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Schwaben-Wut

Schwaben-Wut

Titel: Schwaben-Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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persönlich zu sprechen, ein.
    »Am beschte heute Abend«, meinte er.
    »Das ist zu spät. Wir benötigen Ihre Auskunft jetzt. Sofort. Wir stehen direkt vor Ihrem Tor.«
    Seine Antwort war nicht zu verstehen. Neundorf glaubte zuerst, Wierandt habe die Verbindung einfach abgebrochen, als sein Fluchen plötzlich wieder deutlich zu hören war. »Sind Sie von der Polizei?« brüllte er.
    »Endlich haben Sie es begriffen.«
    »Scheiße. Wenn es unbedingt sein muss, komm ich halt vor.«
    Sie warteten gute fünf Minuten, bis eine verschlafen wirkende, nur notdürftig mit kurzem Hemd und fleckiger Hose gekleidete Gestalt hinter den verbeulten Autos sichtbar wurde. Der Mann war kaum 1,60 Meter groß, hatte graue Stoppelhaare, ein breites, rotwangiges Gesicht. Umständlich öffnete er das Tor.
    Neundorf und Beck wiesen sich aus.
    »Es geht um Ihren Bruder, Herr Wierandt.«
    Philipp? Er ist nicht hier, fährt wieder eine größere Tour.«
    »Wohin?«
    »Was weiß ich? Österreich, glaube ich.«
    »Seit wann?«
    »Vorvorgestern. Freitag fuhr er weg.«
    »Seitdem war er nicht mehr hier?«
    »Nein!! Wieso? Was wollen Sie von ihm?«
    Wierandt blieb am Tor stehen, machte keine Anstalten, sie in seine Wohnung einzuladen. Er roch intensiv nach Schweiß und Zigaretten.
    »Uns geht es nicht um Philipp. Wir kommen wegen Markus.«
    Der Mann lachte. »Markus? Das müssten Sie aber wissen, wieso Sie den hier nicht finden.«
    »Schon. Aber trotzdem sind wir da. Dürfen wir in Ihre Wohnung? Hier draußen ist die Luft so schlecht.«
    Neundorf drückte die widerstrebende Gestalt vom Tor weg, bedeutete ihm unnachgiebig, dass sie sich nicht von ihrem Wunsch abbringen lassen würden. Protestierend schloss Wierandt das Tor, tappte missmutig vor ihnen her, an immer neuen Autowracks vorbei. Ein Berg von Reifen verbarg den Blick auf das unmittelbar dahinter gelegene langgezogene Haus. Es verfügte nur über zwei Stockwerke, hatte an jedem Ende einen Eingang. Wierandt steuerte auf die weiter entfernte Haustür zu.
    »Wer wohnt hier?«, fragte Beck, deutete auf den ersten Eingang.
    »Philipp«, brummte der Mann, »vorausgesetzt, er ist mal da.«
    »Er ist nicht verheiratet?«
    »Die Schlampe ist schon lange auf und davon.«
    Sie waren am anderen Ende des Gebäudes angelangt. Wierandt öffnete die Tür, schob sich ins Innere. Der Geruch unzähliger Zigaretten und ungemachter Betten hing in der Luft.
    Der Wohnraum präsentierte sich überraschend sauber. Neundorf hatte ein unüberschaubares Chaos aus gefüllten Aschenbechern, leeren und vollen Bier- und Schnapsflaschen erwartet, sah ein offenbar frisch gesäubertes großes Zimmer mit einer geschmackvollen dunkelroten Sitzgarnitur, einem breiten Holztisch, einer hellen Schrankwand und einer schmalen Glasvitrine vor sich. Sie pfiff anerkennend durch die Zähne.
    Wierandt wies auf das Polster. »Was trinken Sie?«
    Beide lehnten ab. »Vielen Dank. Wir wollen Sie nicht lange aufhalten.«
    Der Gastgeber zuckte mit der Schulter, ließ sich in einen Sessel plumpsen. »Mein Raum für Geschäftsverhandlungen«, erklärte er, wies auf das Mobiliar in seinem Rücken.
    »Alle Achtung«, anerkannte Neundorf, »dem Zimmer nach zu schließen, müssen Sie sehr erfolgreich sein.«
    »Danke für die Blumen. Ich bin es nicht gewohnt, dass Polizeibeamte schmeicheln.«
    »Tue ich auch nicht. Mir geht es um den neuen Freund von Markus. Er wohnt hier bei Ihnen, hörte ich.«
    »Bitte?« Wierandt hielt sich die Hand ans rechte Ohr, sah die Kommissarin mit großen, verschlafenen Augen an.
    »Andreas Stecher. Am Freitag aus dem Bau getürmt, wohnt seither bei Familie Wierandt.«
    Ihr Gastgeber zeigte keinerlei Nervosität. »Wer erzählt den Quatsch?«
    »Sie wissen, die Polizei hat viele Ohren.«
    »Blödsinn. Von dem Kerl habe ich noch nie was gehört.«
    »Von welchem Kerl?«
    »Stecher«, erklärte Paul Wierandt, »der ist kein Freund von Markus. Das wüsste ich.«
    »Ist auch egal. Wichtig ist allein die Tatsache, dass er bei Ihnen wohnt. Wo genau?«
    »Quatsch!« Der Mann wuchtete sich hoch, wies auf die Tür. »Sehen Sie sich doch um, wenn Sie mir nicht glauben!«
    Die Beamten ließen sich nicht zweimal bitten, durchsuchten das gesamte Haus samt Obergeschoss und Keller, die Hand an der Waffe. Die übrigen Räume machten zwar bei weitem keinen so gepflegten Eindruck wie das große Zimmer, doch herrschte nirgendwo das Chaos, das Neundorf angesichts der Umgebung erwartet hatte. Einzig ein kleines Zimmer, gleich neben der

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