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Schwaben-Wahn

Schwaben-Wahn

Titel: Schwaben-Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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seines Gesprächspartners.
    »Wir wollten uns einen schönen Abend machen. Bei mir zu Hause.«
    »Bei ...« Braig wollte gerade zur nächsten Frage ansetzen, als Roller eine Erklärung nachschob.
    »Ich habe mir eine neue Stereoanlage gekauft. Von Bose, ich weiß nicht, ob Ihnen der Name etwas sagt. Sie ist von besonderer Qualität. Fast so schön wie im Konzertsaal, je nach Sitzplatz. Teilweise vielleicht sogar besser.«
    »Ich verstehe. Sie trafen sich also zu einem Mozart-Abend zu Hause bei Ihnen.« Deshalb hatten Neundorfs Nachforschungen nach dem Veranstaltungsort keinen Erfolg gehabt, überlegte er.
    »Genau«, bestätigte Roller, »das war unser Plan. Karl kam aber nicht.«
    »Er sagte Ihnen ab?«
    »Nein. Ich hörte überhaupt nichts von ihm.«
    »Sie hatten sich fest verabredet.«
    »Allerdings«, bestätigte der Mann, »vor vierzehn Tagen. Wir freuten uns beide, weil wir uns schon lange nicht mehr gesehen hatten. Seit Karl ständig im Ausland unterwegs ist, haben wir leider nicht mehr viel Kontakt.«
    »Und wie erklären Sie es sich, dass er nicht kam?«, fragte Braig. »Ich meine., ist Herr Herzog«, er bemerkte seinen Fehler, unterbrach seinen Satz, räusperte sich, »war er vielleicht nicht so zuverlässig?«
    Die Antwort seines Gesprächspartners erfolgte sofort. »Im Gegenteil. Das hätte er nie getan – ohne Entschuldigung fernbleiben.« Rollers Stimme klang zornig, voller Protest. »Karl stand zu seinem Wort – immer!«
    »Das heißt, irgendjemand oder irgendetwas muss ihn daran gehindert haben«, folgerte Braig, »nicht nur daran, zu Ihnen zu kommen, sondern auch, sich bei Ihnen zu entschuldigen.« Er bekam keine Antwort, hörte nur ein heftiges Schlucken. »Darf ich fragen, wo Sie wohnen?«
    »In Ludwigsburg. In der Friedrich Ebert Straße.«
    »Und da sind Sie jetzt zu erreichen?«
    »Nein, ich bin an meinem Arbeitsplatz.«
    »Wo ist das?«
    »In Stuttgart. In der Sparda-Bank am Hauptbahnhof.«
    »Sie stehen an einem Schalter?«
    »Nein. Ich arbeite in der Wertpapierabteilung im Obergeschoss.«
    »Ich würde gerne persönlich mit Ihnen sprechen. Ist das möglich?«
    »Jetzt?«
    »Heute Morgen oder im Verlauf des Tages. Sobald wie möglich.«
    Roller zögerte einen Moment. »Ich verstehe Ihr Interesse. Aber hat es noch Zeit bis halb zwölf? Dann habe ich Mittagspause und kann mich für ein paar Minuten freimachen. Ich sollte vorher noch zwei Gespräche führen, die Termine liegen schon länger fest.«
    »Elf Uhr dreißig«, bestätigte Braig. »Bei Ihnen in der Bank. Ich komme vorbei. Einverstanden?« Er sah auf, weil Gerhard Stöhr in sein Büro trat, zwei kleinere Gegenstände in der Hand. Der Kollege schaute ihn fragend an, kam erst auf sein Nicken hin zu seinem Schreibtisch. Braig ließ sich von Roller den Weg beschreiben, auf dem er in der Bank zu ihm finden würde, verabschiedete sich dann von dem Mann.
    »Ich hoffe, ich habe nicht gestört«, entschuldigte sich Stöhr. Er streckte ihm ein Handy und eine kleine rechteckige Plastikkarte entgegen, blieb zögernd vor ihm stehen.
    Braig kannte den Kollegen seit Jahren, wusste um seine umständliche Art. »Das neue Handy?«, fragte er, nahm beide Gegenstände an.
    »Und die Netzkarte für Bus und Bahn. Ich habe beide überprüft. Sie sind in Ordnung.« Stöhr zog ein Blatt aus der Tasche, legte es auf den Schreibtisch, ließ sich die Übergabe quittieren.
    Der Kommissar steckte die Fahrkarte in seine Tasche, betrachtete das Handy. Es war so klein, dass es ohne Probleme in die Innenfläche seiner Hand passte. Die einzelnen Nummern anzutippen war dafür nur mit den Fingerspitzen möglich. Er wusste nicht, wo diese Entwicklung noch hinführen sollte. Irgendwann musste man eine Stecknadel mit sich führen, um mit deren Spitze die Ziffern zu betätigen. Oder wählte der Apparat die gewünschte Verbindung in Zukunft auf bloßen Zuruf hin selbst?
    »Sind Sie zufrieden?«, fragte Stöhr.
    Braig nickte, bedankte sich für die schnelle Hilfe, sah dem Kollegen nach, der sein Büro verließ. Er gab Ann-Katrins Nummer ein, lief zum Kaffeeautomaten, schenkte eine Tasse voll. Der würzige Duft strich ihm Appetit anregend in die Nase, als sich seine Freundin meldete.
    »Wo bist du?«, fragte er.
    »Unterwegs«, antwortete sie, »mit Joachim zu einem Autounfall. In Hohenacker scheint es der Meldung nach ordentlich gekracht zu haben. Und du?«
    Braig kannte den Kollegen Ann-Katrins, der fast doppelt so alt war wie sie und vier Töchter hatte, von deren neusten

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