Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwaben-Wut

Schwaben-Wut

Titel: Schwaben-Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
Vom Netzwerk:
und so. Wir verstehen uns?«
    Neundorf musterte ihn kalt, untersuchte dann die beiden Räume, in denen die Betten nicht gemacht waren. Sie beugte sich nieder, schnupperte an der Bettwäsche. »Hier lag vor kurzem noch jemand drin«, erklärte sie, lief ins Nachbarzimmer, wiederholte die Prozedur. Das Laken roch nach Schweiß und Fußgeruch. »Hier genauso.«
    Beck gab ihr recht.
    Leere Flaschen am Kopfende der beiden Betten zeigten deutlich, dass darin verschiedene Personen geschlafen hatten: Im einen Fall mehrere Bier- und Schnapsflaschen, im anderen zwei Plastikbehälter mit Mineralwasser.
    »Und wer hat hier übernachtet? Kommt jetzt das Märchen, dass Ihr Bruder nachts die Betten und die Getränke wechselt?«
    »Quatsch. Irgendeine Tussi, mit der er es ab und zu treibt.«
    »In einem anderen Zimmer? Das glauben Sie doch selbst nicht!«
    »Dann war es einer seiner Freunde, was weiß ich.«
    »Stecher«, sagte Neundorf, »genau. Ich beantrage einen Durchsuchungsbefehl. Die Wohnung stellen wir auf den Kopf.«
    Sie nahm ihr Handy vor, ließ sich verbinden, erklärte die Sachlage.
    Keine halbe Stunde später trafen die Kollegen ein.

12. Kapitel
    Müde und erfüllt von undefinierbarer Wut erschien Neundorf zur Sitzung der Sonderkommission, die die Ergebnisse und neuen Strategien für die Suche nach Andreas Stecher austauschen und erarbeiten sollte. Der Misserfolg – oder besser: der Erfolg für einen möglicherweise anderen Fall – der Untersuchung der beiden Wohnungen der Wierandt-Brüder war ihr deutlich anzumerken.
    Im Lauf ihrer jetzt immerhin 15-jährigen Praxis hatte sie ein Gespür dafür entwickelt, zu unterscheiden, ob es sich lohnte, eine strittige Angelegenheit weiterzuverfolgen oder nicht. Dies basierte oft nicht auf rational nachvollziehbaren Erkenntnissen, lief vielmehr auf einer Ebene, die nicht allein mit verstandesgemäßer Einsicht zu erklären war.
    So meinte sie im vorliegenden Fall zu spüren, dass ihnen bei der Untersuchung des Wierandt-Hauses irgendein Versäumnis oder ein Fehler unterlaufen war. Die Kollegen von der Spurensicherung hatten die Wohnung buchstäblich auf den Kopf gestellt. Kein Zimmer, kein Winkel der hotelmäßig hergerichteten Behausung war unberührt geblieben. Sie hatten zweifelsfrei eruiert, dass sich vor kurzer Zeit noch zwei verschiedene Personen in der Wohnung aufgehalten hatten, Philipp Wierandt und irgendein ihm unbekannter Freund, wie sein Bruder immer wieder aufs Neue behauptete. Wer die undefinierbare Person war, blieb ungeklärt. Nicht ein einziger Hinweis auf die Identität. Auch der Aufenthaltsort Philipp Wierandts war nicht zu ermitteln. Sein Bruder wusste nur von einer Dienstfahrt irgendwohin in Österreich.
    Der einzige Fund, der Neundorf hatte aufmerksam werden lassen, waren ein Schlüssel und das Foto einer großen Hütte, die ihnen in einer Plastiktüte im Nachttisch eines der Zimmer in die Hände gefallen waren. Ein Gebäude, einer Jagdhütte ähnlich, anhand der vielen Bäume im Hintergrund deutlich als an einem Waldrand gelegen zu erkennen. Das Bild war leicht verknittert, zudem abgegriffen, leider ohne jede Erklärung.
    Wierandts Bruder wusste angeblich nicht, um welches Gebäude es sich hier handelte, so sehr ihn Neundorf auch in die Mangel nahm. Sie bat die Kollegen, auf alle Fundstücke zu achten, die einer Lokalisierung des Gebäudes dienen könnten – vergeblich.
    War das Haus ein abgelegener Zufluchtsort, den Philipp Wierandt für eine seiner aktenkundig krummen Touren benutzte? Die Liste seiner Verfehlungen war lang: Schmuggel, Hehlerei, Transport gestohlener Fahrzeuge, wie der Computer-Ausdruck ergeben hatte. Diente das Gebäude als Lager für irgendwelche illegalen Geschäfte – somit auch als idealer Zufluchtsort für einen entflohenen Mörder?
    Neundorf hatte Mühe, den Ausführungen ihrer Kollegen zu folgen. Handfeste Erkenntnisse kamen nicht einmal in Ansätzen zu Tage. Einzige Neuigkeit der ganzen Veranstaltung war die von allen Teilnehmern äußerst erfreut aufgenommene Tatsache, dass sich der zuletzt am Samstagmorgen gesichtete Kommissionsvorsitzende, Kriminalrat Gotthold Gübler, krank gemeldet hatte.
    »An was leidet die kurze Kreatur?«, fragte Neundorf laut.
    Niemand wusste Konkretes. Nur das Gerücht eines angeblichen Jagdunfalls machte hartnäckig die Runde. Im LKA war nicht verborgen geblieben, dass Gübler sich seit einigen Jahren als Hobby-Jäger engagierte.
    »Möge die Genesung bis zur Pensionierung währen«, kommentierte

Weitere Kostenlose Bücher