Neundorf verzichtete auf eine Antwort, hievte sich stattdessen mit einem kräftigen Sprung aus dem Bett. Allerdings war er bei ihr an der richtigen Stelle, daran gab es keinen Zweifel. Was war da im Gang, überlegte sie, was lief da ab? Wer steckte hinter der Sache, was hatten sie in ihren Ermittlungen übersehen?
    Sie sprang unter die Dusche, drehte den Kaltwasserhahn weit auf. Das kühle Nass flutete über ihren Rücken, ließ sie erschauern. Sie rang um Atem, spürte das Blut in sich pulsieren. Was sie jetzt brauchte, war ein klarer Kopf. Wichtiger als sonst alles auf der Welt.

15. Kapitel
    Das Klavierspiel schallte dröhnend laut bis auf die Straße.
    Meine Fresse, überlegte Felsentretter, als die Frau die Tür öffnete, das hält kein Schwein aus. Muss ich mir das wirklich antun?
    Sie war um die vierzig, hoch aufgeschossen und schlank, musterte ihn mit verschlafener Miene.
    »Frau Schneider, Ulrike Schneider?«, fragte er, das Gesicht angesichts der musikalischen Geräuschkulisse zur Grimasse verzogen. Ohrenschützer, warum habe ich keine dabei?
    Sie nickte, wartete darauf, dass er sich auswies, ließ ihn dann eintreten, ging vor ihm her. Durch eine schmale Diele, an zwei geschlossenen Türen vorbei, der Quelle seiner akustischen Qualen immer näher. Er glaubte sich im Konzertsaal, vorne in der ersten Reihe. Dem Pianisten sehr nah.
    »Mein Sohn Robin«, sagte die Frau mit unverkennbarem Stolz in der Stimme und im Gesicht.
    »Aha«, brummte er.
    Zum Glück ersparte sie ihm die unmittelbare Konfrontation mit dem Künstler und seinem Instrument, bog in ein großzügig eingerichtetes Wohnzimmer ab. Eine honiggelbe Sofagarnitur, ein schmaler Tisch mit zwei prall gefüllten Keks- und Pralinendosen, viele Grünpflanzen am Fenster. Sie bot ihm Platz auf dem Sofa an, hauchte irgendetwas von Haydn und Sinfonie in Richtung Tür, widerstand seinem unausgesprochenen Wunsch, sie zu schließen.
    »Aha«, wiederholte er. Ob Mozart, Schubert oder Haydn – er konnte Geräuschkulissen dieser Art nicht voneinander unterscheiden, dachte voller Sehnsucht an seine Beatles-CDs. »Ihr Sohn muss nicht in die Schule?«, fragte er, die Augen demonstrativ auf das Zifferblatt der mächtigen Wanduhr gerichtet.
    »Eigentlich schon«, meinte sie, »aber nach der Aufregung heute Nacht …« Sie legte den Kopf zur Seite, lauschte gebannt den musikalischen Künsten ihres Sprösslings.
    Felsentretter betrachtete sie mit zerfurchter Stirn, warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. Genauso dämlich wie mein Hausdrache, dieselbe Zicke. Kein Wunder, dass die Lehrer am Stock gehen.
    Plötzlich hatte das Klavierspiel ein Ende, herrschte Ruhe im ganzen Haus. Die Frau horchte auf, schaute in die Richtung der offenen Tür, schien erst nach einer Weile die Anwesenheit ihres Besuchers zu bemerken. »Ich habe aber heute Nacht alles schon ausführlich dieser Beamtin erzählt«, sagte sie dann, »und die hat sich Notizen gemacht, die ganze Zeit.«
    »Ja, das ist gut so«, bestätigte Felsentretter, »zuerst den Kollegen am Tatort alles erzählen, dann anschließend noch einmal uns.« Mein Gott, wie oft habe ich das schon dahergelabert? »Und schon fallen Ihnen Dinge ein, die Sie beim ersten Mal vergessen haben. Beobachtungen, die uns entscheidend weiterhelfen und zum Mörder führen. Deshalb bin ich jetzt da.«
    »Zum Mörder führen? Wie soll ich Sie zum Mörder führen, wenn ich nicht einmal das Auto richtig gesehen habe?«
    »Das wird

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